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# taz.de -- Reaktionen auf die neuen US-Zölle: China im Kampfmodus
> Trump droht China mit weiteren 50 Prozent Zöllen. Die chinesische
> Regierung gibt sich siegessicher, doch Ökonomen warnen, dass die Lage
> ernst ist.
Bild: Auch in Hong Kong und in China fielen die Börsenkurse am Montag
Seoul taz | Am [1][„Liberation Day“] hatten chinesische Kommentatoren noch
hämisch und überheblich über Donald Trumps Zoll-Tornado gespottet. „Die
Märkte haben gesprochen“, kommentierte etwa Guo Jiakun, Sprecher des
chinesischen Außenministeriums, die krassen Kurseinbrüche in den USA. Doch
als am Montag darauf die Börsen im Festland und in Hongkong wieder
öffneten, [2][dürfte den Parteikadern in Peking das Lachen vergangen sein]:
Der Schanghaier SSE-Leitindex brach um knapp 7,5 Prozent ein, der
Hongkonger Hang Seng sogar um über 13 Prozent.
Der Propagandaapparat ließ sich aber nichts anmerken. Trump schieße sich
vor allem ins eigene Knie, lautete das Credo der meisten Leitartikel. Und
für China selbst werde es allzu schlimm nicht kommen, schließlich sei man
für den Ernstfall gerüstet. „Wir sind stark und widerstandsfähig“, schri…
am Sonntag etwa die Volkszeitung (Renmin Ribao), offizielles Sprachrohr der
kommunistischen Partei. „In vielerlei Hinsicht brauchen die USA China jetzt
mehr als umgekehrt“, kommentierte Wang Huiyao, Leiter der Pekinger
Denkfabrik „Center for China and Globalization“.
Doch hinter der siegessicheren Fassade bröckelt es. So schätzt die
australische Investmentbank Macquarie, dass Trumps Zölle die chinesischen
Exporte um 15 Prozent einbrechen lassen und das Land Wirtschaftsleistung in
Höhe von bis zu zweieinhalb Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten
würden. Es scheint also weiterhin offen, welche der zwei Weltmächte in
diesem Konflikt tatsächlich am längeren Hebel sitzt.
Am Sonntag reagierte China auf Trumps 34-prozentige Zölle mit Gegenzöllen
zum gleichen Satz, Trump wiederum drohte am Montag mit zusätzlichen Zöllen
von 50 Prozent. Außerdem würden alle Gespräche mit China abgebrochen,
schrieb Trump auf der Plattform Truth Social. Treffen mit anderen Ländern,
die ebenfalls um Gespräche gebeten hätten, würden hingegen sofort beginnen.
Der chinesische Staatsfonds kündigte am Montag als erste Hilfsmaßnahme an,
großflächig heimische Aktien aufzukaufen. Man sei „fest optimistisch, was
die Entwicklungsaussichten des chinesischen Kapitalmarktes angeht“, hieß es
in einer Stellungnahme vom Fonds Central Huijin Investment, welcher der
chinesischen Zentralbank untersteht.
Gleichzeitig melden Staatsmedien unter Berufung auf Regierungskreise, dass
China bereit sei, Kreditanforderungen zu lockern und das staatliche
Haushaltsdefizit auszuweiten. Zudem würde Peking tun, was Ökonomen seit
Jahren forderten: mit fiskalpolitischen Maßnahmen den [3][schwachen Konsum
ankurbeln], um Trumps Zoll-Orgie abzufedern. Ganz offensichtlich hatte sich
Peking sein Schießpulver für den jetzt eintretenden Ernstfall aufgehoben.
Die risikoscheue bis paranoide Staatsführung hat sich scheinbar seit
Längerem für das schlimmstmögliche Szenario gewappnet.
## Auch in China gibt es kritische Stimmen
Chinas Gegenzölle dürften noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn
Peking hat weiterhin Spielraum: So könnten die Marktaufsichtsbehörden ihre
– offensichtlich politisch motivierten – Untersuchungen gegen US-Firmen auf
dem chinesischen Markt ausweiten. [4][Auch bei seltenen Erden, von denen
China weltweit 60 Prozent abbaut und 90 Prozent verarbeitet, kann Peking an
der Eskalationsschraube weiterdrehen.]
Doch schon jetzt meint Alicia Garcia Herrero, Chef-Volkswirtin bei der
französischen Großbank Natixis, dass Chinas Gegenzölle gegen die USA einer
De-facto-Entkoppelung zwischen den zwei Volkswirtschaften gleichkämen –
vorausgesetzt, sie sollten trotz Verhandlungen tatsächlich beibehalten
werden. Die Chancen auf einen großen Deal stünden jedoch schlecht, meint
die Spanierin.
Wieso also geht China trotz der Risiken derart offensiv in den
Gegenangriff? „Erstens wurde China tatsächlich in eine Ecke gedrängt, da
die US-Einfuhrzölle derart hoch sind und auch sämtliche Branchen abdecken“,
kommentiert Herrero. „Zweitens hat China tatsächlich mehr Druckmittel in
der Hand gegen die USA als wahrscheinlich jedes andere Land.“
Dabei gibt es auch innerhalb Chinas kritische Stimmen, die die
Gegenmaßnahmen der Regierung als „völlig falsch“ bezeichnen. So
kommentierte etwa He Bin vom Zentrum für Politikforschung, einem Institut,
das der Chinesischen Akademie der Wissenschaften unterstellt ist. „Die
richtige Gegenmaßnahme ist die Einführung einseitiger Nullzölle auf Importe
aus allen Ländern“, schrieb der Experte auf seinem Wechat-Account.
Doch der private Kommentar wurde von so vielen Chinesen verbreitet, dass
nicht nur die Zensurbehörden einschritten. Auch das Institut, an dem He Bin
angestellt war, wurde kurzerhand geschlossen. In der Begründung heißt es
mahnend, dass stets „die korrekte politische Richtung eingehalten“ werden
müsse.
7 Apr 2025
## LINKS
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[4] /Zollstreit-mit-den-USA/!6077452
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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