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# taz.de -- Ärgerlich für Schwedens Premier: Ein sehr kurzes Vergnügen
> Der neue Nationale Sicherheitsberater Schwedens war nicht mal einen Tag
> im Amt. Er stolpert über Fotos, von denen die Regierung gerne gewusst
> hätte.
Bild: Zurückgetreten: Tobias Thyberg war schon viele Jahre mit vertraulichen A…
Härnösand taz | Es läuft nicht gut für [1][Ulf Kristersson]. Nur zwölf
Stunden, nachdem der konservative schwedische Ministerpräsident endlich
einen neuen Nationalen Sicherheitsberater präsentieren konnte, geht die
Suche nach einem – diesmal wirklich – geeigneten Kandidaten schon wieder
von vorne los.
Top-Diplomat Tobias Thyberg sollte auf den skandalbelastet zurückgetretenen
Henrik Landerholm folgen. Aber noch vor seinem ersten offiziellen Termin an
diesem Freitag, beim Treffen der Nordeuropäischen Verteidigungsallianz
„Joint Expeditionary Force“ (JEF) in Oslo, trat Thyberg schon wieder ab.
Die Zeitung Dagens Nyheter (DN) war es, die mit ihren Nachfragen zu Fotos
mit „sensiblen“ Inhalten der Regierung offenbar etwas Neues zur Kenntnis
brachte. Konkreter werden die Bildbeschreibungen nicht. Etwas Kontext
lieferte der unglückliche Diplomat selbst: „Das sind alte Bilder von einem
Konto, das ich früher bei der Dating-App Grindr hatte“, schrieb er an DN.
Er hätte darüber informieren sollen, habe das aber nicht getan. Deshalb
habe er der Regierung mitgeteilt, dass er das Amt nicht antreten werde.
Grindr ist ein [2][Dating-Portal für Männer].
Ulf Kristersson reiste also ohne Nationalen Sicherheitsberater nach Oslo,
zum Treffen der baltischen und nordischen Länder sowie der Niederlande und
Großbritannien, die zusammen die schnelle Einsatztruppe JEF betreiben.
## Geheimdienst-Experte: Geheimnisse machen beeinflussbar
„Informationen zurückzuhalten, die entscheidend für eine
Sicherheitsüberprüfung gewesen wären, ist eine ernste Sache“, sagte
Kristersson dort auf einer Pressekonferenz, wie die schwedische
Nachrichtenagentur TT berichtete. Es sei eine eindeutige Schlussfolgerung,
dass der Kandidat den Job nicht haben könnte.
Da Thyberg schon viele Jahre mit vertraulichen Aufgaben im Auftrag
Schwedens befasst war, hätte man dies auch schon früher wissen müssen,
sagte er zudem und sprach von einem Systemfehler.
Warum das Privatleben eines Sicherheitsberaters nicht nur seine eigene
Angelegenheit ist, erklärt Geheimdienst-Experte Jörgen Holmlund von der
schwedischen Verteidigungshochschule gegenüber DN. Habe jemand an einer so
sensiblen Stelle des Regierungsapparats etwas zu verstecken, mache ihn das
beeinflussbar.
Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um etwas handele, das in einem
anderem Kontext unproblematisch sei. Im Zusammenhang mit Sicherheits- und
Geheimdiensten gebe es ein Risiko. „Die USA, Russland und China sind gut
darin, Informationen über aufstrebende Stars zu sammeln“, sagte Holmlund.
## Vorgänger Landerholm vergaß Handy in ungarischer Botschaft
Thyberg war bis 2023 Schwedens Botschafter in der Ukraine, zuvor unter
anderem auch in Afghanistan. Die Tageszeitung Svenska Dagbladet berichtete
nach seiner Ernennung, er gelte in Diplomatenkreisen als mutiger,
kompetenter Russland-Experte. Eigentlich sollte mit ihm endlich Ruhe
einkehren in das von Kristersson eingeführte Amt des Sicherheitsberaters.
Vorgänger Henrik Landerholm war im Januar zurückgetreten. Der
Ministerpräsident und er kannten sich seit ihrer Jugend, seine Ernennung
war deshalb kritisch beäugt worden. Landerholm zeigte aber auch einen für
dieses Amt unglücklichen Hang dazu, vertrauliche Dinge an unpassenden Orten
liegen zu lassen – geheime Akten in einem Konferenzhotel, sein Handy in der
ungarischen Botschaft, ein Notizbuch beim Schwedischen Radio.
Die Regierungskanzlei hatte wegen der Akten im Hotel nach einer eigenen
Untersuchung keinen Anlass zu einem Rücktritt gesehen. Nach Enthüllungen
von DN leitete allerdings die für nationale Sicherheitsfragen zuständige
Staatsanwaltschaft im Januar Ermittlungen ein, wegen des Verdachts auf
fahrlässigen Umgang mit geheimen Informationen – der Auslöser des
Rücktritts.
Kristersson hat [3][Schwedens sicherheitspolitische Strukturen] im großen
Stil umgebaut – es gilt als sein Prestigeprojekt. Er hat Zuständigkeiten
zentralisiert, neue Kompetenzbereiche in Regierungsnähe eingerichtet. Mit
dem Nationalen Sicherheitsrat soll das Land in Krisen schneller und besser
reagieren können. Bislang fallen vor allem die Führungspersonalien auf.
9 May 2025
## LINKS
[1] /Ministerpraesident-in-Schweden-gewaehlt/!5888405
[2] /Nach-Grindr-Denunziation-in-Marokko/!5687043
[3] /Nato-Treffen-in-Finnland/!6058508
## AUTOREN
Anne Diekhoff
## TAGS
Schweden
Ulf Kristersson
Skandinavien
Sicherheitspolitik
Datenschutz
Kolumne Stadtgespräch
Schweden
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