# taz.de -- AfD verteilt Ausschüsse im Bundestag: Radikale bekommen, was sie w… | |
> Die AfD-Fraktion hat ihre Arbeitskreise verteilt: Helferich sitzt im | |
> Kulturausschuss, Krah im Europaausschuss. Und auch der Kreml dürfte sich | |
> freuen. | |
Bild: Haben ein belastetes Verhältnis, Krah bekam dennoch, was er wollte: Tino… | |
Berlin taz | Gerade erst wurde das [1][Verfassungsschutzgutachten zur | |
Hochstufung der AfD] als gesichert rechtsextrem geleakt, schon liefert die | |
AfD weiter Belege für ihre Radikalisierung. Man könnte das Gutachten | |
fortlaufend ergänzen: Denn die Partei tut [2][trotz drohender Konsequenzen | |
für Beamte] in den eigenen Reihen bemerkenswert wenig für ihre | |
Deradikalisierung. | |
Im Gegenteil: Die neue AfD-Fraktion im Bundestag hat am Dienstag ihre | |
Kandidaten für die Ausschüsse gewählt und ihre radikalsten Köpfe durften | |
sich am Ende freuen. Denn sie bekamen exakt das, was sie sich wünschten: | |
Matthias Helferich, der sich selbst als „freundliches Gesicht des NS“ | |
bezeichnete, kommt in den Kulturausschuss und beschäftigt sich dort unter | |
anderem mit Gedenkstättenarbeit. In der letzten Legislatur distanzierte | |
sich die AfD-Fraktion noch von Helferich wegen seiner radikalen Positionen, | |
in dieser Legislatur wurde er reibungslos aufgenommen. | |
Gedenkstättenleiter und Historiker Jens-Christian Wagner bezeichnete | |
Helferichs Sitz im Kulturausschuss als „Schande“ und als Beleg für die | |
„geschichtspolitische Radikalisierung“ der AfD-Fraktion. Seine Wahl in den | |
sensiblen Ausschuss sei ein „Frontalangriff auf die Erinnerungskultur“. | |
Der nicht weniger radikale Maximilian Krah, den die Fraktionsspitze nach | |
taz-Informationen am liebsten in den Petitionsausschuss abgeschoben hätte, | |
kam unterdessen in den Europaausschuss. [3][Gegen Krah ermittelt die | |
Generalstaatsanwaltschaft Dresden] wegen mutmaßlicher Bestechlichkeit und | |
Geldwäsche im Zusammenhang mit chinesischen Zahlungen. Zuletzt wurde | |
Anklage wegen schweren Spionageverdachts [4][gegen seinen ehemaligen | |
persönlichen Assistenten und langjährigen Mitarbeiter Jian G. erhoben]. | |
Zudem gibt es gegen Krah ein Vorermittlungsverfahren im Zusammenhang mit | |
mutmaßlichen Zahlungen aus Russland – Krah streitet jegliche Schuld ab und | |
darf sich nun freuen, im Europaausschuss weiter viel auf Reisen zu sein. | |
## Arbeitskreis Außen ganz nach dem Geschmack des Kreml | |
Im Europaausschuss sitzt Krah künftig zusammen mit Matthias Moosdorf, der | |
neben seinem Bundestagsmandat in der letzten Legislatur [5][eine | |
Honorarprofessur in Russland angetreten hat], die sogar intern kritisiert | |
wurde. Immerhin musste er aber Abstriche machen: Am Dienstag scheiterte er | |
nach taz-Informationen mit einer Kampfkandidatur für den Arbeitskreis Außen | |
– bekam dafür aber problemlos einen Platz im Europaausschuss. In der | |
Fraktionsspitze gibt es durchaus die Sorge, dass er dort weiter Unruhe | |
stiften wird. | |
Anders lief es beim ebenfalls [6][notorischen Russlandreisenden Rainer | |
Rothfuß] – der kam erneut in den wohl skandalträchtigsten Arbeitskreis | |
Außen. Auch der Obmann des Ausschusses, Stefan Keuter, war schon [7][als | |
Pseudo-Wahlbeobachter in Russland unterwegs] – allerdings vor dem | |
russischen Großangriff auf die Ukraine. | |
Der neue Leiter des Arbeitskreises Außen dürfte dem Kreml ebenso schmecken: | |
Vorsitzender wird Markus Frohnmaier, ein Vertrauter der Fraktionschefin | |
Alice Weidel. Frohnmaier ist mit einer russischen Journalistin verheiratet, | |
die für die als regierungsnah geltende Zeitung Iswestija [8][arbeitete]. | |
Als Russland die Krim annektierte, sprach er Glückwünsche an die „Bürger | |
der Krim zum Erringen der Unabhängigkeit von der Ukraine“ aus. | |
Schon 2015 traf Frohnmaier Putins [9][faschistischen Ideologen Alexander | |
Dugin] und veröffentlichte sogar Beiträge auf dessen Website. Auch besuchte | |
er vor Russlands Invasion in der Ukraine pro-russische Separatisten im | |
Donbas. Bereits 2019 [10][berichteten diverse Medien in gemeinsamen | |
Recherchen] zu Versuchen russischer Einflussnahme auf die Bundestagswahl | |
2017. In einem Strategiepapier des Kremls wurde Frohnmaiers Einzug damals | |
demnach begrüßt. Er werde „ein unter absoluter Kontrolle stehender | |
Abgeordneter im Bundestag sein“, hieß es darin. | |
Und auch anderswo geht die Radikalisierung recht ungebremst weiter: So | |
berichten unter anderem die Nürnberger Nachrichten, die AfD-Fraktion im | |
Bayerischen Landtag will Höcke-Flüsterer und völkischen Vordenker Götz | |
Kubitschek als Sachverständigen [11][für eine Anhörung zu | |
„Demokratiebildung“ benennen]. Auch wenn die anderen Parteien das offenbar | |
noch verhindern wollen: Der Verfassungsschutz dürfte weiter jede Menge | |
Belege zu sammeln haben. | |
14 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Was-steht-im-AfD-Gutachten/!6087894 | |
[2] /Verfassungsschutz-und-AfD/!6084203 | |
[3] /AfD-Politiker-Maximilian-Krah/!6087124 | |
[4] /Mitarbeiter-von-Maximilian-Krah/!6085253 | |
[5] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100506170/a… | |
[6] /AfD-Abgeordnete-reisten-nach-Russland/!6049991 | |
[7] https://correctiv.org/aktuelles/russland-ukraine-2/2023/09/22/alternative-f… | |
[8] https://mbk-news.appspot.com/rassled/kremlevskaya-alternativa/ | |
[9] /Der-russische-Faschist-Alexander-Dugin/!5836919 | |
[10] https://www.bbc.com/news/world-europe-47822835 | |
[11] https://www.nn.de/politik/zoff-im-landtag-afd-will-rechten-vordenker-als-s… | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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