# taz.de -- Trockenheit und niedrige Pegelstände: Dem Rhein fehlt Alpenschnee | |
> Der wichtigsten deutschen Wasserstraße droht Niedrigwasser mit Problemen | |
> für den Schiffsverkehr. Polen, die Ukraine und Weißrussland fürchten | |
> Dürren. | |
Bild: Schon 2023 konnten Schiffe wegen Niedrigwassers nur mit weniger Ladung au… | |
Berlin taz | 80 Zentimeter bei Kaub am Rhein sind das Minimum. Fällt der | |
Flusspegel bei der Stadt im rheinland-pfälzischen Mittelrheintal unter | |
diesen Wert, ist Schluss mit der Schifffahrt. Am Donnerstag, dem 3. April | |
lag er mittags bei 103 Zentimetern – „viel zu niedrig für diese | |
Jahreszeit“, sagt Andreas Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros am | |
Umweltforschungszentrum Halle. | |
„Der Wasserstand des Rheins ist abhängig von Zuflüssen aus den Alpen“, sa… | |
Marx. Der Bodensee führe aber schon seit Wochen zu wenig Wasser. Wenn dann | |
noch der Regen ausbleibe, werde es für die wichtigste deutsche Wasserstraße | |
schnell eng. Die Schiffe können nicht mehr voll beladen werden, um weniger | |
Tiefgang zu erzeugen. Das verteuert die Transportkosten pro Tonne Ware, und | |
irgendwann ist ganz Schluss. | |
Auf andere Flüsse und Bäche lässt sich diese Niedrigwassersituation nicht | |
übertragen. Die Donau ist zwar auch abhängig von Schmelzwasser aus den | |
Alpen, aber in geringerem Umfang als der Rhein. Die Elbe gar nicht. | |
„Außerdem sind die Grundwasserspeicher gut gefüllt“, sagt Marx, denn die | |
Monate von Juni 2023 bis Juni 2024 seien die nassesten seit 1881 | |
gemessenen. Darum gelange jetzt noch Wasser aus dem Untergrund in die | |
Flüsse. „Es ist schon skurril: Aus der Zeit extremer Niederschläge mit | |
Hochwasserereignissen in verschiedenen Regionen gehen wir in Monate | |
extremer Trockenheit“, sagt der Klimaexperte. | |
Laut Deutschem Wetterdienst ist der diesjährige März mit einem | |
Deutschlandmittel von nur 21 Prozent des Niederschlages [1][im Vergleich | |
zur Periode 1991 bis 2020 der sechsttrockenste März seit 1881]. Vor allem | |
im Norden gebe es größere Gebiete, in denen nur wenige Liter pro | |
Quadratmeter gefallen seien. Was die außergewöhnlich niedrigen | |
Niederschläge der vergangenen beiden Monate für die Landwirtschaft | |
bedeuten, ist laut Marx noch nicht abzusehen. | |
## Im Mai brauchen die Bäume Regen | |
„Ein sehr trockenes Frühjahr bedeutet nicht unbedingt einen ‚Dürresommer�… | |
für die Landwirtschaft“, sagt Marx. So sei das Frühjahr in den Jahren 2014 | |
und 2021 im April jeweils sehr trocken gewesen, später seien normal feuchte | |
Sommer gefolgt. „Das gab überdurchschnittliche Erträge“, so Marx, „den | |
landwirtschaftlichen Kulturen ist ein trockener Frühling erst mal egal“. | |
[2][Bei tiefer wurzelnden Pflanzen wie Bäumen sei das anders.] „Wenn sie | |
austreiben, in Richtung Mai, dann sollte es mehr regnen als jetzt, sonst | |
bekommen sie Probleme“, so Marx, „aber um dafür Prognosen zu geben, | |
bräuchte ich eine Glaskugel“. Der Deutsche Wetterdienst wagt sich mit | |
einem neuen Monitor weiter vor. Er gibt eine Prognose über die | |
Niederschlagswahrscheinlichkeit in Deutschland in den nächsten drei Monaten | |
ab und macht dabei transparent, wie sicher er die Vorhersage einschätzt. | |
So gehen die Wetterexperten für die traditionell trockenen Regionen | |
Thüringer Becken, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Vorpommern und Nordsachsen | |
mit einiger Sicherheit von einem eher warmen und trockenen Sommer aus. Eine | |
„außergewöhnlich starke Anomalie der Bodenfeuchte“ sagt das Modell für | |
einige Regionen Osteuropas voraus. Vor allem in Polen, Weißrussland und der | |
Ukraine könnte es zu einem Dürrejahr kommen. | |
Die Situation in der „Kornkammer“ Europas sei besonders, sagt Claas Nendel, | |
Professor am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg. | |
Die herausragend guten Böden dieser Region verfügten über die Fähigkeit, im | |
Winter große Mengen Wassers zu speichern. Wenn sie sich im Winter wegen zu | |
wenig Niederschlag aber nicht vollsaugen könnten, fehle es im Sommer, in | |
dem es ob des kontinentalen Klimas traditionell wenig regne und sehr heiß | |
werde. Laut Nendel können Landwirte darauf reagieren, indem sie bei | |
Sommerkulturen wie Mais, Sonnenblumen und Sommergerste weniger Pflanzen pro | |
Quadratmeter aussäen. Dann ernten sie „zwar weniger, aber immerhin etwas“. | |
3 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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