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# taz.de -- Wehrpflicht für alle: Frauen als verfügbare Menschenmasse
> Wenn der Staat wahlweise für mehr kämpfende, arbeitende oder gebärende
> Frauen wirbt, geht es sicher nicht um Feminismus – sondern einfach um
> Bedarf.
Bild: Frau und Soldatin: Nur neues Menschenmaterial im Krieg?
Zur großen Freude der hiesigen Kriegstüchtigkeitsbegeisterten hat das
dänische Parlament in dieser Woche die Wehrpflicht für Frauen beschlossen.
Der perfekte Moment, um auch in Deutschland noch einmal die Forderung
aufzustellen: Mehr Frauen an die Waffe! Schaut doch, [1][im
progressiv-feministischen Dänemark machen sie es auch so!] Und würde es
denn nicht der Gleichstellung von Mann und Frau widersprechen, wenn nur
Männer für unsere Sicherheit kämpfen dürften? Ja, was für ein archaisches,
nein, antifeministisches Weltbild steckte denn hinter dem Gedanken, die
Wehrpflicht sei nur was für Männer?
Wenn alte, aufrüstungsfreudige Männer wie der grüne Ex-Außenminister
Joschka Fischer [2][den Dienst an der Waffe plötzlich zu einem
feministischen Akt hochstilisieren], ist das nicht nur perfide – es ist
auch einer der ältesten PR-Tricks in der modernen PR-Trickkiste.
In den späten 1920er Jahren stand die US-amerikanische Tabakindustrie vor
einem Problem: Für die Hälfte der potenziellen Tabakkonsumenten war das
Rauchen tabu – Zigarettenherstellern gingen Profite in Milliardenhöhe durch
die Lappen. Also heuerte die American Tobacco Company den PR-Spezialisten
Edward Bernays an, um mehr Frauen zum Rauchen zu bringen. Was tat Bernays?
Er kreierte die erste moderne PR-Kampagne: Die Zigarette machte er zur
„Fackel der Freiheit“, einem Zeichen weiblicher Emanzipation, und bezahlte
junge Frauen, um beim Ostermarsch 1929 zigarettenrauchend durch New York zu
marschieren. Ein riesiger Erfolg: Bilder der rauchenden Demonstrantinnen
gingen durch alle Zeitungen des Landes, und noch im selben Jahr stieg der
Tabakkonsum von Frauen deutlich an.
## Not an der Frau
Die Bundesregierung steht gerade vor einem ähnlichen Problem: Deutschland
soll „kriegstüchtig“ werden; das nötige Geld für Panzer und Drohnen ist …
da – aber es fehlen noch die Menschen, die die teuren Gerätschaften auch
bedienen können. Es ist also so viel Not am Mann, dass eben auch Not an der
Frau, ja sogar der nichtbinären Person ist. Und wie ließe sich die moderne
junge Frau besser für die Bundeswehr anwerben als mit Feminismus?
Es stimmt schon. Das Rauchtabu für Frauen, die reine Männerwehrpflicht und
der Ausschluss von Frauen aus dem Arbeitsmarkt – all das sind Produkte des
Patriarchats. Wenn aber ältere, mächtige Männer wahlweise für mehr
rauchende, arbeitende, gebärende oder kämpfende Frauen werben, tun sie es
nicht für den Feminismus. Sie tun es, weil sie Konsumentinnen,
Arbeitskräfte, Mütter und Soldatinnen brauchen: die Frau als verfügbare
Menschenmasse. Mit Emanzipation hat das wirklich gar nichts zu tun.
12 Jun 2025
## LINKS
[1] /Verteidigungspolitik/!6078540
[2] https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/joschka-fischer-ueber-die-aufr…
## AUTOREN
Pauline Jäckels
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