# taz.de -- Sportpolitik der AfD: Turnvater Jahn lässt grüßen | |
> Die AfD stellt ihr erstes sportpolitisches Dokument vor. Neben populären | |
> Forderungen wünscht die Partei mehr Geräteturnen an den Schulen. | |
Bild: Steif und unsportlich steht er da, der „Turnvater Jahn | |
Berlin taz | Die Wortwahl verrät eine gewisse Unsicherheit. | |
„Sportpolitische Thesen der AfD-Fraktionen in den deutschen Landtagen und | |
im Deutschen Bundestag“ hat man das Papier überschrieben, das man im | |
Fraktionssaal des Deutschen Bundestages am Mittwoch vorstellte. Der Sport | |
steht auf der Agenda der AfD nicht an vorderster Stelle. Eingangs wies Jörn | |
König, der sportpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, darauf hin, | |
dass sich die Autoren des Thesenpapiers, in das neue Themenfeld einarbeiten | |
mussten. | |
Thesen, interessante Gedankenanstöße sucht man in dem 15-seitigen ersten | |
grundlegenden sportpolitischen Dokument dieser Partei vergeblich. | |
Stattdessen findet man eine Ansammlung populärer Forderungen vor: „These 4: | |
Für eine Umfassende und gezielte Förderung von Sportlern und | |
Sportvereinen“, „These 13: Trainer und Betreuer brauchen eine bessere | |
soziale Absicherung“, „These 16: Der deutsche Sport als Gastgeber – mit | |
Enthusiasmus und Engagement die Olympischen Spiele nach Deutschland holen“. | |
Dass letztere Forderung mit der von der AfD beklagten negativen Entwicklung | |
der Olympischen Spiele (kommerzieller Gigantismus) nicht so recht | |
zusammenpasst, war ein Beispiel für gewisse Ungereimtheiten in dem Papier. | |
Mündlich wies König zwar auf die integrative Kraft etwa des Boxsports und | |
die damit verbundenen Einbürgerungen hin, im Thesenpapier wird allerdings | |
bei der ausführlichen Auflistung der positiven Effekte des Sports | |
(„Pünktlichkeit, Ordnungssinn, Fleiß …“) diese Integrationskraft tunlic… | |
nicht erwähnt. Warum? „Das ist doch selbstverständlich“, sagt König. | |
## „Einfache, traditionelle“ Sportarten | |
Zwei AfD-Forderungen hält König für besonders markant im sportpolitischen | |
Wettstreit der Ideen: die Verdoppelung des Etats für den Spitzensport und | |
die Ausweitung des Schulsports auf mindestens vier Wochenstunden. | |
Gemessen am Gesamtetat, so König, seien die Ausgaben des Bundes für den | |
Spitzensport (0,05 Prozent) „lächerlich gering“. Statt 170 Millionen Euro | |
sollen 340 Millionen ausgegeben werden, um bei Olympischen Spielen in der | |
Medaillenwertung wieder unter die besten Nationen zu kommen und den | |
Spitzensportlern und Trainern eine bessere Absicherung bieten zu können. | |
Die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vorgeschlagene | |
Leistungssportreform soll damit auf den Weg gebracht werden. | |
Die AfD versucht sich als Interessenvertreter des DOSB zu profilieren. | |
Lediglich von der geplanten Stützpunktreduzierung distanziert sich die | |
Partei und plädiert für eine „flächendeckende Betreuung“ der Athleten. | |
Viele der AfD-Ausführungen bleiben im Allgemeinen. Die konkreten | |
Ausführungen sind indes teilweise absurd altbacken. Für den Schulsport etwa | |
sollen „einfache, traditionelle“ Sportarten wie Geräteturnen und Ringen | |
gefördert werden. Turnvater Jahn lässt grüßen. | |
30 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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