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# taz.de -- Petition für Warmwasser im Freibad: „Man hält diese Kälte nich…
> Ralf Wendling hat eine Petition gestartet. Er fordert 25 Grad
> Beckentemperatur in Freibädern. Die könnten auch mit Solarpanelen heizen.
Bild: Ein glücklicher Schwimmer im Becken – aber nicht in Berlin
taz: Herr Wendling, sind Sie ein Warmduscher?
Ralf Wendling: Nein, überhaupt nicht. Ich bin trainiert, schwimme
regelmäßig seit 20 Jahren. Wie kommen Sie darauf?
taz: Nachdem die [1][Bäder-Betriebe angekündigt haben], die Freibäder bis
auf wenige Ausnahmen nicht mehr zu beheizen, fordern Sie in einer
[2][Petition] mindestens 25 Grad Beckentemperatur. Ist das nicht ein
bisschen viel?
Wendling: Die normale Wassertemperatur, egal ob im Olympia- oder im
Prinzenbad, betrug früher 26 oder 27 Grad. Mit der Energiepreiskrise vor
drei Jahren wurde das dann auf 22 Grad gedrückt, was auch schon unangenehm
sein kann. Ich halte 25 Grad für eine angemessene Temperatur, aber über
ein, zwei Grad kann man sich unterhalten.
taz: Die Bäder werden dieses Jahr mit 12 Grad kaltem Wasser befüllt und
sollen sich dann durch die höhere Außentemperatur und Sonneneinstrahlung
erwärmen. Warum lehnen Sie das ab?
Wendling: Man hält diese Kälte einfach nicht aus. Ein ordentliches
Schwimmprogramm für die körperliche Fitness besteht aus 1.000 Metern, dafür
braucht der normale Schwimmer 30 Minuten. So lange bleiben Sie aber nicht
im Wasser. Da kühlen die Extremitäten dermaßen aus, es kann zu
Unterkühlungen kommen. Auch an Schwimmunterricht für Kinder ist dann nicht
mehr zu denken.
taz: Wie lang wird es dauern, bis die Temperaturen auf ein aushaltbares Maß
ansteigen?
Wendling: Im Mai haben wir noch Nachttemperaturen von 7 bis 10 Grad und es
dauert lange am Morgen, bis die Sonne aufs Wasser scheint. Ein Becken mit
Bodentiefen von zwei Metern erwärmt sich nicht so schnell. Deswegen wird es
im Juni noch knüppelhart, vor Juli wird man da kaum schwimmen können. Das
Problem ist: Dann bleiben die Besucher aus, wie schon nach der Absenkung
auf 22 Grad viele weggeblieben sind. Aber wenn niemand mehr kommt und
Eintritt zahlt, wird das letztlich zu Bäderschließungen führen. Und in den
verbliebenen beheizten Bädern stauen sich dann die Besucher.
taz: Beheizt werden nur noch jene Bäder mit Solarabsorberanlagen. Können
Sie das aus ökologischer Sicht verstehen?
Wendling: Es ist richtig, mit regenerativen Energien zu heizen. Aber dann
wäre jetzt doch der Zeitpunkt für eine Umstellung in allen Bädern.
Solarabsorber und -panels sind so günstig geworden. Kombiniert mit
Natrium-Ionen-Batterien als Energiespeicher wäre das die ideale Lösung.
taz: Die Bäder argumentieren, ihnen ist der Heizkostenzuschuss vom Senat
gestrichen worden, der spart auch in anderen Bereichen. Wen sehen Sie in
der Verantwortung?
Wendling: Es geht gar nicht um eine Schulddiskussion, es sollte hier
einfach nicht der Rotstift angesetzt werden. Die Einsparungen bewegen sich
gemessen am Haushalt im Promillebereich. Aber Schwimmen ist Volkssport und
trägt viel zur allgemeinen Gesundheit bei. Was da eingespart wird, zahlen
später die Krankenkassen wegen Fettleibigkeit.
taz: Sind die angekündigten Preiserhöhungen nicht das viel größere Problem?
Wendling: Es ist einfach alles eine Unverschämtheit. 7 Euro Eintritt sind
für Menschen ohne Geld eine richtige Melodie. Das wird dazu führen, dass
sich viele keine Karte mehr leisten können. Normalerweise müsste der
Volkssport allen gratis zur Verfügung stehen.
taz: Was wollen Sie mit der Petition erreichen?
Wendling: Wenn jetzt hier keiner muckt, werden die Dinger bald zubetoniert.
Ich hoffe also auf 100.000 Unterstützer. Auch habe ich schon eine Klage
gegen den Senat vorbereitet, die ich beim Verwaltungsgericht einreichen
werde.
10 Apr 2025
## LINKS
[1] /Preispolitik-der-Berliner-Baeder-Betriebe/!6075012
[2] https://www.openpetition.de/petition/online/keine-kalten-freibaeder-in-berl…
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Schwimmbad
Freibad
Erkältung
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