# taz.de -- Europas Textilkonsum: Abzocke auf ganzer Linie | |
> Der Konsum von Fast Fashion ist besonders bei Topverdiener*innen | |
> hoch. Doch Qualität, Arbeiter*innen und Umwelt leiden unter den | |
> Billigmarken. | |
Bild: Die Konsequenzen europäischer Augenwischerei | |
Einen großen Reisekoffer voll Kleidung, 19 kg, kaufte laut Europäischer | |
Umweltagentur 2022 jeder EU-Bürger – im Durchschnitt. Das heißt, manch | |
einer hat gleich mehrere solche Reisekoffer voll Kleidungsstücke gekauft. | |
Besonders Topverdiener schlagen laut [1][einer Analyse der | |
Unternehmensberatung] Simon-Kucher zu. Deutsche mit einem Einkommen ab | |
5.000 Euro netto nutzen die [2][chinesischen Billiganbieter Shein] am | |
meisten. Bei Temu sind sie gleichauf mit Geringverdienern. | |
Überraschend ist das nicht unbedingt, denn die billige Fast Fashion muss | |
man sich erst mal leisten können. Fast Fashion meint den schnellen Wechsel | |
vom Kleidungssortiment der Textildiscounter im Laden oder jetzt immer mehr | |
in den Onlineshops. Es ist Geschäftsmodell. Und das nicht nur von den | |
chinesischen Billiganbietern, die [3][die EU immerhin bekämpfen will]. | |
Auch europäische Konzerne machen Milliardengewinne damit, Primark, H&M oder | |
Zalando etwa. Die Kleidung ist billig produziert, günstig zu kaufen und | |
Kund*innen sollen sie ständig neu kaufen. Das Modell ist, wenig | |
überraschend, Abzocke auf ganzer Linie. Die Abnehmerpreise der Discounter | |
reichen weder für angemessene Arbeitsbedingungen am [4][Anfang der | |
Lieferkette] oder Umweltstandards noch für Qualität. Dabei werden Unmengen | |
von Wasser und anderen Ressourcen verbraucht. | |
Auch zum Ende der Kette geht das Modell nicht auf. Denn wer schon mal ein | |
Fünfer-Pack Strumpfhosen im Discounter fürs schnell wachsende Kind besorgt | |
hat, weiß, die Dinger sind noch schneller kaputt, als das Kind wachsen | |
kann. Der Stoff ist dünn, die Nähte schlecht, das Gummi gleich ausgeleiert. | |
Das wissen auch Händler*innen im Secondhandmarkt in Afrika, zum Beispiel | |
auf dem Gikomba-Markt in Nairobi, Kenia. Die kaufen Kleidungssäcke aus | |
Europa, die sie nachher wieder verkaufen. Die Hälfte davon kann sofort | |
weggeworfen werden, berichten viele von ihnen. Auch nicht selten landen | |
T-Shirts und Hosen teils noch verpackt im Müll. Denn das nächste Sortiment | |
steht schließlich schon in der Warteschlange. | |
26 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.simon-kucher.com/de/wer-wir-sind/newsroom/fashion-apps-zalando-… | |
[2] /Shein-Produkte-stark-belastet/!6023906 | |
[3] /Massnahmen-gegen-Shein-und-Temu/!6063847 | |
[4] /EU-Lieferkettengesetz-aufgeweicht/!6068316 | |
## AUTOREN | |
Leila van Rinsum | |
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