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# taz.de -- Nach dem Tod des Papstes: Kein Anruf mehr aus Rom
> Franziskus hat sich fast jeden Abend bei den Christen in Gaza gemeldet.
> Das habe den Menschen im Kriegsgebiet Mut gemacht, sagt ein örtlicher
> Pfarrer.
Bild: Christliche Palästinenser trauern um den verstorbenen Papst Franziskus i…
Kairo taz | Er hat sich fast jeden Abend bei ihnen gemeldet. Papst
Franziskus habe der kleinen christlichen Gemeinschaft im Gazastreifen seit
dem Beginn des Krieges sehr nahe gestanden, betont Pater Gabriel Romanelli.
Trotz seines schlechten Gesundheitszustands habe er bis zuletzt regelmäßig
aus Rom angerufen, um sich zu erkundigen, wie es allen in der Gemeinde
gehe, berichtet der Pfarrer.
Der 55-Jährige steht der Gemeinde der „Heiligen Familie“ in Gaza-Stadt vor
und ist [1][Argentinier, wie der verstorbene Papst]. Der Papst sei durch
seine beinahe allabendlichen Anrufe einer von ihnen geworden – ein Mitglied
der Gemeinde in Gaza, sagte Romanelli der taz noch vor ein paar Tagen per
Whatsapp.
Auch öffentlich hatte sich der Papst für die Menschen im bombardierten
Gazastreifen eingesetzt. Nur einen Tag bevor er starb, sprach er sich
einmal mehr für einen Waffenstillstand im Gazastreifen aus.
Am Ostersonntag, als sich Franziskus ein letztes Mal vor Zehntausenden auf
dem Petersplatz zeigte, bekundete er in seiner Predigt „den leidenden
Christen in Palästina und Israel“ sowie „dem gesamten israelischen und
palästinensischen Volk“ sein Mitgefühl. Seine Gedanken seien „insbesondere
bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen“, wo der Krieg weiterhin Tod
und Zerstörung bringe „und eine dramatische und unwürdige humanitäre
Situation verursacht“, fügte er hinzu.
## Schwierigste Bedingungen
Rund eintausend Christen leben derzeit unter schwierigsten Bedingungen im
Gazastreifen, vor allem in Gaza-Stadt. Die katholische Pfarrei der
„Heiligen Familie“ dient dort seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 über
500 Menschen als Zufluchtsort – neben Katholiken auch orthodoxen und
muslimischen Familien.
Wie alle Menschen im Gazastreifen leiden auch sie nicht nur unter dem
Krieg, sondern seit sieben Wochen zudem unter der [2][Totalblockade des
Gazastreifens], die Israel Anfang April verhängt hat, seit es [3][die
Waffenruhe mit der Hamas beendet] hat. „Unter solchen Umständen ist es sehr
schwer, überhaupt etwas zu sagen“, sagt Romanelli. „Das ist kaum
auszuhalten, wenn man bedenkt, dass in diesem seit anderthalb Jahren
dauernden Krieg mehr als 17.000 Kinder ermordet wurden. Kein weiterer Tag
Krieg, keine weitere Stunde löst die Situation, sondern verschlimmert sie
nur noch.“
Eine große Osterfeier gab es in seiner Kirche in diesem Jahr nicht. „Wir
sind Kinder der Auferstehung“ – und deshalb – „egal wie groß die Kreuze
sind, die wir schleppen müssen, das Licht des auferstandenen Christus ist
stärker“, macht er sich und seiner Gemeinde trotzdem Mut.
Auf die Frage, wie es den Christen als kleiner religiöser Minderheit im
Gazastreifen geht, antwortet er nur kurz: „Die christliche Präsenz in Gaza
ist sehr klein. Aber durch Gottes Gnade wurde sie immer sehr geachtet und
hat Glauben, Hoffnung und Liebe ausgestrahlt, für alle“, sagt der Priester
und fügt hinzu: „Ganz besonders in diesen schwierigen Zeiten“.
## Pfarrer nennt die Lage „absolut kritisch“
Mithilfe von Freiwilligen versucht er, die Menschen in Gaza mit Nahrung,
Wasser und Medizin zu versorgen. Doch das werde aufgrund der seit über
sieben Wochen andauernden israelischen Totalblockade des Gazastreifens
immer schwerer, beklagt der Pfarrer. „Nach so langer Zeit, in der die
Grenzen geschlossen sind und keinerlei humanitäre Hilfe hereingelassen
wird, ist die Lage in vielen Gegenden absolut kritisch“, berichtet
Romanelli.
„Die Menschen verbrauchen, was sie haben, und rationieren es“, schildert
er. In seinem Teil des Viertels ist es gelungen, Tausende von Familien mit
Hilfe zu versorgen. Doch mit der Zeit werde es immer weniger. „Deshalb ist
es jetzt dringend notwendig, dass endlich wieder ohne Unterbrechung
humanitäre Hilfe zugelassen wird. Das heißt: nicht nur Lebensmittel, nicht
nur sauberes Wasser, sondern auch Medikamente.“
Was die zwei Millionen Menschen im Gazastreifen außerdem brauchen, sagt
Romanelli, „ist Hoffnung“. Seiner Gemeinde hätten die regelmäßigen Anrufe
des Papstes aus Rom etwas Hoffnung gegeben, sagt er. Doch nun bleibt die
Leitung vorerst wohl stumm.
22 Apr 2025
## LINKS
[1] /Staatstrauer-um-Papst-Franziskus/!6083135
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[3] /Erste-Phase-der-Gaza-Waffenruhe-endet/!6072977
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
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