# taz.de -- Umbau des Jahn-Sportparks: Das demolierte Objekt der DDR-Verteidigu… | |
> Der Senat lässt den Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg zum Inklusionspark | |
> umbauen. Eine Bürgerinitiative und die Linke laufen Sturm dagegen. | |
Bild: Wer sich nicht wehrt: Philipp Dittrich und Katalin Gennburg mit Publikum … | |
Berlin taz | Zwischen dem Wunsch nach einer lebenswerten Stadt ohne | |
Baubonzen, der Liebe zur Ostmoderne und der zu Spatzen bewegen sich die | |
Gemüter beim Rundgang über die Schotterflächen des Jahn-Sportparks in | |
Prenzlauer Berg. Der wird behördlicherseits gerade ordentlich demoliert. | |
Dementsprechend betroffen schauen die rund 30 Teilnehmer*innen jeden | |
Alters, die der Einladung einer Bürgerinitiative und der Linken-Abgeordnete | |
Katalin Gennburg am Mittwochabend gefolgt sind. | |
Noch vor Beginn des Rundgangs stehen zwei ältere Männer vor dem Bauzaun, | |
der die bereits abgerissene Haupttribüne des Jahn-Stadions mehr schlecht | |
als recht versteckt. „Ich verstehe das überhaupt nicht“, echauffiert sich | |
der eine, „das ist ein super Stadion“. Der andere ärgert sich über | |
[1][SPD-Bausenator Christian Gaebler]. | |
Gaebler gilt hier als Hauptverantwortlicher dafür, dass es statt eines | |
Stadionumbaus nun einen Neubau geben soll. Die Sache ist zwar sehr viel | |
komplizierter. Aber egal. „Damit verdient der Baufilz viel mehr Geld“, sagt | |
Katalin Gennburg, die seit Neuestem im Bundestag sitzt, zugleich aber | |
vorerst auch noch an ihrem Abgeordnetenhausmandat festhält. | |
## Gift für den Klima- und Artenschutz | |
Die Pläne zur Umwandlung des Jahn-Sportparks in einen Inklusionspark gibt | |
es schon seit 2014. Das Ziel ist, letztlich Sportpark und Stadion für | |
Olympia 2036 vorzubereiten. 20.000 Sitze soll das neue Stadion haben, genau | |
wie das alte. Derzeitige Kosten: 200 Millionen Euro. Der einzige | |
Unterschied: 300 Rollstuhlplätze, verteilt auf allen Rängen. | |
„Riesen-Sportevents alle 20 Jahre sind der einzige Verwendungszweck für ein | |
Stadion dieser Größe“, sagt Philipp Dittrich von der Bürgerinitiative. In | |
Prenzlauer Berg gebe es zwar sehr engagierte Eltern, „aber dass sie bei den | |
Bundesjugendspielen ein Stadion mit 20.000 Sitzen füllen, ist | |
unwahrscheinlich“, sagt der Architekt. | |
Außer dem neuen Stadion ist im Sportpark noch eine zehn Meter hohe | |
Multifunktionshalle mit Fußballfeld auf dem Dach geplant. Auch ein | |
Bürogebäude, unter anderem für die komplette Geschäftsstelle von Alba | |
Berlin, soll entstehen. | |
Für den Klima- und Artenschutz sind die Senatspläne freilich Gift, glaubt | |
Philipp Dittrich: „Der Jahn-Sportpark ist jetzt schon eine der größten | |
Hitzeinseln Pankows.“ Das werde sich mit einem Neubau noch mal | |
verschlimmern. Wenigstens für die Westtribüne konnten die Naturfreunde | |
Berlin einen Abrissstopp bis Ende September erstreiten. Der Grund: die | |
Brutzeiten der ansässigen [2][Spatzenpopulation]. Die Spatzen wollen sich – | |
wie Berliner Mieter*innen – jedenfalls nicht einfach aus ihren | |
Behausungen vertreiben lassen. | |
## „Es war ja nicht alles schlecht“ | |
[3][Katalin Gennburg] treibt noch etwas anders um. „Durch Neubau wird | |
Stadtgeschichte unkenntlich gemacht“, sagt sie. Eine ältere Anwohnerin | |
verdächtigt den Senat, vor allem DDR-Überreste aus dem Stadtbild tilgen zu | |
wollen: „Es war ja nicht alles schlecht.“ Nun ja. Das Stadion wurde als | |
„Landesverteidigungsobjekt“ und damit Teil der Berliner Mauer konzipiert. | |
Die VIP-Tribüne war deshalb außerordentlich ungünstig platziert. | |
Stasi-Größen, die sich hier regelmäßig blicken ließen, mussten beim | |
Anfeuern in die Sonne blinzeln. | |
Auch der Trümmerhaufen, auf dem die Haupttribüne stand, hat laut Gennburg | |
geschichtliche Innereien. Darin könnten Teile des alten Berliner Schlosses | |
zu finden sein. „Ein Grabungs-Pompeji würde den Neubau um Jahre | |
verlangsamen“, sagt die für Krawallstimmung bekannte | |
Stadtentwicklungspolitikerin und hofft auf Hobby-Archäolog*innen, die sich | |
der Sache annehmen. | |
„Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt“, schließt sie den Rundgang. | |
Hoffnungen, dass der Senat von seinen Bauplänen abrückt, gibt es trotzdem | |
nicht. | |
10 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Neues-Abrissverbot-am-Jahnstadion/!6066833 | |
[2] /Artenschutz/!6061902&s=spatzen&SuchRahmen=Print/ | |
[3] /Freier-Zugang-zum-Ufer/!6075086 | |
## AUTOREN | |
Klarissa Krause | |
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