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# taz.de -- J. D. Vance in Grönland: Der Besuch, der in die Kälte kam
> Der US-Vizepräsident wirft Dänemark Versagen vor. Die neue grönländische
> Regierung will sich dem Druck der USA nicht beugen und demonstriert
> Einigkeit.
Bild: US-Vizepräsident J.D. Vance trifft auf dem Militärstützpunkt Pituffik …
Härnosand taz | „Scheißkalt hier“, das war die erste öffentlich vernehmb…
Aussage von J.D. Vance nach seiner Ankunft in Grönland – beim Smalltalk mit
Soldaten auf dem US-Stützpunkt Pittufik am Freitag. Nach Rundgang und
Briefing sprach der US-Vizepräsident am Abend dann auch offiziell, bei
diesem nicht nur in Grönland und Dänemark argwöhnisch beobachteten Besuch.
Und wie erwartet teilte er wieder gegen Dänemark aus.
Es habe Grönland nicht ausreichend priorisiert, sagte er laut dem dänischen
Rundfunk DR. Dänemark habe versagt, wenn es um Grönlands Sicherheit gehe.
Länder wie Russland und China hätten Interessen in der Arktis. „Darum ist
es wichtig, dass die USA die Führung in der Arktis übernehmen, sonst füllen
andere Länder die Lücke“, so Vance weiter.
Das Land, um das es ihm geht, hatte da gerade seit ein paar Stunden eine
neue Regierung, zweieinhalb Wochen nach der Parlamentswahl. In ihrem am
Freitagmittag vorgestellten Koalitionsvertrag heiß es: „Es soll niemand
daran zweifeln, dass Grönland uns gehört“. Das ist auf Bildern des DR zu
sehen. Und weiter: „Wir entscheiden über unsere eigene Zukunft, wir wählen
unsere Verbündeten selbst, und wir bestimmen das Tempo.“ Die Regierung
beschäftigen auch andere Themen – aber keins drängt gerade so wie der
unverändert ausgeübte Druck aus den USA.
Dieser Druck war es wohl auch, der die Parteien zu einer ungewöhnlich
breiten Koalition veranlasste: Vier der fünf im Parlament vertretenen
Parteien gehören dazu. Sie würden der Welt zeigen, dass sie als Volk
zusammen hielten, unabhängig von sonstigen politischen Uneinigkeiten: Auch
das steht in ihrem Vertrag.
Neuer Regierungschef wird Jens-Frederik Nielsen von der sozialliberalen
Partei Demokraatit, dem großen Wahlsieger mit 30 Prozent. „In dieser Zeit
stehen wir als Volk unter Druck“, sagte Nielsen laut DR am Freitag in Nuuk.
„Wir müssen zusammenhalten. Gemeinsam sind wir am stärksten.“ Möglichst
breit und geschlossen zusammenzustehen, um dem als aggressiv bewerteten
Vorgehen der USA besser begegnen zu können – das hatte auch schon der
bisherige Regierungschef Múte B. Egede als zentral betont.
## Nicht kompatibel
Seine linke Partei IA wird nun also Teil der neuen Regierung, ebenso wie
die sozialdemokratische Siumut – beide hatten bei der Wahl stark verloren.
Nur eine Partei geht in die Opposition: Die rechte Unabhängigkeitspartei
Naleraq, mit ihren 25 Prozent ebenfalls ein Wahlsieger, aber offenbar nicht
kompatibel mit den anderen.
[1][Die grönländische Regierung steht] und sie hält mit Bestimmtheit an
ihrer von Beginn an vertretenen Haltung fest, die Zukunft des Landes werde
in Grönland entschieden. Inwieweit das von den USA gehört wird, erscheint
unklar. [2][US-Präsident Donald Trump] wiederholte diese Woche noch einmal
in einem Interview, dass die USA Grönland haben müssten, „so leid es ihm
täte, das sagen zu müssen“.
Und nun erscheint am Freitag nach vielem Hin und Her um die Reisepläne also
eine hochkarätige Delegation auf dem US-Stützpunkt Pittufik. Auch der
Nationale Sicherheitsratgeber Mike Waltz und Energieminister Chris Wright
sind dabei – vorübergehend hatte es den Anschein gehabt, es käme nur das
Ehepaar Vance.
Die Pläne wurden geändert, nachdem die angekündigte Charme-Offensive mit
der Second Lady an der Spitze in Grönland auf Protest gestoßen war. Gegen
einen Besuch ihres eigenen Stützpunkts ist offiziell wenig einzuwenden.
## Stark attackiert
Einen „taktischen Rückzug, eine Umgruppierung, um dann auf neue Weise
anzugreifen“, nannte das aber der frühere dänische Außenminister Per Stig
Møller. Die Amerikaner wollten lediglich schlechte PR vermeiden – etwa
Bilder, in denen Menschen in Grönland den Limousinen der US-Delegation den
Rücken zukehrten, sagte er im dänischen TV-Magazin Deadline.
Der jetzige Außenminister Lars Løkke Rasmussen hatte die Planänderungen der
USA als sehr positiv bewertet. In einem Beitrag auf Facebook schrieb er
aber auch, frisch zurück von Gesprächen beim UN-Sicherheitsrat: „Das
Bekenntnis zum Grundsatz der territorialen Integrität und Souveränität von
Ländern ist stark – in Grönland, Europa und darüber hinaus. Wir müssen f�…
diesen Grundsatz einstehen.“
Vance hatte Dänemark bei seiner Ankündigung, nach Grönland zu fliegen,
erneut stark attackiert: Es würde nicht für die Sicherheit der einstigen
Kolonie gesorgt. Tatsächlich hat die dänische Regierung seit Beginn dieser
diplomatischen Spannungen ihre Politik geändert, Investitionen in die
Sicherheitsinfrastruktur Grönlands sind beschlossen. Ministerpräsidentin
Mette Frederiksen wies nun aber auch erneut darauf hin, dass der Schutz der
Arktis gemeinsame Nato-Aufgabe sei.
Vor dem Vance-Besuch erklärte Frederiksen in einem längeren Beitrag auf
Facebook, man dürfe sich keine Illusionen machen: „Trumps Interesse an
Grönland geht nicht weg.“ Die USA wüssten sehr genau, dass Grönland nicht
zu verkaufen sei und auch nicht wünsche, Teil der USA zu werden. Auf deren
Äußerungen zu reagieren, verlange manchmal klare Ansagen, manchmal
diplomatischere Formulierungen. Und die Hand zur Zusammenarbeit mit den USA
bleibe ausgestreckt.
Das Wichtigste sei zu zeigen, dass man dem inakzeptablen Druck, den die
Trump-Regierung derzeit ausübe, standhalte – und dass man dabei nicht
alleine sei. Dänemark wisse sich in Europa umgeben von Unterstützung,
betonte die Ministerpräsidentin. Grönland gegenüber äußerte sie größten
Respekt dafür, wie man dort mit der Situation umgehe: „Ihr habt euch nicht
einschüchtern lassen.“
28 Mar 2025
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## AUTOREN
Anne Diekhoff
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