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# taz.de -- Rechte im Osten und Westen: Brotdose und Brandrede: Rechtsradikale …
> Podcast über rechtsextreme Radikalisierung mit Nina Gbur (Netzwerk für
> Demokratie und Courage) und Stefan Breuer („Starke Lehrer – Starke
> Schüler“).
Das Gespräch beginnt mit einer alarmierenden Bestandsaufnahme: In den
letzten Jahren ist ein deutlicher Anstieg rechtsextremer Vorfälle im
schulischen Umfeld in Deutschland zu verzeichnen. Konkrete Fallzahlen aus
verschiedenen Bundesländern verdeutlichen das Ausmaß des Problems – [1][so
stiegen die gemeldeten Vorfälle in Hessen von 12 im Jahr 2022 auf 120 im
Jahr 2024]. Nina Gbur vom [2][Netzwerk für Demokratie und Courage in
Sachsen], das Schulen mit Workshops und Beratung gegen Rechtsextremismus
unterstützt, und Stefan Breuer von der TU Dresden, der Lehrkräfte im
Projekt „[3][Starke Lehrer – Starke Schüler]“ im Umgang mit
antidemokratischen Einstellungen stärkt, tauschen sich über die Lage im
Osten und Westen mit dem Moderator Dennis Chiponda aus.
Beide Expert*innen betonen, dass die Zahlen von 2024 vermutlich nur die
Spitze des Eisbergs abbilden, da viele Vorfälle aus unterschiedlichen
Gründen nicht zur Anzeige gebracht werden. Besonders eindrücklich schildern
die Gäste, wie sich gesellschaftliche Entwicklungen unmittelbar im
Schulalltag widerspiegeln.
Die zunehmende Verrohung der politischen Sprache, die Normalisierung
rechtsextremer Positionen in öffentlichen Diskursen und die gezielte
Ansprache Jugendlicher durch rechtsextreme Akteure in sozialen Medien
schaffen ein Klima, in dem demokratiefeindliche Einstellungen leichter Fuß
fassen können. Dabei wird deutlich, dass es sich bei
Radikalisierungsprozessen keineswegs um ein reines Jugendphänomen handelt,
sondern um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich in den Schulen
besonders deutlich zeigt. „Wir reden über eine gesamtgesellschaftliche
Entwicklung, und Jugendliche und junge Erwachsene sind diejenigen, die das
radikaler nach außen tragen, im Zweifelsfall gewalttätiger sind“, sagt
Gbur.
Ein zentrales Augenmerk der Diskussion liegt auf den ausgeprägten
regionalen Disparitäten innerhalb Deutschlands – insbesondere zwischen Ost-
und Westdeutschland sowie zwischen städtischen Ballungsräumen und ländlich
geprägten Gegenden. Gbur und Breuer beleuchten differenziert, inwiefern
strukturelle Herausforderungen – darunter wirtschaftliche
Perspektivlosigkeit, der Mangel an außerschulischen Bildungs- und
Freizeitangeboten sowie eine teils dramatische Unterversorgung mit
qualifizierten Lehrkräften – in bestimmten Regionen ein gesellschaftliches
Klima begünstigen können, in dem rechtsextreme Einstellungen leichter Fuß
fassen.
## Ländlicher Raum gegenüber Städten
Gleichzeitig sprechen sie sich entschieden gegen pauschalisierende
Ost-West-Vergleiche aus. So betont Breuer, wie wichtig es ist, sich die
Lage aus einer regionalspezifischen Perspektive anzuschauen: „Eine Schule
in Ostsachsen hat ganz andere Herausforderungen als eine Schule in Dresden
oder eine Schule in Leipzig. Auch in Hessen haben wir Regionen, wo das
Problem auch im ländlichen Raum anders gelagert ist, wo AfD-Akteurinnen
vielleicht einen viel größeren Einfluss haben als in der Großstadt
Frankfurt, wo andere Dynamiken und Problemfelder herrschen. Wenn man sich
strukturschwache Regionen anschaut, vergessen wir manchmal, dass es die
nicht mehr nur im Osten gibt, sondern auch im Westen.“
Ein zentraler Themenkomplex ist die Rolle von Lehrkräften und
Schulleitungen im Umgang mit rechtsextremen Vorfällen. Aus ihrer
jahrelangen Beratungspraxis schildern die Expertinnen die vielfältigen
Herausforderungen, vor denen Pädagoginnen stehen: von der Angst vor
Konfrontation bis hin zu mangelnder Unterstützung – unser Schulsystem steht
vor einer Mammutaufgabe. So Gbur: „Wir haben Schulen, denen 30 Prozent der
Lehrkräfte fehlen. Dann stellen wir noch die Anforderung, sie sollen sich
um Drogenprävention, um Depressionen unter Schüler*innen und dann noch
um Rechtsextremismus kümmern. Wir haben so viele Probleme, mit denen wir
Lehrkräfte konfrontieren und zum Teil oft auch alleine lassen.“
Die Gäste erläutern zudem, warum Lehrkräfte nicht nur das Recht, sondern
sogar die Pflicht haben, demokratische Werte aktiv zu vertreten und
menschenfeindlichen Äußerungen klar entgegenzutreten.
Erfolgreiche Ansätze der Prävention müssen immer mehrere Ebenen
gleichzeitig adressieren, sagen die Expertinnen: die individuelle Arbeit
mit Schülerinnen, die Unterstützung von Lehrkräften, die Entwicklung
schulischer Konzepte und die Einbindung des sozialen Umfelds. Breuer
betont, dass langfristige Maßnahmen ergriffen werden müssen, statt
vereinzelte Workshops und Weiterbildungen anzubieten: „Wir müssen eine
vertiefte Auseinandersetzung und kontinuierliche Bearbeitung dieses Themas
ermöglichen – also den Umgang mit Herausforderungen, mit Angriffen auf
Schule, mit Äußerungen, Verhalten, mit antidemokratischen Positionen und
Einstellungen.“
Beide fordern mehr Ressourcen für politische Bildung, eine bessere
Vernetzung zwischen Schulen und außerschulischen Akteuren sowie einen
stärkeren politischen Willen zur Bekämpfung rechtsextremer Strukturen.
Demokratiebildung darf keine Krisenreaktion sein, sondern muss als
kontinuierlicher Prozess verstanden werden.
„Mauerecho – Ost trifft West“ ist ein Podcast der [4][taz Panter Stiftung…
Er erscheint jede Woche Sonntag auf [5][taz.de/mauerecho] sowie überall, wo
es Podcasts gibt. Besonderen Dank gilt Ann Toma-Toader von der Redaktion
sowie unserem Tonmeister Daniel Fromm.
20 Apr 2025
## LINKS
[1] /Rechtsextreme-Vorfaelle-an-Schulen/!6025879
[2] https://www.netzwerk-courage.de/sachsen/
[3] https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/starke-lehrer-starke-schueler
[4] /stiftung
[5] /Podcast-Mauerecho/!t6064118
## AUTOREN
Dennis Chiponda
## TAGS
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