# taz.de -- Israel am Shoah-Gedenktag: Unübersehbare Spaltung | |
> Auch wenn die israelische Führungsriege am Shoah-Gedenktag geeint | |
> zusammenkam. Das Land und seine Politiker sind restlos zerstritten. | |
Bild: Weiter unversöhnlich und umstritten: Benjamin Netanjahu | |
Selten hat man die israelische Führung so geeint gesehen wie bei der | |
Zeremonie zum Gedenktag an die Schoah. In der Holocaust-Gedenkstätte | |
[1][Yad Vashem] in Jerusalem saßen am Mittwochabend erklärte politische | |
Gegner nebeneinander: Regierungschef Benjamin Netanjahu, | |
Inlandsgeheimdienstchef Ronen Bar, der Rechtsextremist und Finanzminister | |
Bezalel Smotrich und der Präsident des Obersten Gerichtshofs, Jizchak | |
Amit. Und doch war die Spaltung unübersehbar: Präsident Jizchak Herzog | |
nutzte die Erinnerung an den Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden | |
durch die Nationalsozialisten für eine deutliche Mahnung an die | |
Führungselite: „Die Geschichte wird jenen nicht vergeben, die Israel von | |
innen zerstören.“ | |
Das Land ist eineinhalb Jahre nach dem Terrorüberfall der Hamas [2][restlos | |
zerstritten] – über das weitere Vorgehen in Gaza, wo noch immer 59 Geiseln | |
festgehalten werden; über den Frontalangriff der Regierung auf die | |
demokratischen Institutionen; über die Legitimität des bis zum Hals in | |
[3][Korruptionsermittlungen] steckenden Premiers. | |
Netanjahu jedoch schlug Herzogs Mahnung umgehend in den Wind: Israel sei | |
„entschlossen, die Monster der Hamas zu vernichten“, erklärte er. Doch | |
ebendiese Politik der militärischen Härte ohne klares Ziel spaltet das Land | |
im Inneren und isoliert es international. Das zeigen Umfragen ebenso wie | |
die beispiellos hohe Zahl an Reservisten, die [4][nicht mehr zum | |
Armeedienst erscheinen]. Der global zunehmende Antisemitismus und die | |
wachsende Abschottung Israels verunsichern viele Israelis. Netanjahus Worte | |
machen wenig Hoffnung auf einen Kurswechsel: „Wenn wir alleine stehen | |
müssen, werden wir alleine stehen“, sagte er. | |
Doch wer alleine steht, sollte sich zumindest einig sein. Stattdessen | |
schwindet das Vertrauen in die Regierung, in Medien und Gerichte – auf | |
beiden Seiten – und wird bewusst untergraben. Selbst die | |
Sicherheitsbehörden, die eigentlich ganz andere Prioritäten haben sollten, | |
werden in politische Grabenkämpfe hineingezogen. Der Zusammenhalt der | |
israelischen Gesellschaft ist tief beschädigt. | |
24 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Felix Wellisch | |
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