# taz.de -- Trumps Kahlschlagpolitik: Forschende und Studierende protestieren g… | |
> In den USA gehen Akademiker:innen wegen der massiven Kürzungen im | |
> Wissenschaftsbetrieb auf die Straße. Und im Weißen Haus soll es zu lautem | |
> Streit zwischen Marco Rubio und Elon Musk gekommen sein. | |
Bild: „Wer wird dich heilen, wenn die Wissenschaftler weg sind“: Bei einer … | |
New York afp | In den USA haben landesweit Wissenschaftler:innen gegen | |
[1][Kürzungen und Entlassungen durch die Regierung unter Präsident Donald | |
Trump] protestiert. Allein in Washington versammelten sich am Freitag mehr | |
als 1000 Demonstrierende. Auch in New York, Boston, Chicago oder Madison | |
gingen Forscher:innen, Doktorand:innen, Studierende und Ingenieur:innen | |
auf die Straßen. Derweil kürzte die US-Regierung der renommierten New | |
Yorker Columbia University wegen Antisemitismusvorwürfen die Zuschüsse um | |
400 Millionen Dollar. | |
Trumps Regierung hat seit dem Amtsantritt des Präsidenten am 20. Januar | |
erhebliche Bundesmittel für Forschung gekürzt und die Entlassung hunderter | |
Behörden- und Regierungsmitarbeiter:innen angeordnet, die vor allem | |
in der medizinischen Forschung und der Klimaforschung tätig sind. | |
Die Demonstrierenden in Washington trugen Transparente mit Aufschriften wie | |
„Geld für Forschung, nicht für Milliardäre“ und „Amerika wurde auf | |
Wissenschaft erbaut“. Mehrere Protestierende äußerten im Gespräch mit AFP | |
Befürchtungen hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft. | |
Grover, der nach eigenen Angaben in seinen 50ern ist und als Forscher an | |
einer Universität arbeitet, sprach von einer in 30 Jahren Karriere „nie | |
dagewesenen“ Situation. Sein Arbeitgeber habe Angestellte angewiesen, sich | |
mit öffentlicher Kritik an den Sparplänen zurückzuhalten – aus Furcht | |
davor, die Bundesregierung könnte als Vergeltung Mittel kürzen. | |
Chelsea Gray, eine 34-jährige Umweltwissenschaftlerin, spielt nach eigenen | |
Angaben bereits mit dem Gedanken an eine Auswanderung nach Europa. | |
Eigentlich habe sie für die Ozean- und Klimabeobachtungsbehörde NOAA | |
arbeiten wollen, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Deren Finanzierung | |
durch Washington steht nun auf der Kippe: „Mein Karriere-Weg ist vor meinen | |
Augen zusammengestürzt.“ Sie wolle zwar bleiben und „als US-Bürgerin den | |
USA dienen“. Sie bemühe sich aber bereits um die irische | |
Staatsbürgerschaft. „Ich muss mir alle Türen offenhalten“, betonte Gray. | |
Auch wegen Kürzungen bei den Stipendien sind viele Forscher:innen | |
besorgt. Einige Universitäten haben deshalb bereits die Zahl ihrer | |
Student:innen in Promotionsprogrammen oder in der Forschung verringert. | |
Auch die renommierte Columbia University in New York muss mit deutlich | |
weniger Geld auskommen – die Trump-Regierung kürzte das Geld hier aber | |
wegen angeblichen Versagens beim Schutz jüdischer Studierenden vor | |
antisemitischen Übergriffen. Bundeszuschüsse und Verträge in Höhe von rund | |
400 Millionen Dollar würden sofort gestrichen, erklärten am Freitag vier | |
Regierungsbehörden. Grund dafür sei „die fortgesetzte Untätigkeit“ der | |
Einrichtung „angesichts der anhaltenden Schikanen gegen jüdische | |
Studenten“. | |
Die Kürzungen seien „die erste Runde der Maßnahmen“, hieß es in der | |
gemeinsamen Erklärung der Regierungsbehörden weiter. Weitere Kürzungen der | |
staatlichen Unterstützung für die Columbia University, die sich insgesamt | |
auf rund fünf Milliarden Dollar beläuft, waren demnach zu erwarten. | |
US-Bildungsministerin Linda McMahon warf der Leitung der renommierten | |
Universität vor, bei den gewaltsamen antisemitischen Ausschreitungen auf | |
ihrem Campus zu lange weggeschaut zu haben. Seit dem Tag des Großangriffs | |
der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober | |
2023 seien jüdische Studierende auf dem Uni-Gelände „unaufhörlicher Gewalt, | |
Einschüchterung und antisemitischer Drangsalierung ausgesetzt – und werden | |
von denen, die sie eigentlich schützen sollten, ignoriert“, erklärte | |
McMahon. Universitäten müssten „alle Bundesgesetze gegen Diskriminierung | |
befolgen, wenn sie staatliche Unterstützung bekommen sollen“, erklärte sie | |
weiter. | |
Ein Universitätssprecher sagte, die Hochschule sichere zu, „mit der | |
Regierung zusammenzuarbeiten, um die Bundesmittel für die Columbia | |
wiederherzustellen.“ Die Universität nehme ihre rechtlichen Verpflichtungen | |
ernst und sei sich darüber im Klaren, wie „ernst“ die Ankündigung sei. | |
Trump hatte am Dienstag angekündigt, die staatlichen Gelder für | |
Bildungseinrichtungen zu kürzen, die „illegale Demonstrationen“ zuließen. | |
Ausländischen Teilnehmer:innen an solchen Protesten drohte er mit | |
Abschiebung, US-Bürger:innen mit Exmatrikulation und Haftstrafen. | |
Trump könnte auch, wie im Wahlkampf versprochen, das Bildungsministerium | |
insgesamt demontieren. Trump kann es zwar nicht ohne die Zustimmung des | |
Kongresses abschaffen, und dass er diese bekommt, ist unwahrscheinlich. | |
US-Medienberichten zufolge könnte er das Ministerium aber per Dekrete | |
letztlich aushöhlen. | |
## Bericht: Musk soll auch mit dem Verkehrsminister gestritten haben | |
Unterdessen sollen bei einem Treffen im Weißen Haus einem Medienbericht | |
zufolge [2][US-Außenminister Marco Rubio] und der [3][Tech-Milliardär und | |
Präsidentenberater Elon Musk] aneinandergeraten sein. Wie die New York | |
Times berichtete, soll sich der Zwist bei einer Kabinettssitzung am | |
Donnerstag am Vorwurf Musks entzündet haben, Rubio habe kein Personal in | |
seinem Ministerium entlassen. Musk habe zudem auch mit Verkehrsminister | |
Sean Duffy gestritten. | |
Trump dementierte den Bericht auf Nachfrage eines Journalisten. Musk und | |
Außenminister Rubio verstünden sich „fabelhaft gut“ miteinander, fügte er | |
an. | |
Nach dem besagten Treffen hatte Trump allerdings erstmals Kritik an Musks | |
Vorgehen beim Personalabbau in US-Bundesbehörden erkennen lassen. Musk | |
solle mit dem „Skalpell“ statt mit der „Axt“ vorgehen, schrieb Trump in | |
seinem Onlinedienst Truth Social. | |
Wie die New York Times berichtete, soll Musk zuvor in dem Treffen Rubio | |
zunächst vorgeworfen haben, dieser habe in seinem Ministerium seit Trumps | |
Amtsantritt noch „niemanden“ gefeuert. Rubio entgegnete demnach darauf, | |
1500 Mitarbeiter:innen seien bereits vorzeitig in Rente gegangen – und | |
fragte Musk sarkastisch zurück, ob er diese Menschen denn nun wieder | |
einstellen solle, um sie dann öffentlichkeitswirksam zu entlassen. | |
Verkehrsminister Duffy warf Musk bei dem Treffen der Zeitung zufolge vor, | |
die von ihm faktisch geleitete Abteilung für staatliche Effizienz (Doge) | |
habe versucht, Fluglots:innen zu entlassen. Fluglots:innen haben eine | |
zentrale Bedeutung für die Sicherheit des Luftverkehrs, in den USA war es | |
in den vergangenen Wochen zu mehreren Flugunfällen gekommen. Musk habe | |
Duffy entgegnet, sein Vorwurf sei eine „Lüge“, schrieb die „New York | |
Times“. | |
Trump habe daraufhin in den Streit eingegriffen, schrieb die Zeitung. Der | |
Präsident habe vorgeschlagen, neue Fluglots:innen sollten künftig unter | |
den „Genies“ gefunden werden, die an der prestigeträchtigen technischen | |
Universität Massachusetts Institute of Technology (MIT) studierten. | |
Zuvor hatten bereits mehrere US-Medien über Spannungen zwischen Musk und | |
hochrangigen Mitarbeiter:innen von Regierung und Bundesverwaltung | |
berichtet. Diese warfen den Doge-Leuten demnach vor, ihre Befugnisse zu | |
überschreiten. | |
8 Mar 2025 | |
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