# taz.de -- Ermittlungen wegen rechter Posts: Hitlergruß auf Social Media | |
> Zwei Angehörige der Polizei Niedersachsen stehen im Verdacht, | |
> rechtslastige Postings abgesetzt zu haben. Beide sind derzeit des | |
> Dienstes enthoben. | |
Bild: Immer wieder fallen PolizistInnen mit rechten Postings auf | |
Osnabrück taz | Dass sich niedersächsische Polizisten in Sozialen Medien | |
äußern, über personifizierte Dienst-Accounts Kontakt zu BürgerInnen suchen, | |
für „Digitales Community Policing“, lässt sich als Transparenz verstehen, | |
als Nahbarkeit: Postings zum Nutzen der Allgemeinheit. | |
Mancher private Post von Staatsdienern bewirkt das Gegenteil: | |
[1][Rechtslastigkeit ist hier kein Einzelfall]. Dann rücken Kollegen zur | |
Durchsuchung an, stellen Mobiltelefone und Laptops sicher. | |
Letzten Mittwoch fuhren Beamte der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück | |
im Auftrag der Staatsanwaltschaft Osnabrück bei zwei Angehörigen der | |
Polizei Niedersachsen vor. Strafrechtliche Ermittlungen begannen. Anonyme | |
Hinweise hatten die Aktion möglich gemacht. | |
## Fotos von hilflosen Menschen verbreitet | |
Ein 21-jähriger Polizei-Anwärter der Polizeiakademie Niedersachsen aus | |
Hannoversch Münden im Landkreis Göttingen soll „einen Hitlergruß gezeigt“ | |
und sich in dieser Pose gepostet haben, sagt Oberstaatsanwalt Alexander | |
Retemeyer von der Staatsanwaltschaft Osnabrück der taz. Ein 27-jähriger | |
Beamter der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim stehe im | |
Verdacht, so die Staatsanwaltschaft, sich wegen „Verletzung des | |
höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten“ strafbar | |
gemacht zu haben. In seiner Dienstzeit soll er Fotos von Personen „in | |
hilfloser Lage, vor allem von ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern“ | |
gemacht haben, auch in Zellen, „und diese via Messenger verbreitet haben“. | |
Man nehme die Vorwürfe „sehr ernst“, schreiben Andrea Menke, | |
Polizeivizepräsidentin der Polizeidirektion Osnabrück, und Carsten Rose, | |
Direktor der Polizeiakademie Niedersachsen, in einer gemeinsamen Erklärung. | |
„Sollten diese sich bewahrheiten, werden wir unmissverständlich und mit | |
entschlossener Haltung reagieren. Klar ist: [2][Rechtsextremes Gedankengut] | |
hat in der Polizei keinen Platz!“ Die Polizei stehe für die Wahrung und den | |
Schutz demokratischer Grundsätze. „Daran darf es keinen Zweifel geben.“ | |
Disziplinar- beziehungsweise Entlassungsverfahren laufen. Beide | |
Beschuldigte sind derzeit des Dienstes enthoben. | |
Auffällig ist: Wer von Staatsanwaltschaft und Polizei Auskunft will, landet | |
schnell im Niemandsland: Zu Details, sagt Retemeyer der taz, möge man sich | |
an Marco Ellermann wenden, den Sprecher der Polizeidirektion. Ellermann | |
wehrt ab, sehr knapp, fast barsch: „Dazu sagen wir gar nichts!“ Die | |
„Pressehoheit“ habe die Staatsanwaltschaft. | |
## Nicht der erste Fall | |
Die Polizeidirektion Osnabrück hat schon mehrfach erlebt, dass Kollegen | |
wegen Rechtslastigkeit ins Visier gerieten. Ein Beispiel: Ende April hat | |
das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg über zwei Beamte entschieden, die | |
sich in Chats [3][über Jahre Rassistisches zugeschickt] hatten. Sie können | |
zwar nicht entlassen werden, wie es die Polizeidirektion wollte, die eigens | |
dafür in Berufung gegangen war, aber ihre Disziplinarmaßnahmen wurden | |
verschärft: Zurückstufung im Dienstgrad. | |
Beide Beamte, so das OVG, hätten „schuldhaft gegen ihre Pflicht verstoßen, | |
durch ihr gesamtes Verhalten für die Erhaltung der freiheitlichen | |
demokratischen Grundordnung einzutreten“. Damit unvereinbar sei „jedes | |
Verhalten, mit dem die Menschenwürde von Personen oder Personengruppen | |
infrage gestellt werde oder das darauf gerichtet sei, die Ziele des | |
nationalsozialistischen Regimes zu verharmlosen oder Bestandteile der | |
NS-Ideologie wieder gesellschaftsfähig zu machen“. Es bestehe aber „noch | |
ein Restvertrauen des Dienstherrn und der Allgemeinheit“. | |
„Rechtsextreme müssen raus aus der Polizei“, schreibt Volker Bajus der taz, | |
Landtagsabgeordneter der Grünen aus Osnabrück und in Hannover | |
parlamentarischer Geschäftsführer. „Demokratiefeinde können keinen | |
Rechtsstaat verteidigen.“ Es sei wichtig, dass Fälle wie dieser öffentlich | |
werden: „Rechtsextreme müssen wissen, sie können sich in Niedersachsen | |
nicht auf einen falsch verstandenen Korpsgeist verlassen. Es muss daher | |
auch aufgeklärt werden, wer das Täterumfeld ist, wer die | |
Empfänger*innen der versandten Hass-Fotos waren und die Täter gedeckt | |
hat.“ | |
Die Polizei müsse „widerstandsfähiger werden, gegen völkische, rassistische | |
und rechtsextreme Einflüsse“, auch durch Bildungs- und | |
Sensibilisierungsprogramme. „Die Polizeidirektion Osnabrück ist hier | |
engagiert dabei“, schreibt Bajus. | |
26 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Toedliche-Polizeischuesse-in-Nienburg/!6007069 | |
[2] /Rechter-Dozent-an-Bundespolizeiakademie/!6068891 | |
[3] /Polizeiforscherin-ueber-Diskriminierung/!6083406 | |
## AUTOREN | |
Harff-Peter Schönherr | |
## TAGS | |
Hitlergruß | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Polizei Niedersachsen | |
Polizei | |
Social Media | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Polizei Hessen | |
Schwerpunkt Rassismus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neonazi-Subkultur im Netz: Forscher warnen vor „Terrorgram“ | |
Rechtsextreme nutzen den Messenger-Dienst Telegram für Gewaltaufrufe. Laut | |
einer Studie gibt es dafür ein loses Geflecht aus Chatgruppen und Kanälen. | |
Rechtsextreme Polizeichats in Hessen: Ungestraft hetzen in Frankfurt | |
Frankfurter Polizisten verschickten rechtsextreme Chats. Nun ist klar: | |
Sie müssen nicht vor Gericht. Verband sieht „fatale Signalwirkung“. | |
Neuer Skandal bei Bremer Feuerwehr: Rassismus schwelt weiter | |
Erneut kommt ein Bremer Feuerwehrmann ins Disziplinarverfahren. Gemeldet | |
hatte den rassistischen Vorfall die Polizei. |