| # taz.de -- Orbáns NGO-Gesetz: EU-Abgeordnete wollen Ungarn die Mittel streich… | |
| > Ein neues Gesetz in Ungarn bedroht international finanzierte NGOs. Im | |
| > EU-Parlament regt sich fraktionsübergreifend Widerstand dagegen. | |
| Bild: Budapest, 18. Mai: Tausende protestierten gegen das umstrittene NGO-Gesetz | |
| Nach anfänglicher Schockstarre wächst nun der Druck auf die ungarische | |
| Regierung. Die will mit einem neuen Vorstoß international finanzierte NGOs | |
| und Medien stärker an die Kandare nehmen. Das Europäische Parlament setzte | |
| für Mittwoch eine Dringlichkeitsdebatte über den umstrittenen | |
| Gesetzesentwurf an. In einem fraktionsübergreifenden Brief verlangen | |
| Christdemokraten, Sozialdemokraten, Liberale und Grüne, Ungarn endgültig | |
| den Geldhahn zuzudrehen. | |
| Das geplante [1][Gesetz „zur Transparenz im öffentlichen Leben“] würde der | |
| Regierung ermöglichen, ausländisch finanzierte Medien und NGOs auf eine | |
| schwarze Liste zu setzen und sie von Geldflüssen abzuschneiden. „Bei allen | |
| Fraktionen außer den rechten Gruppen herrscht tiefe Besorgnis über den | |
| kontinuierlichen Abbau der Rechtsstaatlichkeit“, sagte Tineke Strik, | |
| Ungarn-Berichterstatterin im Europäischen Parlament. Der Gesetzesentwurf | |
| könne der letzte Schritt hin zum Zusammenbruch der ungarischen | |
| Zivilgesellschaft sein. | |
| „Wer sich null um die Achtung der EU-Werte kümmert, hat null Euro aus dem | |
| EU-Budget verdient“, sagte der FDP-Europapolitiker Moritz Körner bereits im | |
| Vorfeld der Debatte. Auch der Grünen-Abgeordnete Daniel Freund betonte, „im | |
| Einklang mit den geltenden Rechtsvorschriften die finanziellen Interessen | |
| der EU und damit der europäischen Steuerzahler“ schützen zu wollen. | |
| Wegen verbreiteter Korruption und rechtsstaatlichen Mängeln hat die EU | |
| Ungarn bereits in den letzten Jahren Milliardengelder vorenthalten. Die | |
| Sanktionen haben bisher aber nicht gewirkt, im Gegenteil: Zuletzt | |
| verschärfte Orbán [2][seinen illiberalen und europafeindlichen Kurs]. Mitte | |
| März etwa erließ seine Regierung ein Gesetz, das die alljährliche | |
| Budapester Pride-Parade und ähnliche Veranstaltungen verbietet. | |
| ## Ungarisches Parlament debattiert Gesetz | |
| Das umstrittene neue NGO-Gesetz wurde unterdessen auch im ungarischen | |
| Parlament hitzig debattiert. Mehrere Oppositionsredner verglichen das | |
| Gesetz mit Russlands Agentengesetz und nannten es „faschistisch“. „Auch | |
| dieses Gesetz wird Sie nicht retten“, sagte Klára Dobrev, Abgeordnete der | |
| „Demokratischen Koalition“ Richtung Orbán, der ein Jahr vor der | |
| Parlamentswahl zunehmend unter Druck gerät. | |
| Tausende [3][protestierten bereits am Sonntag] in Budapest gegen das | |
| geplante Gesetz. Kritik kam zuletzt auch vom ungarischen Richterverband und | |
| der Anwaltskammer. Zudem unterschrieben 85 Chefredakteure europäischer | |
| Medien eine gemeinsame Petition, die das Gesetz als Angriff auf die | |
| Pressefreiheit verurteilt. Die Europäische Kommission will den | |
| Gesetzentwurf erst nach seiner Verabschiedung prüfen. | |
| Am Dienstag beschloss das ungarische Parlament zudem den Austritt aus dem | |
| Internationalen Strafgerichtshof. Der Schritt war erwartet worden: Orbán | |
| hatte das Gericht als „politisch motiviert“ bezeichnet und den Haftbefehl | |
| gegen den israelischen Premier Benjamin Netanjahu kritisiert, dem | |
| Kriegsverbrechen in Gaza vorgeworfen werden. Ihn hatte die Regierung | |
| zuletzt in Budapest hofiert, obwohl sie ihn nach Den Haag hätte ausliefern | |
| müssen. | |
| 21 May 2025 | |
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| Florian Bayer | |
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