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# taz.de -- Sanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin: Digitalisierung kommt mit…
> Die Generalsanierung der Strecke Hamburg-Berlin steht an. Aus
> Kostengründen wird die Deutsche Bahn dabei auf die digitale
> Modernisierung verzichten.
Bild: Zwischen Hamburg und Berlin kommt das nicht: Ein Mitarbeiter montiert im …
Hamburg taz | Ein ziemlich großes Projekt bleibt es ja, das sich die
Deutsche Bahn mit der [1][Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin]
vorgenommen hat: Die knapp 280 Kilometer lange Verbindung zwischen den
beiden Metropolen soll ab August für ganze neun Monate gesperrt werden,
damit sie Teil des künftigen „Hochleistungsnetzes“ wird. „Zahlreiche
Arbeiten an Gleisen, Weichen und Oberleitungen“ will die Bahntochter DB
Infra-Go in dieser Zeit gebündelt durchführen, auch manche Bahnsteige
sanieren. Doch den ganz großen zukunftsträchtigen Wurf hat sie am Mittwoch
abgeblasen.
Auf der Strecke wird nun doch kein digitales Zugsicherungssystem verbaut
werden, das einen erheblichen Kapazitätsgewinn bedeutet hätte. Und auch
andere Vorhaben sollen in den vergangenen Planungen schon eingestampft
worden sein.
Zugsicherungssysteme sollen die Fahrten von Zügen kontrollieren, sodass sie
nicht schneller als zulässig unterwegs sind oder Haltesignale ignorieren.
Dies geschieht auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin bislang mit
elektronischer Technik, konkret mit der sogenannten Punktförmigen
Zugbeeinflussung (PZB) und der Linienzugbeeinflussung (LZB).
Zwar noch nicht auf der gesamten Strecke, zumindest aber auf den besonders
intensiv befahrenen ersten Abschnitten aus Hamburg und Berlin raus sollte
stattdessen das digitale European Train Control System (ETCS) eingebaut
werden. Der große Vorteil der Technik liegt in einem erheblichen
Kapazitätsgewinn: Bis zu 30 Prozent mehr Züge können durch die digitale
Taktung des ETCS verkehren. Nötig wäre das, denn täglich sind auf der
meistbefahrenen deutschen Städte-Direktverbindung bereits bis zu 230 Züge
mit rund 30.000 Fahrgästen unterwegs.
Doch das Vorhaben wurde nun „angepasst“, wie die DB am Mittwoch mitteilte.
Die Erfahrungen der Pilot-Generalsanierung der sogenannten Riedbahn bei
Frankfurt am Main hätten gezeigt, wie „komplex und zeitaufwändig die
Montage und Abnahme der neuen Technik als Doppelausrüstung mit den
konventionellen Sicherungssystemen ist“. Zwischen Hamburg und Berlin wolle
man deshalb auf eine „aufwändige sowie kostenintensive Doppelausrüstung“
verzichten – vorerst: „Eine Ausrüstung mit ETCS wird in den frühen
2030er-Jahren erfolgen.“ Immerhin sollen aber nun schon mal Stellwerke
sowie technische Anlagen entlang der gesamten Strecke auf den zukünftigen
Einsatz von ETCS vorbereitet werden.
Damit bestätigt sich nun, was im vergangenen Jahr schon durch Recherchen
publik wurde: Im September berichtete der Südwestrundfunk (SWR), dass die
Bahn bei der digitalen Modernisierung sparen will. Damals bestritt der
Konzern das noch, allerdings hatte er noch vom damaligen Verkehrsminister
Volker Wissing (damals FDP) einen verschärften Sparkurs aufgedrückt
bekommen. [2][Eine zeitliche Streckung der Digitalisierungsinvestitionen
schien schon damals plausibel.]
Hinzu kommt: Auch weitere Modernisierungsmaßnahmen sollen im Laufe der
Planung abgesagt worden sein. [3][Zu diesem Schluss kamen zuletzt
Recherchen von Nicht-Regierungsorganistaionen]: So sollten ursprünglich 20
Überleitstellen neu- oder ausgebaut werden. Solche Weichenverbindungen
machen den Betrieb flexibler, weil dort schnellere Züge langsamere
überholen können. Aktuell ist von sechs zusätzlichen Überleitstellen die
Rede, um die sich während der Generalsanierung gekümmert werden soll. Ein
Bahnsprecher widerspricht auch auf Nachfrage, dass es eine Reduzierung im
Laufe der Planungen gegeben habe.
Für die Akzeptanz des Konzepts Generalsanierung sind das dennoch keine
guten Nachrichten: Die komplette Streckensperrung bedeutet für Fahrgäste
massive Umwege oder längere Fahrtwege mit Bussen. Wenn dabei aber nur noch
eine abgespeckte Generalsanierung herausspringt, dürfte der Gegenwind für
die weiteren Vorhaben stärker werden: Die Strecke Hamburg–Berlin ist
schließlich erst die zweite, insgesamt sollen [4][40 besonders hoch
belastete Streckenabschnitte mit einer Gesamtlänge von mehr als 4.000
Kilometern vollständig saniert werden.] Schon jetzt kritisieren
Fahrgastverbände die langen Sperrungen.
Hinzu gibt ein Bahnsprecher die angestrebte Zustandsnote nur noch mit einer
2,3 an. Aktuell liegt sie bei der Schulnote 3,7. Bei der Ankündigung im
Frühjahr 2023, künftig nur noch auf die größeren Korridorsanierungen zu
setzten, war jeweils mindestens eine 1,8 versprochen worden. Der Verzicht
auf ETCS habe allerdings keinen Einfluss auf die Benotung einer Strecke,
erklärt der Bahnsprecher.
Für die Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin bedeutet das immerhin:
Die Wahrscheinlichkeit, dass die angepeilten Kosten von 2,2 Milliarden Euro
eingehalten werden, ist durch den Verzicht auf ETCS immerhin gestiegen. Und
auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Bauarbeiten pünktlich enden. Indes:
Die nächste große Sperrung für den ETCS-Einbau steht schon, bevor die erste
Generalsanierung überhaupt begonnen hat.
23 May 2025
## LINKS
[1] https://www.deutschebahn.com/de/presse/pressestart_zentrales_uebersicht/Ham…
[2] /Medienbericht-zu-Sparmassnahmen/!6035117
[3] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190766.pendlerverkehr-bahnstrecke-berlin…
[4] /Wichtige-Bahnstrecke/!6023237
## AUTOREN
André Zuschlag
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