| # taz.de -- Buchhändler Kai Stellmann über Superman: „Es gab einen deutsche… | |
| > Seit 2013 ist der 12. Juni „Superman-Tag“. Buchhändler Kai Stellmann üb… | |
| > die Ursprünge der Figur und Comics in Deutschland. | |
| Bild: Auch in die Kunst hat Superman Eingang gefunden: Patricia Wallers „O.T.… | |
| taz: Herr Stellmann, Superman ist der erste und der mächtigste der | |
| US-amerikanischen Comic-Superhelden. Was wissen Sie über seine Ursprünge? | |
| Kai Stellmann: Über die Ursprünge habe ich in Büchern und Magazinen | |
| gelesen. Helden mit übermenschlichen Kräften gab es ja schon in der | |
| griechischen Antike, so etwa Herkules und Achilles. | |
| taz: Achilles hatte mit seiner Ferse auch schon eine Schwachstelle wie | |
| Superman mit dem Kryptonit. | |
| Stellmann: Oder der deutsche Held Siegfried mit dem Lindenblatt auf der | |
| Schulter. Es gab sogar eine Art deutschen Vorläufer von Superman: 1937 | |
| wurde in der Zeitschrift „Gartenlaube“ ein Comic mit dem Titel „Famany – | |
| der fliegende Mensch“ veröffentlicht, den die Schöpfer von Superman, Jerry | |
| Siegel und Joe Shuster, aber wohl nicht gekannt haben. Deren erste | |
| Superman-Geschichte erschien dann im Jahr 1938. Später hat Joe Shuster | |
| übrigens sein Geld mit sadomasochistischen Zeichnungen verdient. Auf einer | |
| davon wird ein Mann von einer Frau im Bikini und hohen Stöckelschuhen | |
| ausgepeitscht und dem sieht Superman sehr ähnlich. | |
| taz: Aber mit dem Erfolg von Superman hatten Siegel und Shuster doch | |
| ausgesorgt, oder? | |
| Stellmann: Nein, damals waren die Urheberrechte in den USA noch anders | |
| geregelt und weder sie noch ihre Erben wurden an den späteren Erfolgen von | |
| [1][Superman] maßgeblich beteiligt. | |
| taz: Und die Erfolge kamen schnell, Superman wurde in wenigen Jahren zu | |
| einem Multimediahelden. | |
| Stellmann: Ja, es gab neben den Comics bald auch Hörspiele, Serials, also | |
| Kinokurzfilmserien, und Zeichentrickfilme. | |
| taz: In den 1940er-Jahren kämpfte er auch gegen die Nazis. Deshalb wurden | |
| die Superman-Comics von Goebbels verboten. Wann kam er denn nach | |
| Deutschland? | |
| Stellmann: Zuerst mit mäßigem Erfolg zwischen 1950 und 1954, damals noch | |
| als „Supermann“. Als langlebige Serie erschienen Superman-Hefte dann erst | |
| ab 1966. | |
| taz: Was halten Sie von den Superman-Filmen? Der 12. Juni wird nur deshalb | |
| als Superman Day gefeiert, weil an diesem Tag im Jahr 2013 der Film „Man of | |
| Steel“ in die Kinos kam. | |
| Stellmann: Ich mochte den ersten Superman-Film aus dem Jahr 1978 mit | |
| Christopher Reeves recht gern, weil er der Comicfigur sehr ähnlich sieht. | |
| Und auch sonst hatten sie sich bei dem Film viel Mühe gegeben. Anders als | |
| bei dem ersten Batman-Film von 1966. Dort war alles seltsam übertrieben, | |
| und als der Film damals ins Kino kam, fand ich, dass sie der Figur damit | |
| nicht gerecht wurden. Denn Batman ist in den Comics ja eine viel | |
| realistischere Figur als Superman. | |
| taz: Sie hatten eine Buchhandlung mit einer großen Comicabteilung. War | |
| Superman da ein Verkaufserfolg? | |
| Stellmann: Nein, von den Buchausgaben haben wir pro Ausgabe höchstens fünf | |
| Exemplare verkauft. Wenn da ein Comic gut lief, waren das über 50. In jedem | |
| Land mögen die Leute ihre speziellen Comichelden. In Frankreich war das zum | |
| Beispiel „[2][Asterix]“ und bei uns eher komische Gestalten wie | |
| „[3][Werner]“ oder „Das kleine Arschloch“ von Walter Moers. Superhelden | |
| waren in Deutschland nicht so verankert wie in den USA. | |
| taz: Das dürfte sich inzwischen mit den vielen Filmen über Superhelden | |
| geändert haben. Aber Comics sind in Deutschland generell nicht so gut | |
| angesehen. | |
| Stellmann: Ja, die Comic-Kultur ist bei uns weniger ausgeprägt als etwa in | |
| Frankreich, Belgien, England oder den USA. Und ein Grund dafür ist, dass es | |
| Anfang der 1950er-Jahre eine Kampagne in Deutschland gab, bei der Comics | |
| generell als Schmutz und Schund abgestempelt wurden. 1955 gründeten | |
| Comicverleger als Reaktion darauf die „Freiwillige Selbstkontrolle für | |
| Serienbilder“ und bemühten sich, dass ihre Hefte nicht indiziert wurden. | |
| Noch im Jahr 1962 hat man zum Beispiel auf dem Bremer Bürgerweide | |
| öffentlich Comichefte verbrannt. | |
| 12 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Wilfried Hippen | |
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