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# taz.de -- Arbeitszeitbetrug-Meme: Arbeitgeber hassen diesen Trick
> Ein Update vortäuschen, im Home-Office die Wäsche aufhängen, sich zu spät
> ausstempeln: Das alles ist Arbeitszeitbetrug. Und wird im Internet
> gefeiert.
Bild: „Arbeitszeitbetrug? Du meinst Lohndiebstahlsausgleich“
Fast alle haben es schon einmal getan. Und das, obwohl es eine Straftat ist
und man dafür gekündigt werden, ein Bußgeld oder im schlimmsten Fall eine
Freiheitsstrafe bekommen kann. Es ist zu einem Trend, einem Meme geworden:
[1][der Arbeitszeitbetrug.]
Das Wort ist nicht ganz so sexy wie das, wofür es steht. Trotzdem ist es
für ein gelungenes Meme dieser Art unerlässlich, das Wort voll
ausgeschrieben unterzubringen. Fünf holprige und höchst deutsche Silben,
die gemeinsam die großen deutschen Tugenden der Leistung und Effizienz
aushebeln. Es grenzt an einem Skandal.
Arbeitszeitbetrug ist nicht nur, uninspiriert seine Stunden falsch
aufzuschreiben oder sich zu spät auszustempeln – also buchstäblich den
Lohnzettel um ein paar Stündchen und somit ein paar Euro aufzubessern.
Nein, Arbeitszeitbetrug kann mehr.
Der Klassiker, da sind sich die Expert_innen im Internet einig, ist es, auf
der Toilette zu trödeln. Es geht jedoch noch weitaus kreativer. Zu spät in
den Zoom-Call kommen, weil man angeblich noch die neue Version
herunterladen müsse, ein Softwareupdate nötig sei, „rumlabern, dass der PC
spinnt“, [2][sagt Instagram-Nutzer Tuphano], „damit holt man sich auch ein
paar Minuten raus“.
## Der eigentliche Betrug ist Lohnarbeit
In einem Video bewertet er verschiedene Taktiken. Manche seien gang und
gäbe, andere riskanter. „Dann haben wir was Kleines, Süßes“, fährt er f…
„du gehst mal in eine andere Abteilung, vielleicht zu einem Kollegen,
sagst, der brauchte kurz Hilfe.“ Wieder zehn Minuten erfolgreich und subtil
geklaut.
So manche Tugendwächter finden sich in den Kommentarspalten. „Wie wäre es
mit Arbeitsmoral?“, oder: „Mit der Einstellung werdet ihr nie Karriere
machen.“ Das mag vielleicht stimmen, hat aber natürlich zur Prämisse, dass
man Lohnarbeit so geil findet, dass man überhaupt Karriere machen möchte.
Und dass es außerdem für jede_n und in jedem Betrieb ein realistisches Ziel
ist, Karriere zu machen, sich hochzuarbeiten.
Der eigentliche Betrug, muss man gegenüber denjenigen argumentieren, die
jede noch so kleine Form des Arbeitszeitbetrugs für verwerflich halten,
[3][ist die Lohnarbeit], an der sich die oberen Etagen bereichern. Reich
werden kannst du schließlich kaum, ohne dass du Menschen, die für dich
arbeiten, ausbeutest. Ein Nutzer auf Reddit schreibt: „Arbeitszeitbetrug?
Du meinst Lohndiebstahlausgleich.“
## Ein kleiner Protest
Die meisten [4][Memes] dazu haben einen wenig ernsten Ton, lesen sich aber
dennoch als ein kleiner Protest. „Wie sich Arbeitszeitbetrug anfühlt“,
steht da oft. Darunter Bilder, die von einem schelmischen Grinsen bis zu
größter Glückseligkeit reichen: Etwa ein Mensch, der mit geschlossenen
Augen in einem bunten Blumenfeld liegt, Delfine, die vor einem Regenbogen
durch Wellen springen, ein Sonnenuntergang.
Besonders schön ist die Vorstellung, dass diese Memes vielleicht während
der Arbeitszeit entstanden sind. Noch besser wäre aber, den Unmut in einen
echten Arbeitskampf zu übersetzen.
Ob, und wenn ja, zu wie viel Arbeitszeitbetrug es während des Verfassens
dieses Textes gekommen ist, möchte die Autorin nicht offenlegen.
20 May 2025
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/fritz_offiziell/reel/C_S3-QPsjD9/
[2] https://www.instagram.com/p/DJrgnQVojGQ/
[3] /Arbeitszeit-in-Deutschland/!6085829
[4] /Memes/!t5354742
## AUTOREN
Valérie Catil
## TAGS
Meme
Arbeit
Arbeitskampf
Kanzler Merz
Kanzler Merz
Tag der Arbeit / 1. Mai
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