# taz.de -- Pionierin in der Sportfotografie: Athletinnen, keine Sexobjekte | |
> Eileen Langsley hat Frauen als Hochleistungsathletinnen fotografiert – | |
> allein unter Männern. Von ihren Berufskollegen wurde sie gern ignoriert. | |
Bild: Sportfotografie ist bis heute überwiegend Männersache | |
Beeindruckende 14 Olympische Winter- und Sommerspiele, 4 Paralympische | |
Spiele und Commonwealth Games, ungezählte Europa- und Weltmeisterschaften | |
in diversen Sportarten sowie Ehrenmitgliedschaft im Internationalen | |
Turnerbund – das ist nur ein Teil der Berufsbilanz der britischen | |
Sportfotografin Eileen Langsley. | |
Ursprünglich war sie Sportlehrerin an der King Edward VII School in | |
Sheffield gewesen, im Jahr 1976 begann sie aber, bei Sportwettkämpfen zu | |
fotografieren. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die Wände der | |
Umkleidekabinen mit Bildern berühmter Sportlerinnen zu dekorieren, um die | |
Schülerinnen zu motivieren. Rasch stellte sie jedoch fest, dass die Frauen | |
auf den meisten Fotos eher als Sexobjekte denn als Hochleistungsathletinnen | |
inszeniert wurden. So entschied sie, eben selbst aktiv zu werden und | |
Wettkämpfe der Schule zu dokumentieren. | |
Eigentlich habe sie vom Fotografieren keine Ahnung gehabt und sich alles | |
bis hin zur Arbeit in der Dunkelkammer selbst beigebracht, erinnerte sich | |
die heute 81-Jährige in einem Interview. Ihre ersten Bilder erschienen in | |
der Sheffielder Lokalpresse und später auch in überregionalen Zeitungen. | |
1980, damals war sie 37 Jahre alt, entschied sich Langsley zum | |
Berufswechsel. Am liebsten hätte sie eine Ausbildung zur Fotografin | |
gemacht, aber fand niemanden, der sie als Frau einstellen wollte. | |
Am Anfang ihrer Karriere sei es schwer gewesen, „[1][die | |
Vorurteilsbarrieren in manchen Bereichen] zu durchbrechen“, erinnerte sie | |
sich 2015 in einem Artikel für die Publikation der britischen Sportpresse. | |
Ihr Mann erzähle beispielsweise immer noch von dem Tag, an dem er sie zu | |
einem Cross-Country-Lauf begleitet und dabei ihre Tasche mit der | |
Fotoausrüstung getragen habe: „Er wurde problemlos in den Zielbereich | |
gelassen, was mir dagegen verwehrt wurde.“ | |
## „Sehr einsamer Weg“ | |
Nicht die einzige Zurückweisung, die Langsley erlebte. Eine Bildagentur | |
teilte ihr mit, dass Frauen viel zu wenig Ahnung von Sport hätten und man | |
deswegen keine Verwendung für sie habe. „Das entbehrte nicht einer gewissen | |
Ironie“, stellte sie später lakonisch fest, „denn damals wusste ich | |
tatsächlich mehr über Sport als über Fotografie.“ | |
Und bei einem großen Sportevent im Londoner Chrystal Palace wurde sie von | |
den anwesenden Fotografen komplett ignoriert, niemand sprach mit ihr. „Das | |
war schon ein sehr einsamer Weg, den ich damals ging“, sagte sie in einem | |
Interview mit der BBC. So etwas sei speziell zu Beginn ihrer Karriere fast | |
Normalität gewesen, sagte sie 2015, „traurigerweise kam es aber auch in den | |
späteren Jahren noch vor“. | |
Unterkriegen ließ sie sich jedoch nicht: Kurzerhand gründete sie ihre | |
eigene Agentur namens Supersports und half später dabei, die [2][von Billie | |
Jean King] 1974 initiierte Women’s Sports Foundation in Großbritannien zu | |
etablieren. | |
Ihre professionelle Karriere hatte mit einem Rückschlag begonnen, 1980 | |
wurde ihr die Akkreditierung für die Olympischen Spiele in Moskau | |
verweigert. Drei Jahre später wurde sie offizielle Fotografin des | |
Internationalen Turnerverbands, wohl auch, weil sie in ihren Bildern immer | |
wieder die athletischen Höchstleistungen zeigte. Ihr Ansatz wurde nicht von | |
allen Auftraggebern verstanden. Es kam immer wieder vor, dass Publikationen | |
sexy Fotos von Sportlerinnen haben wollten. Langsley lehnte solche Anfragen | |
ab. „Ich habe mir damals einige Feinde gemacht.“ Gleichwohl gewann sie | |
einige renommierte Preise für ihre Fotos, darunter ist ein Bild von Rugby | |
spielenden kleinen Jungen und eines, das zwei Turnerinnen zeigte, die | |
gleichzeitig durch einen Reifen sprangen. | |
[3][Die Olympischen Spiele in Paris] werden wohl die letzten gewesen sein, | |
die Eileen Langsley begleitete. 2026 möchte sie aber noch die | |
Eiskunstlauf-EM in Sheffield und die Commonwealth Games in Glasgow | |
dokumentieren, „ich plane, so lange weiterzumachen, wie es geht. Der | |
Ruhestand ist nichts für mich.“ | |
28 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Elke Wittich | |
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