# taz.de -- Radweg auf der Kantstraße: CDU beschleunigt im Rückwärtsgang | |
> Neues aus dem Hause Bonde: Die Verkehrssenatorin wickelt den fünf Jahre | |
> alten Pop-up-Radweg auf der Kantstraße wieder ab. | |
Bild: Halbwegs sicher – und bald Geschichte: Pop-up-Radweg auf der Kantstraße | |
Berlin taz | Vor einem guten halben Jahr lieferte ein CDU-Stadtrat von | |
Charlottenburg-Wilmersdorf seiner Parteifreundin Ute Bonde – Senatorin für | |
Mobilität und Verkehr – eine Vorlage, um den Pop-up-Radweg auf der | |
Kantstraße wieder abzuschaffen: [1][Er drohte, dort das Wohnen in oberen | |
Stockwerken zu untersagen], weil die Feuerwehr nicht genug Platz habe, ihre | |
Löschfahrzeuge sicher aufzustellen. Bonde versprach prompt die Revision der | |
2020 angeordneten Verkehrsführung, bei der Radfahrende zwischen Gehweg und | |
parkenden Autos fahren. | |
Am Mittwoch war es so weit: Die Senatsverwaltung verkündete eine neue | |
verkehrsrechtliche Anordnung. Künftig sollen wieder Kraftfahrzeuge neben | |
dem Gehweg parken, links davon verläuft ein Bussonderfahrstreifen, der auch | |
mit dem Fahrrad genutzt werden kann, auf der dritten Spur rollen die Autos. | |
Im Prinzip wird damit der alte Zustand wiederhergestellt. Gegen den hatte | |
es im ersten Coronajahr Demos gegeben, [2][auch als Reaktion auf einen | |
Unfall, bei dem ein Radfahrer auf dem Savignyplatz totgefahren worden war]. | |
Bondes Verwaltung begründet den Schritt wie gehabt mit der Feuerwehr. | |
Aktuell werde „dem Radverkehr eine höhere Sicherheit für Leib und Leben | |
zuteil“ als „bei einem potenziellen Brand einer Bewohnerin oder einem | |
Bewohner der oberen Etagen der Wohnhäuser“. Der Vorschlag des Bezirksamts, | |
den Mittelstreifen als potenzielle Aufstellfläche für Löschzüge zu | |
befestigen, sei „durch den dafür notwendigen Umbau- und Finanzbedarf nicht | |
darstellbar“. Außerdem hätten sich durch die unvorhergesehenen Baumaßnahmen | |
auf der A 100 „über viele Jahre andauernde neue Verkehrsbeziehungen | |
ergeben“, mit „starkem Einfluss auf die konkrete Verkehrssituation vor | |
Ort“. | |
## „Wir sind entrüstet“ | |
Die Reaktionen darauf fallen harsch aus: „Wir sind entrüstet“, erklärt | |
ADFC-Sprecherin Lisa Feitsch. Die Senatorin spiele das Recht auf | |
körperliche Unversehrtheit von Radfahrenden gegen die Anwohner:innen | |
aus. Der Kottbusser Damm in Kreuzberg zeige, dass sich die | |
Feuerwehrproblematik etwa durch ausreichende Lücken im Parkstreifen lösen | |
lasse. Im Januar hatte der ADFC dokumentiert, dass die Radspur auf | |
Abschnitten der Kantstraße, wo die Verkehrsführung schon jetzt dem von | |
Bonde angestrebten Zustand entspricht, regelmäßig durch Falschparker | |
blockiert wird. | |
Die Linksfraktion im Abgeordnetenhaus verglich Bondes Vorgehen mit einer | |
„Brechstange“ und der „Axt im Walde“, die Fraktion in der BVV | |
Charlottenburg-Wilmersdorf verkündete: „Die nächsten Toten auf der | |
Kantstraße gehen auf das Konto der CDU!“ | |
Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) teilte mit, er habe die | |
Anordnung „mit großer Irritation“ zur Kenntnis genommen. Die | |
Senatsverwaltung räume dem Bezirk eine 14-tägige Frist zur Stellungnahme | |
ein, liefere aber nicht einmal Skizzen der neuen Verkehrsführung oder Daten | |
zur Begründung. Inhaltlich erschließe sich jedenfalls „auf den ersten | |
Blick, dass die Gefahrenlage für die Fahrradfahrenden durch die neue | |
Regelung wesentlich erhöht wird“. | |
4 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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