| # taz.de -- Nummer gegen Kummer: Besorgt am Telefonhörer | |
| > Das Berliner Sorgentelefon „Nummer gegen Kummer“ bekommt kein Geld mehr | |
| > vom Senat. Die Zukunft des Projekts ist ungewiss. | |
| Bild: Ohne das Geld vom Senat hebt hier bald keiner mehr ab | |
| Wenn man in Berlin die [1][Nummer gegen Kummer] wählt, landet man beim Team | |
| von Sabine Marx. Sie leitet das Kinder- und Jugendtelefon, auch ein | |
| Elterntelefon gibt es. Auf der anderen Seite der Leitung nehmen sie alles | |
| ernst, „was jungen Menschen das Leben schwer macht“: egal, ob es um | |
| Liebeskummer oder Gewalterfahrungen geht. | |
| Laut eigenen Angaben nimmt [2][Marx’ Team] jährlich etwa 10.000 Anrufe | |
| entgegen. Rund 100 qualifizierte Ehrenamtliche verschiedener Generationen | |
| bieten den Kindern und Jugendlichen anonyme Beratung. | |
| Doch zum nächsten Quartal streicht der Senat die Finanzierung, berichtet | |
| Projektleiterin Marx der taz. Der Senat sei nicht mehr bereit, jährlich | |
| 100.000 Euro für das Projekt zahlen. Als Begründung habe der Senat auf | |
| andere Hilfsangebote, wie die Hotline des Notdiensts Kinderschutz, | |
| verwiesen. „Diese Hilfsstellen sind eine Ergänzung, aber kein Ersatz“, sagt | |
| Marx. Die Nummer gegen Kummer sei hingegen ein besonders niedrigschwelliges | |
| Angebot. | |
| Neben Berlin sind über 70 weitere Standorte im bundesweiten Dachverband der | |
| Nummer gegen Kummer organisiert. Aber Ehrenamtlichen aus anderen Städten | |
| fehlt das Wissen über die konkreten Hilfsstrukturen vor Ort, an die | |
| Betroffene weitervermittelt werden können. | |
| Das Bundesfamilienministerium unterstützt den bundesweiten Dachverband und | |
| hatte den Senat in einem Schreiben um den Erhalt der Hotline gebeten. Die | |
| einzelnen Standorte werden nicht vom Ministerium finanziert, Träger des | |
| Berliner Hilfetelefons ist das Diakonische Werk | |
| Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Zu großen Teilen basiert die | |
| Finanzierung auf der Unterstützung durch den Senat, die nun wegfällt. | |
| ## Kritik im Abgeordnetenhaus | |
| „Die Streichung ist ein fatales Signal an Berliner Kinder, Jugendliche und | |
| Familien in Krisensituationen“, so die familienpolitische Sprecherin | |
| Marianne Burkert-Eulitz (Grüne). Ihre Fraktion fordert eine sofortige | |
| Rücknahme der Entscheidung. Auch ihr SPD-Kollege Alexander | |
| Freier-Winterwerb, hält den Schritt für unverantwortlich, da aktuell | |
| „psychische Gesundheit zunehmend in den Fokus rückt und die [3][Belastungen | |
| für junge Menschen] durch soziale Medien, schulischen Druck und familiäre | |
| Probleme steigen“. Statt Kürzungen fordert die Fraktion einen Aufwuchs der | |
| Mittel. | |
| Besonders respektlos gegenüber dem Projekt, der Zielgruppe, aber auch den | |
| Ehrenamtlichen findet Sabine Marx die kurzfristige Absage eigentlich | |
| veranschlagter Mittel. Nur einen Monat vorher wurde die Förderung für den | |
| April gestrichen. In Medienberichten gab die Senatsbildungsverwaltung an, | |
| schon im Dezember Kürzungen angekündigt zu haben. Diese Darstellung weist | |
| Diakonie-Sprecher Sebastian Peters zurück: Der Träger habe erst „Ende | |
| Januar von einer 40-prozentigen Kürzung und dann Ende Februar von der | |
| vollständigen Einstellung der Förderung erfahren“. | |
| Für die nächsten neun Monate versucht der Träger kurzfristige Gelder aus | |
| anderen Fördertöpfen zu organisieren. Doch ohne verlässliche Finanzierung | |
| durch den Senat könne die Hotline nicht weiter bestehen, warnt | |
| Projektleiterin Marx. | |
| 18 Mar 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.nummergegenkummer.de/ | |
| [2] https://www.diakonie-portal.de/informieren/themen/ehrenamt-freiwilligendien… | |
| [3] /Psychische-Gesundheit-bei-Minderjaehrigen/!6028691 | |
| ## AUTOREN | |
| Marie Gönnenwein | |
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