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# taz.de -- Proteste nach Verhaftung İmamoğlus: Die Wut der türkischen Jugend
> Es sind vor allem junge Leute, die gegen Erdoğan auf die Straße gehen.
> Mit vereinten Kräften und der Jugend voran, kann die Türkei gewinnen.
Bild: Student*innen von der Universität Istanbul ziehen aus Protest gegen die …
Die Luft brennt. Wieder einmal. Und wieder sind es die „Gençler“, die
Jungen, die den Ton angeben. Protestbewegungen in der Türkei sind zyklisch.
Die von der Verhaftung İmamoğlus ausgelösten Demonstrationen wecken
Erinnerungen an die [1][Gezi-Proteste]. Erstmals seit Republikgründung
taten sich damals Oppositionelle aus allen Lagern zusammen. So wie heute
dominierten die Jungen das Geschehen.
Während jedoch Gezi mit seinen vielen kreativen Protestformen gerade am
Anfang einen Festival-Charakter hatte, ist der Ton gut zehn Jahre später
rauer im Land. Die Jungen sind wütend – endlich! Symbolisch für diese Wut
steht [2][ein Video, das im Netz zu sehen ist]. Vor laufender Kamera des
oppositionellen TV-Senders Halk TV will sich Sunay Akın, ein prominenter
Schriftsteller, bei einer Begegnung zwischen Demonstrierenden und
Polizisten an die Seite der Studierenden stellen und das Wort ergreifen, da
springt eine junge Frau zwischen ihn und die Kamera.
Die Studierenden lassen sich ihren Protest nicht länger von Etablierten
kapern, stellt sie vehement klar. Gemeint sind Abgeordnete. Das trifft
einen wunden Punkt. Auch wenn Akın kein CHP-Politiker ist, so hat die
Situation symbolischen Charakter. Man kann der CHP zum Vorwurf machen, dass
sie über Jahrzehnte die Minderheiten im Land politisch vernachlässigt hat.
Die säkulare Partei hat seit der Staatsgründung den religiösen Teil der
Bevölkerung diskreditiert und sich außerdem mit den Unterdrückern von
Minderheiten gemein gemacht, allen voran der kurdischen, die rund ein
Viertel der Bevölkerung in der Türkei ausmacht. Die Verhaftung des
wichtigsten Oppositionspolitikers, kurz nachdem [3][PKK-Gründungsmitglied
Abdullah Öcalan] zur Niederlegung der Waffen aufgerufen hat, passt zu
Erdoğans letztem Move.
## Eine Chance für die CHP
Während ein Gericht die [4][Untersuchungshaft von İmamoğlu] vorbereitet,
was jahrelange Haft seines größten Rivalen bedeuten könnte, gratuliert
Erdoğan zum kurdischen Frühjahrsfest Newroz und spricht von einem Tag der
Brüderlichkeit. Natürlich winkt er dem sunnitischen Teil der Bevölkerung.
Und natürlich gehört das zu seiner Strategie, mögliche Allianzen zu
spalten.
Man muss sich stark auf die Zunge beißen, bei allem, was sich gerade
politisch in der Türkei wiederholt. Und bei aller Kritik, die man an der
CHP für ihre vergangene Politik haben muss – dieser Moment könnte ihre
Chance sein, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Wenn sie ihre
knöcherne Parteistruktur öffnet, es schafft, die Jungen zu Wort kommen zu
lassen und sich ernsthaft für die Interessen von Minoritäten einsetzt –
dann könnte die Türkei tatsächlich gewinnen.
23 Mar 2025
## LINKS
[1] /Bilanz-der-tuerkischen-Proteste/!5063719
[2] https://onedio.com/haber/taksim-e-yurumek-isteyen-gencler-sunay-akin-i-konu…
[3] /Deutsche-Kurden-zum-moeglichen-PKK-Ende/!6072949
[4] /Repression-in-der-Tuerkei/!6077978
## AUTOREN
Canset İçpınâr
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