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# taz.de -- Verurteilter Luxemburger Stürmer: Proteste gegen Gewalttäter im N…
> Der wegen häuslicher Gewalt verurteilte Luxemburger Stürmer Gerson
> Rodrigues durfte auch gegen Irland im Nationalteam spielen. Vor dem
> Stadion wurde demonstriert.
Bild: Protest vor dem Stadion: der Umgang mit der Causa Rodrigues gefällt viel…
Vor dem Freundschaftsspiel gegen Irland war es Gerson Rodrigues ein
Anliegen, den Sport und seine eigenen Verdienste in den Vordergrund zu
rücken. [1][Via Instagram postete er:] „Ich bin der beste Torschütze der
luxemburgischen Fußballgeschichte und trage das Trikot meines Landes mit
Stolz. Ich werde weiter dribbeln, Tore schießen und die Zuschauer bewegen.“
Ein Treffer erzielte er am Abend nicht. Das Spiel endete torlos. Einige
Zuschauer waren allerdings durchaus bewegt. Nicht von dem, was auf dem
Rasen geschah, sondern allein von der Anwesenheit Rodrigues’.
Rund 100 Demonstranten streckten schon vor Spielbeginn vor dem Stade de
Luxembourg symbolisch Rote Karten in die Höhe. Auch in der Arena zeugten
Protesttransparente von großem Unmut im Publikum. Bereits am Freitag
[2][bei der Heimpartie gegen Slowenien] hatte es ähnliche Proteste gegeben.
Vielen ist der Umgang des Luxemburgischen Fußballverbandes mit der Causa
Rodrigues unverständlich. Selbst Luxemburgs Sportminister Georges Mischo
sprach unlängst von „einer Katastrophe“ und kündigte Gespräche mit den
Verbandsverantwortlichen an.
Anfang Mai war Rodrigues von einem Berufungsgericht wegen mehrfacher
Körperverletzung zu einer anderthalbjährigen Bewährungsstrafe, Geldstrafen
und Entschädigungen verurteilt worden. Die Richter bestätigten damit das
erstinstanzliche Urteil vom Vorjahr und sahen es als erwiesen an, dass der
29-Jährige Ende 2022 seine damalige Partnerin, eine Influencerin und
frühere Miss Luxemburg, geschlagen hatte. Des Weiteren wurde ihm zur Last
gelegt, dass er bei einer Auseinandersetzung im Bahnhofsviertel von
Luxemburg zwei Männern Gesichtsverletzungen zugefügt hatte.
Rodrigues streitet bis heute jene Vorwürfe ab, die nicht von Dritten
bezeugt werden können – also die Vorwürfe der häuslichen Gewalt gegenüber
seiner ehemaligen Partnerin. Diese habe sich die nachweislich sichtbaren
Verletzungen selbst zugefügt. Er habe sie sogar daran gehindert, „das
Schlimmste zu tun“. Auf den jüngsten Richterspruch hat er einen etwas
eigenwilligen Blick. Er respektiere das Urteil, das bedeute aber nicht,
dass dies die Wahrheit widerspiegele.
## Werben um Mitgefühl
Ähnlich unbekümmert geht der [3][Luxemburgische Fußballverband FLF] bislang
mit der Verurteilung seines Rekordstürmers um. Nationaltrainer Luc Holtz
warb am Dienstagabend noch nach der Partie gegen Irland um Mitgefühl. „Die
ganze Geschichte hat ihn sehr getroffen, auch wenn man das in der Gruppe
nicht wirklich merkt. Doch ich kenne ihn schon lange. Wenn so viel auf dich
einprasselt, ist es wirklich schwer, sich auf das Spiel zu konzentrieren.“
Generell stellte er Rodrigues ein gutes Zeugnis aus: „Er ist ein sehr
netter Junge mit einem großen Herzen, der nicht immer seine Gefühle zeigt.“
Einem in dieser Angelegenheit kritisch berichtenden Journalisten von der
Tageszeitung Le Quotidien hatte der FLF-Pressesprecher kürzlich vor einem
Medientermin mitgeteilt, er sei nicht willkommen. Die nationale Vereinigung
der Sportjournalisten Luxemburgs solidarisierte sich daraufhin in einer
Stellungnahme mit dem ausgeladenen Kollegen. FLF-Präsident Paul Philipp
zeigte sich davon unbeeindruckt und beklagte, Rodrigues würde öffentlich
gelyncht, und mokierte sich über die Dauer der Berichterstattung. Weil der
öffentliche Druck mittlerweile so groß ist, kündigte die FLF am Dienstag
an, eine Ethikkommission zu gründen, die sich mit dem Fall Rodrigues
befassen soll.
Eine Suspendierung von Rodrigues durch die FLF hat es im Übrigen schon
einmal gegeben. Der Grund damals? Der Stürmer wollte nicht mit den
Physiotherapeuten der FLF zusammenarbeiten. Zudem war bei der Begnadigung
im Oktober 2023 noch von anderen Missverständnissen die Rede. Sein Trainer
Holtz erklärte damals: „In seinem Fall gibt es eine Null-Toleranz-Grenze.
Wegen seiner Vergangenheit darf er sich nichts mehr erlauben.“
11 Jun 2025
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/gerson_rodrigues_11/?hl=de
[2] https://www.sportschau.de/fussball/luxemburgs-nationalteam-debatte-um-nomin…
[3] https://www.flf.lu/
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Luxemburg
Fußball
häusliche Gewalt
Social-Auswahl
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Kolumne Press-Schlag
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