# taz.de -- Verdi-Warnstreiks in Kliniken und Pflege: „Es braucht Bewegung au… | |
> In gut einer Woche wird im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen | |
> wieder verhandelt. Vorher gibt es erneut Warnstreiks. Ist eine Lösung in | |
> Sicht? | |
Bild: Ein Plakat der Gewerkschaft Verdi mit der Aufschrift „Heute Warnstreik�… | |
Berlin dpa | In vielen Kliniken, Rettungsstellen und Pflegeheimen | |
bundesweit sind Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi angelaufen. So seien in | |
Köln etliche Beschäftigte mehrerer Kliniken dem Streikaufruf gefolgt, sagte | |
ein regionaler Vertreter der Gewerkschaft der Deutschen Presse-Agentur. | |
Ähnlich sah es nach Gewerkschaftsangaben in Hamburg oder Hessen aus. Verdi | |
geht davon aus, dass sich Beschäftigte aus bundesweit mehr als 200 | |
Gesundheitseinrichtungen an dem Warnstreiktag beteiligen. | |
Patienten und Hilfsbedürftige müssen sich auf Einschränkungen einstellen, | |
obwohl es laut Verdi überall Notdienste gibt. Hintergrund der Protestaktion | |
ist der Tarifstreit im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Die | |
Gewerkschaft macht gut eine Woche vor der nächsten Verhandlungsrunde Druck. | |
Für Freitag ist schon der nächste Warnstreiktag angekündigt, unter anderem | |
in Kitas. | |
Die kommunalen Arbeitgeber kritisieren das. „Warnstreiks, die die | |
Kinderbetreuung, die Gesundheitsversorgung und den Nahverkehr einschränken | |
oder gar lahmlegen, schaden in erster Linie den Bürgerinnen und Bürgern“, | |
sagte Niklas Benrath, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Kommunalen | |
Arbeitgeberverbände (VKA). Das sei mitten in den Verhandlungen nicht | |
nachvollziehbar. | |
Ein Verdi-Sprecher betonte hingegen mit Blick auf die Aktionen in | |
Gesundheitseinrichtungen, das Wohl der Patientinnen und Patienten stehe im | |
Vordergrund. „Es gibt in allen bestreikten Einrichtungen einen Notdienst.“ | |
Die Verschiebung von geplanten Operationen komme auch sonst im Klinikalltag | |
oft vor. In Pflegeeinrichtungen werde bei der Streikbesetzung auf die | |
Wochenendbesetzung zurückgegriffen, sagte der Sprecher. Die Gewerkschaft | |
plant Kundgebungen unter anderem in Hamburg, Bochum, Köln, Essen, Solingen, | |
Mannheim und Berlin. | |
## Verdi fordert acht Prozent mehr | |
Die dritte Verhandlungsrunde vom 14. bis zum 16. März in Potsdam soll nach | |
dem Willen der Arbeitgeber eine „tragfähige Lösung“ bringen. „Dafür br… | |
es aber Bewegung auf beiden Seiten“, betonte Benrath. [1][Verhandelt wird | |
für etwa 2,5 Millionen Angestellte bei Bund und Kommunen in diversen | |
Berufsgruppen], so etwa [2][Erzieherinnen und Erzieher], Krankenpfleger, | |
[3][Busfahrerinnen] oder Feuerwehrleute. | |
Verdi fordert eine Tariferhöhung um acht Prozent, mindestens aber 350 Euro | |
mehr monatlich sowie höhere Zuschläge für die Arbeit zu belastenden und | |
ungünstigen Zeiten. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikumsentgelte | |
sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Außerdem fordert die | |
Gewerkschaft mindestens drei zusätzliche freie Tage. | |
Den kommunalen Arbeitgebern ist das zu teuer. Die Kernforderungen würden | |
für die Kommunen Mehrkosten von rund 11 Prozent bedeuten oder jährlich fast | |
15 Milliarden Euro, rechnete Benrath vor. Das sei angesichts leerer Kassen | |
und hoher Verschuldung nicht darstellbar. Besonders kritisch sehe man die | |
geforderten zusätzlichen freien Tage. Sie würden zu Einschränkungen in den | |
kommunalen Dienstleistungen führen, meinte der Verbandsvertreter. | |
Verdi und die ebenfalls beteiligte Gewerkschaft dbb Beamtenbund und | |
Tarifunion halten dagegen, für alles habe der Staat Geld, da müsse auch | |
eine bessere Entlohnung der Menschen möglich sein, die das Land am Laufen | |
hielten. Erbost sind die Gewerkschafter, dass die Arbeitgeber bei der | |
zweiten Verhandlungsrunde Mitte Februar kein Angebot vorgelegt haben. | |
## „Formelles Angebot nicht immer benötigt“ | |
VKA-Vertreter Benrath begründete dies damit, dass die Verhandlungen noch | |
nicht so weit gediehen gewesen seien. Bei mehr als 20 Einzelforderungen | |
müsse geprüft werden, was dies koste. „Ganz grundsätzlich: Es ist ein | |
Irrglaube, dass es für erfolgreiche Tarifverhandlungen stets ein formelles | |
Angebot benötigt.“ | |
Ausstände im öffentlichen Dienst gibt es seit Wochen. Am Freitag soll vor | |
dem internationalen Frauentag bundesweit in vielen Kitas und anderen | |
Einrichtungen für soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege die Arbeit | |
niedergelegt werden. Verdi ruft dann zu Warnstreiks bei Berufsgruppen auf, | |
die besonders häufig von Frauen ausgeübt werden. | |
6 Mar 2025 | |
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