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# taz.de -- Serie „The Studio“: Erbsenzähler der Kunst
> „The Studio“ ist eine bitterböse Satire auf Hollywood und Kommerz statt
> Anspruch. Die Erzählweise ist etwas zu krawallig, aber die Figuren sind
> toll.
Bild: Die Kunst profitabel machen oder gleich zerstören: das fiktive Filmstudio
Eigentlich will Matt Remnick (Seth Rogen) Künstler sein, aber als neuer
Boss der fiktiven Continental-Studios in [1][Hollywood] muss er vor allem
auf Produktionsbudgets und Gewinnmargen achten. Er solle „movies“
produzieren, beschwört ihn aggressiv der stinkreiche Eigentümer von
Continental, Griffin Mill (Bryan Cranson), und keine „films“, womit er
abwertend die künstlerisch wertvolle Independentsparte meint.
Die zehnteilige Serie „The Studio“ ist eine bitterböse Satire auf die
Filmindustrie Hollywoods, die sich stets als Aushängeschild der Kunst und
des kulturell bedeutenden Kinofilms abfeiert, in erster Linie aber Umsatz
machen will. „Du bist kein Künstler, sondern Erbsenzähler“, sagt ein
anderer Studioboss zu Matt Remnick, der sich trotzdem ganz naiv einbildet,
den Spagat zwischen Kommerz und Kunst hinzubekommen, damit aber komplett
baden geht.
Nachdem HBO schon vergangenes Jahr mit [2][„The Franchise“] eine ganz
ähnliche Comedyserie über die Filmindustrie ablieferte und Netflix mit „The
Bubble“ (2022) sehr simpel und krawallig über die [3][Superhelden]-Filme
herzog, liefert Apple TV+ jetzt eine vergleichsweise hochkarätige
Comedyserie, bei der gefühlt halb Hollywood mitspielt.
Als Matt Remnick einen Multi-Millionen-Dollar-Franchise-Film mit dem
Getränk Kool-Aid machen soll und [4][Martin Scorsese] zufällig einen Film
drehen will, in dem das Getränk vorkommt, glaubt Matt, den heiligen Gral
für seinen Spagat gefunden zu haben. Aber es endet damit, dass er für 10
Millionen Dollar Scorsese das Skript abkauft und dessen anspruchsvollen
Film in die Tonne tritt. Natürlich will er das gar nicht, aber die
Geschäftsdynamik zwingt ihn dazu. Martin Scorsese bricht daraufhin bei
einer Hollywoodparty in Tränen aus und Gastgeberin Charlize Theron schmeißt
Remnick hochkant raus.
## Filmpreise und Rassismus
Bei anderer Gelegenheit versaut Matt Remnick einen Drehtag von Regisseurin
Sarah Polley, er bricht in den Wohnwagen von Zac Efron ein, weil er glaubt,
dass der eine Filmrolle gestohlen hat und Regisseur-Legende Ron Howard
erklärt er, dass sein künstlerischer neuer Film totaler Müll sei.
Eigentlich gibt es kaum eine Hollywoodgröße, die Remnick nicht gegen sich
aufbringt. Den Vogel schießt er ab, als er vor einer großen Gala in Las
Vegas halluzinogene Schokokekse aufs Buffet legt und die Continental-Stars,
unter anderem Zoe Kravitz, völlig ausrasten.
Auch „The Studio“ verliert sich immer wieder in einer etwas zu krawalligen
Erzählweise, entwickelt aber tolle Figuren, die um Matt Remnick herum als
Team agieren, unter anderem Kathryn Hahn als aggressive Werbemanagerin und
Catherine O’Hara als geschasste Studiobossin, die plötzlich als
Produzentin auf die Kreativseite wechselt und sich mit Matt Remnick einen
fortwährenden Kleinkrieg liefert.
Es geht natürlich auch um Filmpreise wie den Golden Globe, um Rassismus in
der Filmindustrie und den [5][Einfluss von künstlicher Intelligenz auf
Produktionsvorgänge]. Ein bisschen vermittelt die Serie den Eindruck, als
wären die Zuschauer die ganze Zeit mit dabei hinter den Kulissen, wo es
viel chaotischer und improvisierter zugeht, als man das bei einer
Multi-Millionen-Dollar-Industrie vermuten würde.
Aber letztlich ist der in Mark Remnick schlummernde Konflikt zwischen Kunst
und Kommerz das eigentliche, nie ganz auflösbare Spannungsfeld, in dem sich
diese Geschichte abspielt: die Kunst einzuhegen, profitabel zu machen und
zur Not rücksichtlos zu zerstören.
26 Mar 2025
## LINKS
[1] /Hollywood/!t5010104
[2] /Satire-Serie-The-Franchise-auf-Sky/!6051653
[3] /Mythos-Superhelden/!6064870
[4] /Martin-Scorsese/!t5639123
[5] /KI-in-der-Filmindustrie/!6065180
## AUTOREN
Florian Schmid
## TAGS
TV-Serien
Apple
Hollywood
Filmindustrie
Satire
Grimms Märchen
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Satire
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