# taz.de -- Wahlen in Rumänien, Portugal und Polen: Europäische Linke in der … | |
> Nach den Wahlen in Rumänien, Portugal und Polen: Um Rechtsradikale zu | |
> verhindern, müssen Linke Konservative stützen. Das verwässert jedoch das | |
> Profil. | |
Bild: Am Wahlabend in Rumänien | |
Der Wahlsonntag in Europa hat unter Linken für gemischte Reaktionen | |
gesorgt. Bei der Stichwahl um die Präsidentschaft in Rumänien: | |
Erleichterung, dass der liberalkonservative Nicușor Dan knapp vor dem | |
rechtsradikalen George Simion gewinnt. In der ersten Runde der | |
Präsidentschaftswahl in Polen: ein kurzes Aufatmen, dass der konservative | |
Rafał Trzaskowski zumindest vor Karol Nawrocki von der PiS liegt, | |
[1][gleich gefolgt von der Sorge, dass im zweiten Wahlgang die Rechten doch | |
die meisten Stimmen einsammeln könnten]. | |
Und in Portugal: [2][Ernüchterung ob der Verluste der Sozialisten und der | |
deutlichen Zugewinne der rechtsextremen Chega]. In all diesen | |
Wahlergebnissen zeigt sich die Schwäche der Linken. Bei den | |
Präsidentschaftswahlen in Polen und Rumänien spielen sie keine nennenswerte | |
Rolle. Das linke Wahlvolk in Polen muss deshalb tun, was in Rumänien gerade | |
so geklappt hat: Es muss in der zweiten Runde für den liberalkonservativen | |
Kandidaten stimmen, in der Hoffnung, so zumindest einen Sieg der | |
Nationalpopulisten zu verhindern. | |
Die Linken stecken in der Zwickmühle. Einerseits müssen sie sich von den | |
Konservativen und den Parteien der Mitte abgrenzen und eine eigene | |
Politikvision entwickeln. Andererseits haben sie kein Interesse an | |
instabilen Verhältnissen, von denen am Ende womöglich die Feinde der | |
Demokratie profitieren. In Portugal bleibt den Sozialisten deshalb wenig | |
übrig, als die Konservativen unter Ministerpräsident Luís Montenegro erneut | |
zu tolerieren, in der Erwartung, dass diese die Brandmauer zur Chega | |
aufrechterhalten. | |
In Polen dagegen blicken die zwei kleineren linken Parteien unterschiedlich | |
auf die Frage der Regierungsbeteiligung. Während die Partia Razem in der | |
Opposition sitzt, ist die Lewica Teil der Regierungskoalition von Donald | |
Tusk. Um sich gegen den Vorwurf zu wehren, man sei nur Mehrheitsbeschaffer, | |
hatte die Lewica-Präsidentschaftskandidatin Magdalena Biejat im Wahlkampf | |
auf ihre Erfolge verwiesen: die Erhöhung der Witwenrente oder ein | |
Pilotprogramm zur Verkürzung der Arbeitszeit. So kann die Linke ihre | |
Teilhabe an der Regierung nutzen, um wenigstens ein bisschen progressive | |
Politik zu machen. | |
Das ist besser als in Großbritannien, wo Labour-Premierminister Keir | |
Starmer es genau andersrum macht: Er schwenkt nach rechts. Getrieben von | |
den Wahlerfolgen der rechten Reform UK kündigte Starmer eine harte | |
Migrations- und Einbürgerungspolitik an. Damit läuft er Gefahr, die | |
Argumente von Reform UK zu bestätigen – und am Ende nicht nur die Macht, | |
sondern auch das inhaltliche Profil zu verlieren. | |
Wo die extreme Rechte auf dem Stimmzettel steht, müssen Linke den | |
Gegenkandidaten wählen. Wo sich Räume öffnen, müssen sie mitgestalten. Aber | |
nicht um jeden Preis. | |
19 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Leon Holly | |
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