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# taz.de -- Wachsendes Elend in Sudan: In Khartum wütet die Cholera
> 70 Menschen sind in 2 Tagen an der Seuche gestorben, in Darfur
> verschwinden Geflüchtete in der Wüste. Doch das Leid des Sudan
> interessiert hier kaum.
Bild: Cholera Patient*innen in einem Krankenzimmer nahe Port Sudan
Es gab eine Zeit, da hätte eine Nachricht wie diese Schlagzeilen gemacht:
70 Menschen sind innerhalb von zwei Tagen in Sudans Hauptstadt Khartum an
Cholera gestorben. 45 Tote meldeten die Behörden für Dienstag, 25 für
Mittwoch, dazu allein an diesen beiden Tagen 2.119 bestätigte
Infektionsfälle. Die Zahl der Choleratoten in Sudan liegt dieses Jahr
bereits bei 1.640. Man darf davon ausgehen, dass diese Zahlen in diesem
Bürgerkriegsland ohne funktionierende staatliche Strukturen nur einen
Ausschnitt der Wirklichkeit darstellen.
Im April trat Sudan in sein drittes Kriegsjahr ein, von einem schnellen
Ende des blutigen Machtkampfs zwischen der regierenden Armee unter Staats-
und Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und der aufständischen
paramilitärischen Miliz RSF (Rapid Support Forces) unter Ex-Vizepräsident
Mohamed Hamdan Daglo geht niemand aus. Anders als die Kriege in der Ukraine
oder in Gaza ist der Krieg in Sudan kein Topthema der internationalen
Diplomatie, trotz emsiger Aktivitäten der damit befassten Politiker bleibt
er ein schreckliches Hintergrundrauschen im globalen Horror des Jahrs 2025.
Nur vereinzelt stechen besonders schreckliche Entwicklungen heraus: etwa,
dass 400.000 Menschen aus dem belagerten Flüchtlingslager Zamzam in Darfur,
wo [1][schon 2024 eine Hungersnot] festgestellt wurde, [2][ohne jede
Versorgung ins Nichts geflohen] sind. Das Schicksal vieler von ihnen
verliert sich in der Wüste.
Systematische sexualisierte Gewalt, ein bewährtes Kriegsmittel der RSF
gegen missliebige Bevölkerungsgruppen in Darfur, ist allgemein verbreitet.
Die größte Flüchtlingskrise der Welt, die größte Hungerkrise der Welt – …
sind Sudan-Standardformeln in Nachrichten und ebenso sorgenvollen wie
folgenlosen politischen Erklärungen geworden.
Nun also Cholera in Khartum. Der Hintergrund zeigt, wie sich dieser Krieg
einfachen Erklärungen entzieht. Vor wenigen Monaten jubelte Sudans Armee,
sie habe endlich die RSF aus der Hauptstadt vertrieben, in der im April
2023 der Krieg ausbrach und die seitdem umkämpft war.
Von den mehreren Millionen Menschen, die aus der einst fünf Millionen
Einwohner zählenden Stadt geflohen waren, machten sich die ersten auf den
Rückweg, in zarter Hoffnung auf Normalisierung und in Angst um ihr
zurückgelassenes Hab und Gut. Aber in Khartum funktioniert nichts, [3][die
staatlichen Behörden] haben nicht wieder die Arbeit aufgenommen, und nun
beschießt die RSF die Stadt mit Drohnen aus der Ferne. Weil dadurch die
letzten Reste der Strom- und Wasserversorgung zerstört wurden, wütet die
Cholera in horrendem Ausmaß.
Dieses Desaster ist, wie alles in Sudan, eigentlich völlig vermeidbar, ein
menschengemachtes Versagen inmitten einer menschengemachten Katastrophe.
Und jetzt? Etwa einmal im Monat befasst sich der UN-Sicherheitsrat damit
und äußert seine „tiefe Sorge“. Mitte Juni dürfte es wieder so weit sein.
Bis dahin werden wieder einige Tausend Sudanesen weniger am Leben sein,
über die man sich Sorgen machen kann.
30 May 2025
## LINKS
[1] /Gaza-erlebt-die-schnellste-Sudan-die-groesste-Hungersnot-der-Gegenwart/!60…
[2] /Folgen-von-Naturkatastrophen-und-Krieg/!6087775
[3] /Sudan/!6089208&s=sudan&SuchRahmen=Print/
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in Sudan
Darfur
Cholera
Hungersnot
Uganda
Serien-Guide
Naturkatastrophe
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