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# taz.de -- Die Wahrheit: Ausblender raus!
> Von falschen Siegern und wahren Verlierern im Gelobten Land, wo Milch und
> Honig fließen sollten, aber der kalte Hauch der Todessehnsucht weht.
Bild: Milk and Honey – es könnte so schön sein
Das Rennen zwischen Hamas-Bunnies und Zion-Igeln geht jetzt schon
anderthalb Jahre, sodass beide längst nicht mehr wissen, wer Falke oder
Taube ist, geschweige denn, wer gewinnt. Aber mit Tiervergleichen haben sie
es im Nahen Osten nicht mehr. Früher beleidigten sie sich gegenseitig in
unüberwindlicher Abneigung als „Hund“ oder „Schwein“, inzwischen greif…
sie lieber auf Menschenvergleiche zurück und bezichtigen sich in trauter
Eintracht, die neue Bestie von Braunau zu sein. Und das ist dann endgültig
die unterste Stufe der Beleidigungen: Mit Österreichern verglichen werden!
Rucksackdeutsche mit schnarrendem Dialekt! Das ist die gerechte Strafe für
Palästinenser und Israelis gleichermaßen.
Aber zurück vom kotelettförmigen Land in die Zentrale des Grauens: den
Berliner Boulevard. Kürzlich schlagzeilte die B-Zeitung B.Z. auf ihrer
Händlerschürze am Straßenrand „Palästina-Prügler raus aus Deutschland“…
eindeutig zweideutig ist, denn eigentlich waren die Hamas-Bunnies mit ihren
Spültüchern um den Hals gemeint, die auf einer Demonstration in der
Hauptstadt Polizisten attackiert hatten. Allerdings prügeln derzeit auch
die Zion-Igel mächtig auf Palästina ein. Die können aber schlecht
rausgeworfen werden – nicht aus Deutschland und erst recht nicht aus
Israel.
Die unsägliche Parole „From the river to the sea“ sollte besser ersetzt
werden durch den sonnigen Trinkspruch „From the milk to the honey“. Ist
doch das biblische Israel das Land, in dem Milch und Honig fließen. Nicht
umsonst heißt ein feiner israelischer Whisky „M+H“ und schmeckt nach „Mi…
and Honey“. Es könnte so schön sein im Gelobten Land. Nichts für abstinente
Hamas-Bunnies, die keine Lebenslust ausstrahlen und vom kalten Hauch der
Todessehnsucht umweht werden.
## Alter Nazi-Slogan
Die Schlagzeile „Palästina-Prügler raus aus Deutschland“ lässt bewusst d…
alten Nazi-Slogan „Ausländer raus! Deutschland den Deutschen!“ anklingen
und verdeutlicht, wes Geistes Kind da am Springer-Werk ist, wo der
luftleere Raum zwischen den Ohren besonders gern mit heißer Luft gefüllt
wird. Dabei müsste es doch eher „Ausblender raus!“ heißen. Denn die grö�…
Dummheit unserer Zeit ist das Ausblenden.
In tapferer Sachlichkeit hängen die Nachrichtenagenturen ans Ende jeder
ihrer täglich unzähligen neuen Meldungen zum Gazakrieg die fast immer
gleiche Formulierung: „Der Krieg im Gazastreifen ist durch den Großangriff
der islamistischen Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden,
bei dem rund 1.200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den
Gazastreifen verschleppt worden sind.“
Man kann es nicht oft genug wiederholen. Das war der Anlass für alles, was
danach geschah. Was leider viel zu viele mittlerweile ausblenden oder mit
dem Whataboutism-Argument widerlegen wollen, es gebe eine Vorgeschichte,
die nicht im „luftleeren Raum“ begann, wie der UN-Generalsekretär António
Guterres kundtat, der auch nicht die hellste Funzel ist, wenn er den
empathielosen Hamas-Bunnies Futter gibt für ihre widerwärtigen Kampagnen.
Als ob eine Vorgeschichte Unmenschlichkeit abmildern könnte.
## Blanker Judenhass
Und wer jetzt einen abgewogenen Schluss erwartet, bei dem beide Seite für
ihr inhumanes Verhalten gerügt werden, der soll zu Recht enttäuscht sein.
Ab- und Ausgewogenheit kann es nicht geben, wenn Antisemitismus die
Antriebsfeder ist und nach dem Gemetzel des 7. Oktobers auf der arabischen
Straße der blanke Judenhass mit Süßigkeiten gefeiert wird. Deshalb fällt
die Waagschale in Richtung einer nicht zu leugnenden Schuld, die nur einen
Schluss zulässt: Die Hamas muss weg!
Der Preis dafür ist hoch. Jedes Menschenleben zählt. Wer nur eines rettet,
rettet die ganze Welt. Doch anders als beim Rennen zwischen Hase und Igel
gibt es am Ende dieser Kriegsrunde keinen wahren Sieger. Auch wenn mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits kurz nach einem
Waffenstillstand wie bei jedem Palästina-Krieg wieder ein Hamas-Bunny vor
die versammelte Weltpresse treten wird, um mit den rauchenden Trümmern von
Gaza im Hintergrund zu behaupten, die israelische Armee sei vernichtend
geschlagen worden, einziger Sieger in dieser Mutter aller Schlachten sei
die Hamas! Und der Zion-Igel lacht sich ins stachelige Fäustchen.
Paläsrael ist und bleibt geprägt von dieser einzigartigen Mischung aus
Größenwahn und Selbstbetrug, in dem sich alle Beteiligten so ähnlich sind,
als wären sie mindestens achtzig Jahre verheiratet. Und irgendwie sind sie
das ja auch, seit ein niederträchtiger Oberösterreicher den Dämon
entfesselte. Dann bis zum nächsten und nächsten Rennen zwischen Hase und
Igel. Im Märchen sind es 74, und es gibt kein Happy End.
23 May 2025
## AUTOREN
Michael Ringel
## TAGS
Gaza-Krieg
Hamas
Israel
Vatikan
Papst Franziskus
Donald Trump
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