# taz.de -- Nachruf auf George Foreman: Der mit dem Punch: Der große Boxer Geo… | |
> Er war ein Schulabbrecher aus Texas und ein wahnsinniges Boxtalent, vor | |
> dem sich später im Ring die Gegner fürchteten: Ein Nachruf auf George | |
> Foreman. | |
Bild: Jahrhundertkampf: Muhammad Ali gewinnt gegen George Foreman, Kinshasa 1974 | |
George Foreman hat es immer kurz machen wollen. Der Boxer mit dem | |
unheimlichen Punch war nie in den Ring getreten, um über die volle | |
Rundenzahl zu gehen. Versuchen wir es also ebenfalls kurz zu machen: | |
Erstens war George Foreman Schulabbrecher. Zweitens wurde er ein | |
Olympiasieger, den die einen hassten und die anderen nicht ernst nahmen. | |
Drittens wurde aus ihm ein Weltmeister, vor dem alle Angst hatten. Viertens | |
fiel er ohne Titel in eine Lebenskrise und wurde christlicher Prediger. | |
Fünftens wurde er später wieder Weltmeister, und zwar, sechstens, ein von | |
allen respektierter und von den meisten geliebter Champion. | |
So kurz lässt sich das Leben des [1][George Edward Foreman], geboren am | |
10. Januar 1949 in Marshall, Texas, erzählen. Doch jede dieser sechs Runden | |
enthält unglaublich viel Leben. | |
Der 15-Jährige, der von der Highschool flog, landete in einem staatlichen | |
Förderprogramm, auf das ihn erst seine Schwester aufmerksam machen musste. | |
Er hörte [2][Bob Dylan], las [3][Malcolm X] und fing an zu boxen. „Du bist | |
groß genug, und du bist hässlich genug“, sagte sein erster Trainer, „komm | |
in mein Gym.“ | |
Und er war stark genug. 1968 wurde er in Mexiko Olympiasieger. Noch im Ring | |
schwenkte er die Stars and Stripes; die meisten sahen das als Distanzierung | |
von den Black-Power-Protesten. Foreman verteidigte sich hilflos: Er habe | |
doch nur zeigen wollen, dass er aus den USA komme. Was nur wenige wussten, | |
ist, dass er John Carlos – einen der 200-Meter-Läufer, die bei der | |
Siegerehrung die [4][Faust zum Black-Power-Gruß in die Luft reckten] und | |
dann lebenslang gesperrt wurden – finanziell unterstützte. Noch ein | |
weiterer Aspekt, auf den Foreman bezüglich der Olympiaproteste | |
afroamerikanischer Sportler hinwies, wurde übersehen. „Wussten Sie, dass | |
aber nur die Collegesportler eingezogen wurden?“, fragte er in einem | |
Interview und sagte: „Die Armen spielten keine Rolle.“ | |
1969 wurde Foreman Profi, gefürchtet für seine Schlagkraft. 1973 wurde er | |
Weltmeister – gegen den favorisierten [5][Joe Frazier]. Als er 1974 gegen | |
[6][Muhammad Ali] zum „[7][Rumble in the Jungle]“ antrat, gelang es Ali, | |
ihn zu diskreditieren: „Er vertritt das weiße Amerika, das Christentum, die | |
Fahne, den weißen Mann, Schweinekoteletts.“ Ali siegte. | |
Eine Weile boxte Foreman weiter, aber als er 1977 verlor, sprach er von | |
Nahtoderfahrung und trat zurück. Foreman wurde Prediger der Church of the | |
Lord Jesus Christ, zunächst auf Straßen, später in einer eigenen Gemeinde, | |
danach auch in Fernsehgottesdiensten. | |
1987 wagte er ein Comeback, zunächst erfolgreich, aber zwei wichtige Kämpfe | |
verlor er. Doch 1994, mit 45 Jahren, konnte Foreman den | |
Schwergewichtsweltmeister Michael Moorer durch K. o. in der zehnten Runde | |
besiegen. Den Titel verteidigte er auch gegen [8][Axel Schulz]. 1997 | |
beendete Foreman seine [9][große Karriere]. | |
## Mit Hamburgern überzeugt | |
Es folgten Jahre, in denen der so oft Geschmähte endlich Anerkennung | |
genoss. Doch auch hier ging es holprig los. Mehr als ein paar Werbeverträge | |
für Tortillachips und Schalldämpfer hatte er nicht, und als ihm 1995 einer | |
für einen Elektrogrill vorgeschlagen wurde, musste ihn seine Frau mit | |
Hamburgern überzeugen, ihn zu unterschreiben. Heute gehört der | |
George-Foreman-Grill fest zur amerikanischen Küche. Ein Modell steht im | |
Smithsonian National Museum of American History. | |
Foreman hat Schläge eingesteckt und ist seinen Gegnern nie ohne Respekt | |
begegnet. Am 21. März ist er im Kreise seiner Familie in Houston gestorben. | |
Nur 76 Jahre alt wurde er. Aber er hat ja immer alles kurz machen wollen. | |
23 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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