Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tischtennis-WM 2025: Schmettern auf Pink
> Seit Samstag findet in Doha, Katar, die Tischtennis-WM statt. Die
> Favoritinnen und Favoriten kommen wieder aus China. Doch auch sie sind
> besiegbar.
Bild: Die deutsche Tischtennisspielerin Sabine Winter in April beim ITTF World …
Wien taz | Der Tisch ist gedeckt, und er ist rosa. Sponsor und
Tischtennis-Materialfirma DHS aus China hat sich mal wieder etwas
Besonderes einfallen lassen, um auch rein optisch diese WM von anderen
Turnieren abzugrenzen: Es gibt also dunkelrosa oder altrosa Tische, auf
denen in Doha gespielt wird. Etwas anstrengend fürs Auge, aber die
Spielerinnen und Spieler sind da einiges gewöhnt.
In Doha, Katar, findet also seit Samstag bereits die 69. Weltmeisterschaft
im Tischtennis statt – in allen Wettbewerben außer dem Team-Wettbewerb
(dafür gibt es nächstes Jahr die nächste WM, die in London ausgetragen wird
– wo es dann ein Jubiläum zu feiern gibt: 100 Jahre
Tischtennis-Weltmeisterschaften): Einzel, Doppel, Mixed.
Neben der Tischfarbe ist diesmal auch der Videobeweis eine Neuheit; sie
wurde beim World Cup in Macao schon gut getestet. Im Gegensatz zum World
Cup setzt die WM ansonsten aufs Altmodische: Gespielt wird von Anfang an im
K.o.-System, eine Gruppenphase mit möglichen Unentschieden gibt es also
nicht.
Die Favoritinnen und Favoriten kommen natürlich mal wieder aus China; der
[1][viel zitierte Österreicher Werner Schlager] ist immer noch der letzte
Europäer, der den Titel erringen konnte. Bei den Frauen verteidigt Sun
Yingsha den Titel; bei den Männern wird es einen neuen Weltmeister geben,
denn Fan Zhedong tritt in diesem Jahr nicht mehr an. Auch Altmeister Ma
Long bleibt dem internationalen Tischtennis in diesem Jahr fern, genauso
wie [2][Timo Boll], der im Juni seine Karriere endgültig beendet.
## China ist besiegbar
Das Ende Fans macht natürlich Begehrlichkeiten auf. Einerseits stellt China
in Lin, Wang und Liang immer noch die Weltspitze; andererseits hat erst
kürzlich Hugo Calderano aus Brasilien gezeigt, dass China besiegbar ist.
Dahinter drängeln sich die [3][Lebrun-Brüder aus Frankreich] nach vorne,
und auch Genie Truls Möregårdh oder sein Kompagnon Anton Kallberg könnten
um den Gral mitspielen.
Die Deutschen hingegen werden über jedes Weiterkommen froh sein müssen. In
den Top 10 der Weltrangliste kommt inzwischen kein Deutscher mehr vor; Dang
Qiu und Patrick Franziska sind zuletzt dort rausgefallen. Beide hatten am
Samstag auch schon arge Mühe, ihre Erstrundenspiele zu überstehen, sie
gewannen jeweils erst im Entscheidungssatz. Benedikt Duda gab hingegen nur
einen Satz ab; Ricardo Walter und Dimitrij Ovtcharov mussten bis
Sonntagnachmittag auf ihren ersten Einsatz warten.
Bei den Frauen sieht es im Grunde nicht anders aus. Xiaona Shan hat es
bereits am Samstag erwischt, Aus in der ersten Runde. Annett Kaufmann
gehört vielleicht die Zukunft, ihre erste Runde gewann sie souverän, doch
in Runde 2 wartet mit der Chinesin Chen Xingtong bereits ein Kracher, der
sie wahrscheinlich das Weiterkommen kosten wird.
Neben Yuan Wan und Ying Han wäre da allerdings noch Sabine Winter – sie hat
ihr Spiel kürzlich gewinnbringend auf Anti auf der Rückhand umgestellt und
könnte für manche Überraschung sorgen. Ansonsten werden das hier China und
Japan mit Tendenz zu China unter sich ausmachen; meine Geheimfavoritin,
aber das nur nebenbei, ist die Teenagerin Miwa Harimoto.
## Ein bisschen Atmosphäre wäre schöner
Doha ist, Stichwort Sportswashing, schon einmal Gastgeber der
Tischtennis-WM gewesen, 2004 war das. Insgesamt profitiert Katar von so
einer Ausrichtung; aber wie so oft im Tischtennis gähnen einen bei der
Liveübertragung leere Ränge an, während das Beklatschen der Spielenden von
anderen Tischen laut hallt.
Es muss nicht immer ein Teenage-Kreisch-Szenario sein wie im
tischtennisfanatischen China oder ein DJ, der die Handtuchpausen mit
Billo-House füllt, aber ein bisschen mehr Live-Atmosphäre vor Ort wäre
schon schön. Aber bis nächsten Sonntag ist noch Zeit, daran was zu drehen.
19 May 2025
## LINKS
[1] /Tischtennis-WM-in-Paris/!5067480
[2] /Tischtennis-Star-Timo-Boll-ueber-Rueckzug/!6074482
[3] /Tischtennis-EM-in-Linz/!6041356
## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
Tischtennis
Weltmeisterschaft
China
Katar
Kolumne Plattenspieler
Timo Boll
Kolumne Plattenspieler
## ARTIKEL ZUM THEMA
Tischtennis: Reden wir doch mal über Frustrationstoleranz
Tischtennisfreaks mögen es gar nicht, wenn man ihren Sport mit Tennis
vergleicht. Aber eine wichtige Parallele gibt es doch.
Tischtennis-Star Timo Boll über Rückzug: „Ich stehe nicht gerne im Mittelpu…
Für ihn ist es ein Abschied mit „reinem Gewissen“.
Ausnahme-Tischtennisspieler Timo Boll beendet am Wochenende seine
Bundesliga-Abschiedstournee.
Rituale im Tischtennis: Zwangsneurotiker am weißen Plastikball
In kaum einer anderen Sportart werden Gewohnheiten derart gepflegt wie im
Tischtennis. Mehr Schweißabwischen geht nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.