Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krise zwischen Uganda und Deutschland: Fake-Telefonat sorgt für Fa…
> Weil der deutsche Botschafter in Uganda angeblich Rebellen unterstützt,
> kündigt Uganda die militärischen Beziehungen. Dabei gibt es beides gar
> nicht.
Bild: Um ihn geht es: Ugandas Oppositionsführer Bobi Wine, den angeblich Deuts…
Kampala taz | Auf sämtlichen Titelseiten in Uganda wird derzeit Deutschland
an den Pranger gestellt. Die deutsche Botschaft würde Rebellen im Land
„finanzieren und mobilisieren“, behauptet Ugandas Armeesprecher Chris
Magezi. Am Sonntag [1][kündigte er an], Uganda werde sämtliche
Militärkooperation mit der Bundesrepublik aufkündigen – dabei gibt es
solche gar nicht.
Der ugandische [2][„Shitstorm“ gegen die Deutschen] ist Ergebnis einer
politischen Entwicklung, die sich seit vielen Monaten zuspitzt. Im Januar
2026 sind Wahlen anberaumt. Ugandas 80-jähriger Präsident Yoweri Museveni
will erneut antreten, er regiert bereits seit 1986. In den Startlöchern
steht auch sein ältester Sohn [3][Muhoozi Kainerugaba], derzeit Ugandas
Armeechef und ein ausgesprochen agiler Kommentator auf X [4][weit über
seine offizielle Funktion hinaus].
Auf den Wahlkampf bereitet sich auch Ugandas derzeit wichtigste
Oppositionspartei NUP (Nationale Einheitsplattform) vor, unter dem Musiker
Robert Kyagulanyi, bekannt unter seinem Künstlernamen Bobi Wine.
Ende April verschwand Wines Leibwächter Edward Mutwe spurlos. Es stellte
sich heraus: Er saß in einem der zahlreichen illegalen Gefängnisse, wo auch
gefoltert wird, wie er selbst [5][nach seiner Freilassung bestätigte].
Armeechef und Präsidentensohn Kainerugaba postete auf X [6][Fotos von
Mutwe] – sein Kopf kahl rasiert, sein Gesicht schmerzverzerrt. „Er macht
sich in die Hose, wenn er mich sieht“, witzelte der Präsidentensohn: „Wir
bringen ihm Runyankore bei“. Runyankore ist die Sprache von Musevenis
Ankore-Ethnie aus dem Südwesten des Landes, die seit 40 Jahren Ugandas
politische und militärische Elite stellt.
## Europäische Botschafter treffen Oppositionspolitiker
Zur selben Zeit begannen europäische Botschafter in Uganda mit ihren
Treffen verschiedener Parteien – eine übliche Konsultationsrunde im Vorfeld
der Wahlen. [7][Ein Foto] prangte kurz darauf auf den Titelseiten: Bobi
Wine im Handschlag mit Vertretern von EU-Staaten, darunter dem deutschen
Botschafter Mathias Schauer. Kurz darauf zirkulierte [8][eine Audio-Datei]
in Ugandas Sicherheitskreisen. Darauf sichert angeblich Botschafter Schauer
einem Vertreter von Wine die volle Unterstützung des Auswärtigen Amtes und
der deutschen Medien zu – offenbar ein gestelltes Telefongespräch.
Die EU-Botschafter würden mit „Feuer spielen“, war Kainerugabas Kommentar
auf X. Die Deutschen würden „illegale und geheime“ Aktivitäten in Uganda
finanzieren und unterstützen, kritisierte Armeesprecher Magezi und stellte
klar: „Unsere Geheimdienste sind ihnen auf der Spur. Wir sind dabei, die
Terrorzellen auszuheben.“
Kurz darauf reisten europäische Botschafter in den Norden Ugandas für ein
lang im Voraus geplantes Gesprächsprogramm mit den lokalen Vertretern
verschiedener Regionen. In der nördlichen Bezirkshauptstadt Gulu residiert
auch General Caleb Akandwanaho, bekannt unter seinem Kriegsnamen Salim
Saleh, der seit Jahrzehnten sehr einflussreiche Bruder von Präsident
Museveni.
Beim Treffen mit Saleh vergangene Woche meldete sich auch der deutsche
Botschafter Schauer zu Wort. Das Video seiner Aussage ging später
landesweit viral. „Wir sind besorgt über den Schaden der Reputation“, so
Schauer über die X-Kommentare von Armeechef Kainerugaba. Unterfüttert von
klaren Gesten fordert der deutsche Botschafter General Saleh auf, „eine
rote Linie“ zu ziehen hinsichtlich der Onlinekommentare seines Neffen.
Die Antwort des Präsidentensohns an den deutschen Botschafter kam prompt:
„Es hat mit ihm als Person zu tun. Er ist völlig ungeeignet, in Uganda
stationiert zu sein“, so Kainerugaba auf X.
Immerhin: Saleh versprach, sich des Problems anzunehmen, betonte allerdings
auch, dass Kainerugaba seine X-Kommentare als Privatperson tätige, nicht
als Armeechef. „Er ist ein guter Junge“, so Onkel Saleh.
## Nachts wird geholzt, morgens gelöscht
Es ist nicht das erste Mal, dass Kainerugabas X-Tweets diplomatische
Skandale auslösen. Zu Beginn des Jahres drohte er online erst der
Demokratischen Republik Kongo, dann Sudan mit einem militärischen
Einmarsch. Vor allem nachts setzt der 51-jährige Präsidentensohn mitunter
zahlreiche provokante Tweets ab, viele werden im Morgengrauen wieder
gelöscht.
Als Armeechef hat er nun via Armeesprecher Magezi den Deutschen die
militärischen Beziehungen gekündigt. Dabei hat Deutschland in Uganda keinen
Militärattaché stationiert und unterhält auch keine militärischen
Beziehungen zu Ugandas Armee. Diese wird mittlerweile vor allem aus
Russland unterstützt.
26 May 2025
## LINKS
[1] https://www.newvision.co.ug/category/news/updf-suspends-military-ties-with-…
[2] https://www.monitor.co.ug/uganda/news/national/uganda-tells-germany-funding…
[3] https://x.com/mkainerugaba
[4] https://x.com/mkainerugaba/status/1923035159223226560
[5] https://x.com/ntvuganda/status/1924776999836393601
[6] https://x.com/bbstvug/status/1918185490060071333
[7] https://x.com/AhmedKayiira/status/1922996499031457883
[8] https://x.com/Bennie_Yen256/status/1925993174914261184/video/1
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Uganda
Yoweri Museveni
Bobi Wine
Tansania
Schwerpunkt Flucht
Uganda
## ARTIKEL ZUM THEMA
Martha Karua aus Kenia: Diese „Eiserne Lady“ kämpft für Menschenrechte in…
Am Wochenende wurde Martha Karua in Daressalam festgenommen. Die
Rechtsanwältin verteidigt zwei Oppositionsführer aus Tansania und Uganda.
Schutz für Künstler:innen in Uganda: Kreative Trutzburg
Das 32°East ist ein wichtiges Kunst- und Kulturzentrum in Uganda, gebaut
mit deutscher Hilfe – und sicherer Ort auch für die verfolgte
LGBTQI-Gemeinschaft.
Ugandischer Autor über seine Flucht: „Es gibt sehr viel zu schreiben“
Der ugandische Schriftsteller Kakwenza Rukirabashaija hat es nach seiner
Flucht nach Deutschland geschafft. Ein Gespräch über seine Verhaftung und
heilende Narben.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.