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# taz.de -- Album von Folk-Duo Freckle: Vorboten des Frühlings
> Sorglos mit Gitarre gibt sich das Duo Freckle auf seinem selbstbetitelten
> Album. Ihr Folk-Gebräu präsentiert sich freundlich, lodernd und
> chaotisch.
Bild: Kein Streuselkuchen, es schmeckt dem Duo Freckle aber hoffentlich trotzdem
Berlin taz | Die Winterkälte weicht allmählich, die Hauptmasse an Menschen
suhlt sich aber immer noch im künstlich gewärmten Zuhause, während sich
einzelne Mutige das Vitamin D draußen und natürlich abholen. Und wenn mit
zarten Sonnenstrahlen auch die ersten Sommersprossen als Vorboten des
Frühlings auftauchen, soll man sich nicht einreden lassen, dass es sich
hierbei um Hautschäden handeln könnte. Eher für gut genutzte Zeit. Wie
immer, wenn sie im Licht verbracht wird. Eine Gelehrsamkeit, die um die
Wichtigkeit von Sonnenschutz weiß, denn sowohl ein Sonnenbad als auch ein
Sonnenbrand sind bei Wolken möglich.
Zwei sonnengeküsste und multiinstrumental begabte Kalifornier, genauer Ty
Segall und Corey Madden, behaupten genau das und bringen als Duo unter dem
Namen Freckle etwas Schimmer ins Grau. Obwohl Segall eine exorbitante
Auswurfmentalität an den Tag legt und in Lichtgeschwindigkeit Musik
veröffentlicht, [1][gleicht kein Album dem anderen]: Vergangenes Jahr
erschienen neben einem übersteuerten und unwohligen Werk namens „Three
Bells“ das eher meditative Album „Love Rudiments“ und nicht zuletzt ein
Kinderlied über schlafende Tiere (auf dem Soundtrack von „Yo Gabba
GabbaLand!“).
Segall ist ein Champion darin, Neubelebung, Reorganisation und
Vertraulichkeit von Garagepunk in aktuelle Zusammenhänge zu bringen. Eine
Haltung, die letztlich zu mehr Verbundenheit mit seiner Musik führt.
Madden, der mit der Psych-Pop-Band Color Green ebenfalls in der
„Fuzzy-and-Twangy“-Szene Kaliforniens umtriebig ist, hat 2024 mit „Taste
the Hour“ sein Solodebüt veröffentlicht und setzte darin auf feinsinniges
Songwriting und filigrane – aber nicht minder präsente – Gitarre. Freckle
ist wie eine tektonische Melange der beiden unruhigen Geister, eine
intensive Mischung verschiedener Gesteine – so wie sie in den
Küstenregionen von Kalifornien ansässig sind – lodernd und chaotisch.
Freckle bewegt sich ähnlich divergent und vereint diverse Stilistiken,
Genres und Rhythmen: harmonischer, hippiesker Folk („I Don’t Know What I
Need“), ausgelassene und störrische Kloppereien („I Don’t Know What I
Need“, ja genau) sowie jazzige Jack Kerouac-Beatpoeten-Taktverschiebung
(„Tea Brush Millipede“).
## Ungeahnte Leichtigkeit
Trotzdem: Das bedeutsame und immer dichte Spiel Segalls findet nach
experimentelleren Alben mit dem Projekt Freckle wieder etwas zurück zu den
First Taste. Im Gegensatz zum Titel vermittelt der Song „Heavy“ ungeahnte
Leichtigkeit – die Instrumente sind derart im Laissez-faire gespielt, als
würde man durch einen 70er-Jahre-Filter inmitten einer Wüstenlandschaft in
einem Kinderbecken planschen.
„Who’s Sitting On the Moon“ beginnt ebenso sorglos, Segall tönt beruhige…
als der Einsatz von Maddens Gesang genau das ablöst. Anfänglich wie ein
brummendes Störgeräusch macht sein Bariton den Song zu einer der
Wunderlampen des Albums – bestärkt durch den Segall’schen Gitarrenlick:
[2][Man kann nicht anders, als unmittelbar an David Bowies „Space
Oddity“-Motiv zu denken]. Bowie war primär gar nicht an der Mondlandung
interessiert, [3][sondern betrachtete den Mond als Metapher für Isolation].
Auch wenn Maddens Anteil am Projekt rudimentär erscheint, ist es wesentlich
seine antagonistische Performance, die Segalls Darbietungen größere
Aufmerksamkeit verleiht: Beinahe zerbrechlich wirkt das sonst so
unerschrockene Universalgenie, wie beim Auftaktsong „Paranoid“.
Bargeräusche, Klimperklavier, Torkelgesang: Gerade als das Schlagzeug
einsetzt, endet mit „That’s All We Wrote“ nach knapp 30 Minuten auch schon
dieser fidele All-Inclusive-Urlaub. Seine Musik betört mit ihrer Mischung
aus Disengagement von Struktur und atemlos-hektischer Phrasierung – und
dazu ohne jeden Sonnenstich.
Wer jetzt immer noch Nachschub braucht, kann sich auf YouTube übrigens
Tutorials zu Gemüte führen, in denen idiotensicher erklärt wird, wie
Sommersprossen aufgemalt werden.
21 Mar 2025
## LINKS
[1] /US-Garagepunk-Ty-Segall/!5440384
[2] /Bowie-Ausstellung-in-Berlin/!5042239
[3] /Graphic-Novel-ueber-David-Bowie/!5826711
## AUTOREN
Du Pham
## TAGS
Neues Album
Psychedelic-Rock
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Folk Music
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David Bowie
Ty Segall
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