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# taz.de -- Smartphones an Schulen: Kein Verbot, aber Schutzzonen
> Die Bildungsminister:innen tauschen sich über den Umgang mit
> privaten Handys an Schulen aus. Ein Bundesland drängt auf bundesweite
> Regeln.
Bild: Schule als handyfreie Zone: Dafür plädieren immer mehr Pädagogen
Berlin taz | Am Donnerstag kommen die 16 Bildungsminister:innen in
Berlin zusammen. Themen [1][für das erste Treffen in diesem Jahr] sind der
Übergang von Kita zur Grundschule, der Sprachunterricht für zugewanderte
Kinder, die Gesundheit von Schüler:innen sowie der Umgang mit
Antiziganismus an Schulen. Am Freitag stellen die Minister:innen ihre
Beschlüsse vor.
Neben dem offiziellen Programm wird es nach Informationen der taz auch um
das Thema Smartphones an Schulen gehen. Beim traditionellen Kamingespräch
am Vorabend des Treffens wollen die Minister:innen über „aktuelle
Themen“ sprechen. Darunter: die Handynutzung an Schulen. Dazu sind drei
Expert:innen aus der Wissenschaft eingeladen.
Der Vorstoß kommt vom hessischen Bildungsminister Armin Schwarz (CDU).
Schon vor der letzten Bildungsministerkonferenz (BMK) im Dezember hatte
Schwarz für eine bundesweite Regelung geworben – und verhaltene Reaktionen
geerntet. Nun nimmt Hessen einen neuen Anlauf. Von einem bundesweiten
Beschluss erhofft sich Schwarz eine „Signalwirkung“ in die ganze
Gesellschaft: „Dass nämlich das unkontrollierte Konsumieren über
Smartphones in den sozialen Medien schadet“, sagt Schwarz der taz.
In Hessen will die Landesregierung nun „Smartphone-Schutzzonen“ an Schulen
schaffen. An Grundschulen könnten diese ohne Ausnahme gelten, in höheren
Klassen müssten alterskonforme Regeln her, so Schwarz. Ab dem neuen
Schuljahr sollen die entsprechenden Regeln gelten. Auch die Regierungen mit
BSW-Beteiligung – Thüringen und Brandenburg – haben landesweite
Smartphone-Regeln angekündigt.
## Bundesweite Regeln nicht in Sicht
Die Thüringer Brombeer-Koalition etwa möchte „handyfreie Zonen und Zeiten“
an Schulen schaffen, teilt das CDU-geführte Bildungsministerium auf Anfrage
der taz mit. Eine bundesweite Regelung hält man in Erfurt aber nicht für
nötig. „Die Ausgestaltung des Umgangs mit digitalen Medien in der Schule
ist Sache der Länder.“
Von einer bundesweiten Regelung, wie sie beispielsweise [2][Australien]
oder die Niederlanden vor Kurzem eingeführt haben, ist Deutschland also
weit entfernt. Aktuell überlassen die meisten Ministerien den Schulen, ob
und inwieweit sie Vorschriften zu privaten Telefonen treffen. Doch die Rufe
nach klareren Vorgaben werden lauter – auch aus der Wissenschaft.
Vergangene Woche erst forderten 75 Pädagog:innen und Mediziner:innen,
Smartphones komplett aus den Schulen zu verbannen. Übermäßige
Mediennutzung würde das Kommunikations- und Sozialverhalten von
Jugendlichen verändern und könnte psychische Belastungen wie
Konzentrationsstörungen, Depressionen und Einsamkeit befördern. Viele
Staaten würden aus diesen Gründen die Digitalisierung an Schulen gerade
wieder zurückdrehen und zumindest an Grundschulen Handys verbieten.
Der an dem Appell beteiligte Augsburger Schulpädagoge Klaus Zierer verweist
auf erste Studien zur Wirkung solcher Verbote: „Unsere Forschung zeigt: Ein
begleitetes Smartphoneverbot wirkt sich unmittelbar positiv auf das
Schulklima aus und führt zu besserem Lernen.“ Am Mittwochabend kann Zierer
den Minister:innen die Studienlage persönlich erörtern – er ist einer
der drei Wissenschaftler:innen, die zum Kamingespräch eingeladen sind.
## Expert:innen nicht einer Meinung
Ebenfalls mit dabei ist die Potsdamer Bildungsforscherin Katharina
Scheiter. Die Professorin für Digitale Bildung sieht die Verbotsdebatte
skeptisch. „Wenn wir jetzt anfangen, private Geräte ganz aus dem Unterricht
zu verbannen, findet an vielen Schulen kein digitaler Unterricht mehr
statt“, sagt Scheiter der taz. Noch seien die Schulen immer noch nicht
ausreichend mit digitalen Geräten und WLAN ausgestattet.
Tatsächlich zeigt die [3][jüngste ICILS-Studie], dass sich im Schnitt vier
Schüler:innen ein digitales Endgerät teilen müssen – und dass die
digitalen Kompetenzen von Schüler:innen hierzulande sinken. Scheiter
warnt davor, Kinder und Jugendliche mit den Gefahren von Tiktok & Co
alleinzulassen. „Die Hälfte der Eltern lässt ihre Kinder ohne
Einschränkungen im Netz surfen“, so Scheiter. Je früher Schule eine gesunde
Nutzung begleite, desto besser.
19 Mar 2025
## LINKS
[1] https://www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/terminhinweis-7.html
[2] /Social-Media-Verbot-in-Australien/!6070176
[3] /Digitalpakt-20-vor-dem-Aus/!6045627
## AUTOREN
Ralf Pauli
David Honold
## TAGS
Social Media
Schule
KMK
Bildungspolitik
Medienpädagogik
Bildungspolitik
Dänemark
Bildung
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