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# taz.de -- Rechte Gewalt in Österreich: Polizei gegen „Pedo Hunters“
> In Österreich zerschlagen landesweite Razzien ein rechtsextremes Netzwerk
> zur Jagd auf Homosexuelle. Dieses lockte seine Opfer über Social Media
> an.
Bild: Pressekonferenz in Graz zu den Ergebnissen der Hausdurchsuchungen am 21.0…
Wien taz Mehr als 400 Polizisten, 23 Hausdurchsuchungen, 15 Festnahmen in
fast allen Bundesländern: Am Freitag führte Österreichs Polizei einen
Schlag gegen militante Rechtsextreme durch. Diese hatten offenbar gezielt
Jagd auf schwule Männer gemacht und sie an entlegene Orte gelockt, um sie
dort gewaltsam zu misshandeln. Die [1][steirische] Polizei, die den Einsatz
koordinierte, spricht von Hassverbrechen.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwölf Männer und drei Frauen
zwischen 14 und 26 Jahren, die meisten davon Österreicher. Unter den
Verdächtigen sind auch kroatische, rumänische, slowakische und deutsche
Staatsbürger. Während der Durchsuchungen stellten die Ermittler Waffen und
NS-Devotionalien sicher. Am Wochenende kam es zu drei weiteren Festnahmen.
In Kürze soll entschieden werden, ob Untersuchungshaft über die teils
jugendlichen Beschuldigten verhängt wird.
Das Netzwerk im Visier der Behörden hat seinen Ursprung südlich von Graz,
weitete sich dann aber auf ganz Österreich aus. Seit Frühling 2024
erstellten die Täter gezielt Fake-Accounts in sozialen Medien und auf
Dating-Plattformen, um potenzielle Opfer anzulocken. Bei den vereinbarten
Treffen erschienen dann vier bis acht maskierte Personen, die die Opfer
schwer misshandelten.
Die Täter zwangen ihre Opfer zu entwürdigenden Handlungen, etwa mit den
maskierten Angreifern zu tanzen, und filmten diese Erniedrigungen. Die
Videos wurden anschließend in privaten Chatgruppen geteilt. Laut Polizei
wurden die Täter „von Tathandlung zu Tathandlung immer brutaler“. In
mindestens einem Fall wird wegen versuchten Mordes ermittelt.
## Täter aus dem Umfeld rechtsextremer Gruppen aus Wien
Die Gruppe nannte sich selbst „Pedo Hunter“ und behauptete, sie würde
angebliche „Pädophile“ bestrafen. Die Polizei betonte jedoch ausdrücklich,
dass keines der Opfer pädophil gewesen sei. Gehandelt haben die Täter laut
Polizeiangaben unter dem „Deckmantel der Selbstjustiz“. Bislang wurden
mindestens 17 Vorfälle dokumentiert, die Polizei geht jedoch von einer
hohen Dunkelziffer aus. Viele Fälle werden aber aus Scham oder Angst vor
Stigmatisierung nie gemeldet.
Nach Recherchen des Standard sind die Täter in der neonazistischen Szene
verankert. Sie stehen im Umfeld bekannter rechtsextremer Gruppierungen wie
„Tanzbrigade Wien“ und „Defend Austria“, die lose mit der Identitären
Bewegung verbunden sind. Eine solche Verbindung bestätigte die Polizei aber
vorerst nicht.
Die Angelegenheit schlägt auch in der Politik Wellen. Empört äußerten sich
Sozialdemokraten, Grüne und die liberalen Neos. Die konservative ÖVP,
namentlich Innenminister Gerhard Karner, sprach von einer „überaus brutalen
und menschenverachtenden Tätergruppe“. Auffällig ruhig blieb es hingegen
[2][von der rechtsradikalen FPÖ]. Sie hatte sich in der Vergangenheit
vielfach nicht oder nur undeutlich gegen Rechtsextremismus abgegrenzt.
Parteichef Herbert Kickl bezeichnete die [3][Identitäre Bewegung] etwa 2021
als „interessantes und unterstützenswertes Projekt“.
Die Verfolgung Homosexueller unter dem Vorwand der Bekämpfung der
Pädophilie kennt man in Europa vor allem aus Russland und Belarus. In
dieselbe Kerbe schlägt auch die ungarische Regierung, die erst diese Woche
die Budapest Pride und andere LGBTIQ-Events zwecks „Kinderschutz“ verbot.
23 Mar 2025
## LINKS
[1] /Regierungsbildung-in-der-Steiermark/!6057695
[2] /Regierungskrise-in-Oesterreich/!6069202
[3] /Identitaere-Bewegung-bei-Bundeswehr/!6029877
## AUTOREN
Florian Bayer
## TAGS
Schwerpunkt Neonazis
Österreich
Homophobie
Rechtsextremismus
Identitäre Bewegung
Österreich
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