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# taz.de -- Der Papst ist tot: Er stand auf der richtigen Seite
> Auch Franziskus hat Fehler gemacht. Entscheidend ist aber, dass er einer
> der wichtigsten Verfechter der freien und gerechten Welt war.
Bild: Letzter Besuch: US-Vizepräsident JD Vance (l) bei Papst Franziskus, 20.4…
Man kann ja zum Papst stehen, wie man will, aber dass ausgerechnet J. D.
Vance zu seiner letzten Audienz kommen durfte, das hat er nicht verdient.
Das mag ziemlich sarkastisch klingen, ist aber in zweierlei Hinsicht
treffend, je nachdem, wer mit „er“ gemeint ist: Der US-Vizepräsident, 2019
zum Katholizismus konvertiert, nutzt seinen neuen katholischen Glauben
zumindest öffentlich vor allem für sein reaktionäres politisches Programm –
dass er [1][die Ehre der letzten Audienz] bekam, ist sehr unpassend.
Vance hat das nicht verdient. Aber natürlich hat es auch Franziskus nicht
verdient, dass dies sein letztes politisches Gespräch auf Weltebene und
hier auf Erden sein sollte. Denn der Papst und die Regierung Trump sind
sich in fast allen Fragen so fern wie Himmel und Hölle, um das hier
passende Bild zu wählen. Gleichzeitig leuchtet in dieser letzten,
unglücklichen Audienz von Papst Franziskus etwas auf, was einen Blick in
die Zukunft erlaubt.
In dem großen, weltweiten Kampf zwischen Demokratie und Autokratie war der
Papst in seinen zwölf Jahren als Pontifex maximus stets einer der
wichtigsten Verfechter der freien Welt und eines Ausgleichs zwischen
Globalem Norden und Süden. Die Empathielosigkeit, die Rücksichtslosigkeit
und der Egoismus der neuen US-Regierung waren schlicht das Gegenprogramm
dessen, wofür der Argentinier Jorge Mario Bergoglio stand.
Papst Franziskus hat in seiner Kirche viele Fehler gemacht. Um nur zwei
große zu nennen: Demokratie war Franziskus sehr wichtig außerhalb seiner
Kirche, innerhalb jedoch eher wenig – nur etwas „Synodalität“ durfte hier
sein. In der Frauen- und nicht zuletzt [2][in der Abtreibungsfrage blieb er
ein konservativer Knochen], der grundsätzlich nichts an der bestehenden
Lehre verändern wollte, auch wenn nun ein paar Frauen in führenden Ämtern
des Vatikans ein wenig Macht haben.
## Alles in allem ein Guter
Auch in der Missbrauchsfrage glich das Vorgehen von Franziskus eher einem
Schlingerkurs. Aber wiegen diese Fehler seine Verdienste auf? In allen
Fragen, die die weltweite Migration, [3][Umweltschutz] und eine faire
globale Wirtschaftsordnung samt einer echten Solidarität mit den Armen der
Welt betrafen, war Papst Franziskus auf der richtigen Seite und ein sehr
wichtiger Mahner, den die Welt der Putins und Trumps so dringend braucht.
In der Kirche klopfen die reaktionären Kräfte, die übrigens oft J. D. Vance
recht nahestehen, wieder an die Tür des kommenden Konklaves, das den
nächsten Papst wählen wird. Papst Franziskus, der alles in allem ein Guter
war, wird fehlen in diesem großen Kampf, innerhalb und außerhalb der
Kirche. Sein Tod ist sehr traurig.
21 Apr 2025
## LINKS
[1] https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2025-04/papst-franziskus-treffen-j…
[2] /Grundsatz-Erklaerung-von-Franziskus/!6002904
[3] /Grundsatz-Erklaerung-von-Franziskus/!6002904
## AUTOREN
Philipp Gessler
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