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# taz.de -- Sendung bringt Streitparteien zusammen: Wenn Worte retten
> Das Youtube-Format „Das letzte Gespräch“ bringt Menschen mit ungeklärten
> persönlichen Konflikten zusammen. Sie zeigt, wie wichtig Zuhören ist.
Bild: Maja und ihre Mutter Petra, die nicht akzeptiert, dass ihre Tochter Conte…
Wie spricht man mit einer Person, mit der man seit Jahren nicht gesprochen
hat? Noch dazu, wenn dahinter ein [1][ungelöster Konflikt] steckt? Das
Format „Das letzte Gespräch“, produziert [2][von funk], dem digitalen
Gemeinschaftsangebot von ARD und ZDF, bringt Menschen zusammen, zwischen
denen ungeklärte Konflikte stehen. Es geht darum, wieder zueinander finden
oder mit dem letzten Gespräch Abschied zu nehmen.
In jeder Folge begegnen sich zwei Menschen. Ob entfremdete Zwillinge,
Väter, die ihre Töchter verlassen haben oder Freund:innen, deren Lebenswege
auseinander gehen: Sie erhalten in diesem Format die Möglichkeit, wieder
miteinander zu sprechen. Und das vielleicht zum letzten Mal.
Verhärtete Fronten sollen aufgeweicht werden. Die Gäste führen in mehreren
Phasen ihr Streitgespräch, das häufig von Unsicherheit, Hoffnung und
Schmerz durchzogen ist.
Moderiert wird es von Maria Popov, bekannt durch das erfolgreiche
[3][Youtube]-Format „Auf Klo“. Sie schafft es mit ihrer sensiblen Art, sich
den intimen und verletzenden Konfliktthemen der Gäste anzunähern.
Auch Lisa-Sophie Scheurell, bekannt aus der funk-Reihe „Die Frage“,
moderierte bereits eine Folge. Dabei werden sie vom Psychotherapeuten Umut
Özdemir oder der Paartherapeutin Hedda unterstützt. Sie nehmen auf Wunsch
der Betroffenen die Rolle eines der Gäste ein und versuchen, die Worte des
anderen zu übersetzen.
Die letzte Folge zeigt, wie hilfreich die Unterstützung der
Therapeut:innen sein kann: Maja und ihre Mutter Petra, die nicht
akzeptieren will, dass ihre Tochter Content auf der Erotikplattform
OnlyFans hochlädt, sprechen das erste Mal nach dem Kontaktabbruch vor drei
Monaten.
Der Mutter ist die Onlinepräsenz der Tochter unangenehm, sie möchte, dass
sie den Namen des Vaters annimmt, um kein schlechtes Licht auf den
Familiennamen zu werfen. Beide schildern erst mal ihre Perspektive, bevor
es zur ersten gemeinsamen Gesprächsrunde kommt.
## In der jungen Zielgruppe sehr erfolgreich
Für Petra ist das Thema ein Tabu, für Maja Ausdruck von Selbstbestimmung.
Nach jeder Gesprächsphase reflektieren sie alleine mit der Moderatorin, wie
sie sich fühlen und ob sie das Gespräch weiterführen möchten. Maja und
Petra nutzen mehrfach die Unterstützung der Psychotherapeutin und schaffen
es so, sich wieder anzunähern. Für die beiden ist es nicht das letzte
Gespräch.
Das Format stellt wunderbar zur Schau, wie scheinbar unlösbare Konflikte
gelöst werden können. Es wird sehr viel Wert auf respektvolle, ehrliche und
offene Kommunikation gelegt. Richtig streiten muss gelernt sein. Eine gute
Streitkultur ist essenziell in Beziehungen. Doch stellt sich die Frage,
warum Menschen für solche persönlichen und intimen Gespräche in die
Öffentlichkeit des Youtube-Formats gehen.
Bislang ist der Kanal mit rund 25.000 Abonnent:innen noch nicht so
bekannt. Inhaltlich passt er hervorragend in die Digitalstrategie des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie ist laut ARD-Akzeptanzstudie gerade
in der jungen Zielgruppe sehr erfolgreich.
76 Prozent der 14- bis 24-Jährigen nutzen mindestens einmal pro Woche das
digitale ARD-Angebot. 20 Prozent mehr als bei der letzten Befragung 2023.
58 Prozent der jungen Zielgruppe finden das Angebot wichtig, hier gab es
einen Anstieg von 13 Prozent. Doch zeigt die Studie auch, dass sich weniger
als die Hälfte der Menschen von der ARD repräsentiert fühlt.
Formate wie „Das letzte Gespräch“ können helfen, das zu ändern. Sie holen
Themen wie Identität, Familie, Sexualität und Selbstbestimmung in den
öffentlichen Diskurs – auf ehrliche Weise.
Sie zeigen Menschen, wie man streitet, zuhört und sich wieder vertragen
kann. Aber auch, dass es in Ordnung ist, wenn es das letzte Gespräch ist.
Es ist keine Anleitung zur perfekten Versöhnung, sondern eine Einladung,
aufeinander zuzugehen.
28 Apr 2025
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## AUTOREN
Leyla Roos
## TAGS
Youtube
ZDF
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Streit
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Theodor W. Adorno
Weiterbildung
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