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# taz.de -- Anime-Serie „Devil May Cry“: Böser Hase jagt Dämonenjäger
> Die Netflix-Serie „Devil May Cry“ behandelt ihre Videospiel-Vorlage mit
> Respekt und fügt gleichzeitig mehr politische Inhalte ein. Was kann sie?
Bild: Der Schauspieler Johnny Yong Bosch spricht die Figur Dante in „Devil Ma…
Die Welt der Menschen existiert erst seit 2000 Jahren. Nein, das ist nicht
die Erzählung des Kreationismus, sondern die aus der neuen Netflix-Serie
„Devil May Cry.“ Bis vor zwei Jahrtausenden haben Menschen und Dämonen noch
in derselben Welt gelebt, doch der Krieger Sparda, selbst ein Dämon, teilte
die Welten und versiegelte seine eigene Verwandtschaft in eine höllenartige
Sphäre.
Ausgerechnet diese möchte nun ein monokeltragender, bösartiger Hase
einreißen, wofür er ein spezielles Amulett benötigt. Das Drehbuch verlangt
einen Konflikt und deswegen ziert ein Teil des Amuletts den Hals der
Hauptfigur: Dante, seines Zeichens Dämonenjäger und Sohn von Sparda.
Die Vorlage für die acht Folgen ist die gleichnamige japanische
Videospielreihe, die seit 2001 für ihre besonders stylische Action bekannt
ist. Aus dem Genre des Hack and Slash stammend, verknüpfen die Spiele
hervorragende Kämpfe mit einer ausgeklügelten Steuerung, unterschiedlichen
Spielfiguren und schier unendlichen Kombinationen im Kampfgeschehen.
Im Mittelpunkt ist stets Dante, der [1][zwar nichts mit seinem
philosophischen Namensvetter Alighieri] zu tun hat, dafür aber umso mehr
mit seinen zwei Pistolen, einem riesigen Schwert und einer Vorliebe für
Pizza. Wie in den Spielen ist er auch in der Serie frech, bleibt in (fast)
jeder Situation lässig und ist noch [2][selbstreferentieller als der
hyperaktive Actionheld Deadpool.]
## Weit vom Spiel entfernt
Die Handlung entfernt sich mit ihrem politischen Subtext weit von den
Fantasy-Geschichten der Spiele, was manchen Fans bitter aufstößt. Der
Vize-Präsident der USA will sich die Fähigkeiten von Dante zunutze machen
und sieht im Kampf gegen die Dämonen einen göttlichen Test. Er lässt eine
Spezialeinheit auf ihn los, geleitet von der außergewöhnlichen Mary. Die
Serie tut gut daran, ihren Charakter zu formen und sie neben Dante als
zweitwichtigste Figur zu etablieren, gewinnt sie dadurch doch an
Abwechslung und neuen Perspektiven.
Sowohl Mary als auch Dante sind in den Schießereien und Explosionen
dynamisch eingefangen. Das südkoreanische Studio Mir hat einen
Animationsstil, der näher an US-amerikanischen Comics [3][als an
japanischen Animes ist]. Nicht jeder der vielen Kämpfe sieht hochwertig aus
und einzelne Szenen erinnern an schlechte 3D-Animationen, die längst nicht
mehr dem Standard entsprechen. Erfreulicherweise sind sie die Ausnahme.
Dass „Devil May Cry“ weder optisch noch inhaltlich ein Fehlgriff ist, kommt
unerwartet. Denn Netflix hat nicht das beste Portfolio, wenn es darum geht,
die ursprünglichen Vorlagen von Animes oder Spielen angemessen umzusetzen.
Meist bleiben nur Destillate, die weder die Tonalität der Quelle treffen,
noch die Wünsche der Fans und initialen Schöpfer:innen. Beispiele dafür
sind die von der Kritik (zurecht) zerrissenen Verfilmungen der Animes
„Death Note“, „Fullmetal Alchemist“ und „Cowboy Bebop.“
Doch spätestens mit der Umsetzung der beliebten Manga-Reihe „One Piece“ hat
wohl auch [4][Netflix realisiert, dass es ihrem Umsatz guttut, die Vorlagen
zu respektieren]. Auch „Devil May Cry“ darf sich zu den besseren
Umsetzungen zählen. Der Ton der Serie – inklusive alter Songs von Limb
Bizkit, Papa Roach und neuer Evanescence Single – ist dem der Spiele sehr
ähnlich.
10 Apr 2025
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## AUTOREN
Martin Seng
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