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# taz.de -- Babyboomer in die Grundschulen: Der alte weiße Mann in seiner sch�…
> Ein Bildungssoziologe setzt auf fitte Babyboomer als Helfer an
> Grundschulen. Würde das nicht gleich ein Dutzend Probleme lösen? Ein
> Träumchen.
Bild: Coole Opas könnten die Welt retten – oder zumindest die Schwächen des…
Gestern musste ich aus dienstlichen Gründen den neuen Bildungs-Podcast
unserer Kultusministerin anhören. Bei der Gelegenheit habe ich gelernt, wie
viel Hoffnung der Bildungssoziologe Aladin El-Mafaalani in die Babyboomer
setzt.
Wenn sich nur ein Bruchteil dieser frisch Verrenteten, aber immer noch
Top-Fitten, als Wahlgroßeltern an den Grundschulen verdingen würden, könnte
das unser Bildungssystem retten, glaubt er. Besonders gefragt seien dabei
die Männer, Frauen engagierten sich ja ohnehin schon viel mehr.
Ich muss sofort daran denken, wie meine Söhne im Kita- und Grundschulalter
reagierten, sobald sich da ein männliches Wesen blicken ließ: Sie klebten
ihm an den Beinen wie kleine Äffchen und damit waren sie nicht die
einzigen. Das passiert wohl, wenn Papa immer entweder arbeitet oder müde
ist.
Der beste war Hans, der im Ganztag arbeitete (das war in NRW, wo es den
schon länger gibt als im vergleichsweise rückständigen Niedersachsen). Hans
hätte auch eine AG in Popo-Wackeln anbieten können und sie hätten die
gebucht. Der Alt-Hippie machte aber lieber so verrückte Sachen wie eine
Politik-AG.
## Opas gegen rechts und alles andere
Mit ähnlicher Affenliebe hingen sie an ihrem leider zu früh verstorbenen
Opa, der mit ihnen werkelte, gärtnerte und kochte. Überhaupt ist der Opa ja
die schönste Form des weißen, alten Mannes. Wobei man das „weiß“ da auch
streichen kann, wenn ich mir die türkischen und arabischen Opas in meinem
Viertel so angucke. Man bräuchte jedenfalls wirklich mehr von dieser Sorte.
Und am Ende profitieren davon ja auch die Herren selbst, nicht wahr? Wenn
sie erst einmal (wenn auch in manchen Fällen reichlich spät im Leben)
entdecken, wie viel Glück und Sinn man darin finden kann, tatsächlich
gebraucht zu werden.
Gibt es nicht immer mehr Studien, die belegen, dass gelingende soziale
Beziehungen ein entscheidender Faktor sind, wenn es um Langlebigkeit und
Lebenszufriedenheit geht? Ist es denn wirklich schlau, das immer nur den
Frauen zu überlassen?
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr scheint sich mir hier eine
Lösung für alle möglichen Probleme zu verbergen. Die ganz Jungen und die
Alten könnten sich gegenseitig die toxische Männlichkeit abgewöhnen.
Damit wäre doch praktisch allen geholfen, das hilft gegen Verkehrsrowdys
und Blockwarte, gegen Einsamkeit und bröselnden gesellschaftlichen
Zusammenhalt, mindert vermutlich sogar das Gesamtaufkommen an schlecht
gelaunten Facebook-Kommentaren und anderen Übeln. Vielleicht könnte man
damit am Ende sogar dem Rechtspopulismus das Wasser abgraben!
## Ein Führungszeugnis von den eigenen Kindern
Gut, da sind die Zielgruppen jetzt vielleicht nicht ganz deckungsgleich.
Man müsste ja schon auch aufpassen, dass man nicht aus Versehen AfD-Kader
und ähnliches Gesocks an die Grundschulen verklappt. Es müsste eine
Sozialverträglichkeitsprüfung geben oder so eine Art Führungszeugnis von
den eigenen Kindern oder der Oma, was weiß ich.
Okay, so ganz durchdacht ist das alles nicht. Vielleicht habe ich gestern
Abend auch einfach zu lange beschwipst in der Frühlingssonne gesessen und
(wie jedes Jahr) verzückt gestaunt, wie diese Stadt so vor sich hin
explodiert, wenn plötzlich alle aus ihren Winterhöhlen gekrochen kommen.
Vielleicht ist die Sehnsucht nach Hoffnungsschimmern gerade übermächtig
angesichts der Weltnachrichtenlage. Aber bitte, irgendwo da draußen muss
sie doch sein, diese Hoffnung. Und so schlimm kann das doch alles nicht
sein, wenn einen selbst in Hannover wildfremde Menschen in der
Fußgängerzone anlächeln.
23 Mar 2025
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Kolumne Provinzhauptstadt
Bildungspolitik
Geschlechterrollen
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Bildungspolitik
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
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