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# taz.de -- Nach Angriff auf Sanitäter in Gaza: Wo ist Roter Halbmond-Helfer A…
> Im März töteten israelische Soldaten 15 Rettungskräfte, von einem
> Sanitäter fehlt jede Spur. Nun hat sich die Familie an Israels obersten
> Gerichtshof gewandt.
Bild: Screenshot eines Handyvideos kurz vor dem Angriff isarelischer Militärs …
Jerusalem taz | Rund einen Monat nach den tödlichen [1][Schüssen einer
Armeeeinheit auf 15 palästinensische Rettungskräfte im Süden des
Gazastreifens] fehlt von einem 16. Sanitäter weiter jede Spur. Nun hat sich
die Familie des Vermissten Asaad Nasasra mit einer Petition an Israels
Obersten Gerichtshof gewandt. Es handle sich um „das grundlegendste Recht
eines Gefangenen: dass seine Inhaftierung und sein Aufenthaltsort bekannt
gemacht werden“, sagt Rechtsanwältin Ameeneh Qumbar von der israelischen
Menschenrechtsorganisation Hamoked, die die Petition am Mittwoch im Namen
der Familie einreichte.
Auf Nachfrage von Hamoked bestätigte die Armee am Sonntag lediglich, dass
Nasasra festgenommen sei und bis zum 7. Mai keinen Zugang zu einem Anwalt
habe.
Die Schüsse auf mehrere klar gekennzeichnete Rettungsfahrzeuge in Rafah am
Morgen des 23. März, bei denen Nasasras 15 Kollegen getötet wurden, werfen
indes weiter Fragen auf. Vergangene Woche räumte die Armee nach heftiger
internationaler Kritik und der Veröffentlichung eines Videos des Angriffs
„professionelle Fehler“ sowie „Verstoß gegen Befehle“ ein und entließ…
Vizekommandeur der fraglichen Einheit.
## Von verdächtigen Aktivitäten ist nicht die Rede
Ein [2][Bericht der Zeitung Ha’aretz unter Berufung auf armeeinterne
Untersuchungsunterlagen] zweifelt diese Darstellung nun erneut an: Dem
zufolge soll die fragliche Spezialeinheit der Golani-Brigade im Vorfeld
einer Offensive auf die Nachbarschaft Tel al Sultan Stellung nahe einer
Straße bezogen haben. Entgegen einem anfänglichen Bericht der Armee war der
Abschnitt auch ohne Koordinierung mit der Armee für den Verkehr geöffnet.
Gegen 3.30 Uhr meldete eine andere Einheit vermehrte Aktivitäten von
Krankenwägen auf der Straße. Von verdächtigen Aktivitäten, wie von der
Armee mehrfach angegeben, sei in den Unterlagen keine Rede.
Um 3:57 Uhr soll dem Bericht zufolge ein Rettungswagen mit eingeschalteten
Signalleuchten auf einer Routinefahrt den Bereich durchquert haben. Die
Soldaten seien rund 30 Meter von der Straße entfernt auf einer Anhöhe
positioniert gewesen, außerhalb des Sichtfelds der vorbeifahrenden
Sanitäter. Der Vizekommandeur der Einheit soll entgegen seinen Befehlen –
bis zum Beginn der Offensive auf Tel al Sultan im Verborgenen zu warten –
den Angriff befohlen haben.
Zwei der Sanitäter starben sofort, der dritte wurde [3][festgenommen]. Der
später wieder freigelassene 27-jährige Sanitäter des Palästinensischen
Roten Halbmondes sei von einem Soldaten befragt worden, der kein Arabisch
sprach. Auf Grundlage dieses Verhörs soll der Kommandeur geschlossen haben,
dass es sich um Hamas-Mitglieder handle.
Laut dem Ha’aretz-Bericht schalteten die Soldaten daraufhin die Beleuchtung
des Rettungswagens aus und begaben sich zurück in den Hinterhalt. Als sich
um 5.06 Uhr ein Konvoi von mehreren Rettungswagen näherte und neben dem
angegriffenen Fahrzeug hielt, befahl der Kommandeur erneut einen Angriff.
In seiner Darstellung habe er später angegeben, die Besatzung für
Hamas-Mitglieder gehalten zu haben. Ha’aretz zufolge ist kein Fall in
diesem Krieg bekannt, in der die Hamas Rettungswagen genutzt habe, um sich
einer bekannten Armeeposition zu nähern. Offenbar kam selbst die
armeeinterne Untersuchungsgruppe nach einer Rekonstruktion mit dem
betroffenen Kommandeur zu dem Schluss, dessen Einschätzungen nicht
nachvollziehen zu können.
## Warum vergrub die Armee die beschossenen Ambulanzen?
In einem Fall lege das Material laut Ha'aretz nahe, dass dreieinhalb
Minuten lang wahllos auf einen Konvoi von Rettungsfahrzeugen feuert worden
sei. Obwohl die Sanitäter klar gekennzeichnet gewesen seien und sich nach
dem Verlassen ihrer Fahrzeuge von den versteckten Soldaten wegbewegt
hätten, sei das Feuer eröffnet worden. Die Soldaten seien auf die
Einsatzkräfte zugestürmt, hätten diese „binnen Sekunden“ erreicht und
dennoch minutenlang weitergeschoben – auch als klar gewesen sei, dass ihr
Feuer nicht erwidert wurde. Das ungeordnete Vorgehen der Einheit habe laut
den Unterlagen auch eigene Soldaten in Gefahr gebracht.
Laut den von Ha'aretz zitierten Armeeunteragen sollen sechs
Hamas-Angehörige unter den Toten sein. Ein Nachweis dafür wurde nicht
veröffentlicht. Einer Quelle zufolge soll keiner von ihnen Teil des
militärischen Flügels der Gruppe gewesen sein.
Licht bringt der Bericht auch in der Frage, weshalb die Armee die
Krankenwagen nach dem Angriff zerstörte und vergrub: Der Befehl für diesen
Schritt soll demnach vom Kommandeur der Brigade im Anschluss an den Angriff
gekommen sein, um keine Informationen zu der bevorstehenden [4][Offensive
auf Tal as-Sultan] preiszugeben.
Das Nothilfebüro der Vereinten Nationen und der Palästinensische Rote
Halbmond haben den jüngsten offiziellen Bericht der Armee als irreführend
kritisiert. Es habe sich nicht um „professionelle Fehler“, sondern um
„Hinrichtungen“ gehandelt, sagte ein Sprecher des Zivilschutzes im
Gazastreifen der Nachrichtenagentur AFP. Der Rote Halbmond fordert
weiterhin eine internationale Untersuchung des Angriffs.
25 Apr 2025
## LINKS
[1] /Getoetete-Sanitaeter-in-Gaza/!6077467
[2] https://www.haaretz.com/israel-news/2025-04-23/ty-article/.premium/killing-…
[3] /Palaestinenser-in-Israels-Gefaengnissen/!6021130
[4] /Israelischer-Luftschlag-in-Gaza/!6010237
## AUTOREN
Felix Wellisch
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