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# taz.de -- Buch über illiberale Demokratie: Orbáns Exportschlager
> Petra Thorbrietz zeigt, wie Ungarn die illiberale Neuordnung Europas
> vorantreibt.
Bild: Verstehen sich gut: Viktor Orbán und Alice Weidel vor einer gemeinsamen …
Was macht eigentlich Viktor Orbán? Aktuell sollte man sich diese Frage
stellen. Jetzt, da die Weichen für die künftige internationale Ordnung
gestellt werden, stehen zwar vor allem die Welt- und Regionalmächte im
Rampenlicht. Vergessen werden sollte dabei aber nicht, welche Bedeutung
Ungarn für die autoritäre Entwicklung hat – vor allem in und für Europa.
In den Verlagsprogrammen ist das Thema Autoritarismus recht präsent. Im
Zuge der Leipziger Buchmesse hat Petra Thorbrietz aber so ziemlich das
einzige Buch vorgelegt, das sich mit dem „System Orbán“ beschäftigt. Das
verwundert: Für einen umfänglicheren Blick auf das, was [1][Orbán und seine
Fidesz-Partei] seit über fünfzehn Jahren in Ungarn tun, sollten die vielen
lobenden Bezugnahmen durch autoritäre Akteure Anregung genug sein, sich
kritisch mit der „illiberalen Demokratie“ zu befassen.
Als Inspirationsquelle dient diese etwa dem [2][„Projekt 25“] des
US-Thinktanks Heritage Foundation. Auch AfD-Frontfrau Alice Weidel reiste
kurz vor den Bundestagswahlen nach Budapest, um auf einer gemeinsamen
Pressekonferenz Orbáns Ungarn als „großes Vorbild“ zu loben.
## Kickl wollte den Orbán machen
Und in Österreich machte Herbert Kickl als Innenminister deutlich, was von
ihm in zukünftiger Regierungsverantwortung zu erwarten wäre. 2023 kündigte
der Möchtegern-„Volkskanzler“ programmatisch an: „Machen wir’s dem Orb…
nach.“
Dabei geht es stets um weit mehr als um eine restriktivere
Migrationspolitik. Am Beispiel Ungarns zeigt Petra Thorbrietz in ihrem
Buch, wie die Demokratie mit ihren eigenen Mitteln unterminiert werden
kann. Kennengelernt hat die Journalistin das Land und seine Menschen über
Dekaden hinweg.
Dass sich Thorbrietz den Entwicklungen in ihrer Wahlheimat immer wieder
auch über persönliche Eindrücke nähert, erhellt den Blick auf
gesellschaftliche und politische Dynamiken vor Ort. Manchmal geraten
Thorbrietz’ Schilderungen allerdings zu sehr ins Anekdotische, etwa wenn
sie von ihren ersten Ungarnbesuchen ab den 1980ern erzählt.
Insgesamt zeigt ihr Buch auf über 350 Seiten eindrücklich: [3][Viktor
Orbán] und seinen Verbündeten geht es nicht nur um den Umbau der eigenen
Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch um eine illiberale Neuordnung
Europas. Und genau das gilt es im Blick zu behalten. Zu Herzen nehmen
sollte man sich auch Thorbrietz’ Bitte um Unterstützung der wenigen
verbliebenen unabhängigen Medien in Ungarn. Mit wenig Geld und viel Mut
tragen diese dazu bei, eine kritische zivilgesellschaftliche Öffentlichkeit
aufrechtzuerhalten.
4 Apr 2025
## LINKS
[1] /Ungarn-auf-Abwegen/!6076711
[2] /Project-2025-Manifest-in-den-USA/!6043014
[3] /Meloni-als-starke-Frau-Europas/!6072518
## AUTOREN
Till Schmidt
## TAGS
Schwerpunkt Leipziger Buchmesse 2025
Sachbuch
Viktor Orbán
Ungarn
Autoritarismus
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EU-Parlament
Elite
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