# taz.de -- Nach Vorwürfen am Berliner Ensemble: Sie spielen nicht | |
> Nach Mobbing- und Missbrauchsvorwürfen am Berliner Ensemble ziehen | |
> Theatermacherinnen ihr Stück zurück. Intendant Oliver Reese verspricht | |
> Aufarbeitung. | |
Bild: Claude De Demo in „#Motherfuckinghood“ im Berliner Ensemble | |
Nach dem Bekanntwerden angeblich unzumutbarer Arbeitsbedingungen und | |
gesundheitsgefährdender Schikane in der Maskenabteilung des Theaters | |
Berliner Ensemble (BE) haben die Regisseurin Jorinde Dröse und die | |
Schauspielerin Claude De Demo beschlossen, ihr Stück „#motherfuckinghood“ | |
vorerst nicht mehr dort zu spielen. | |
[1][Der Spiegel berichtete vergangene Woche] von angeblichen Missständen, | |
Mobbing und Schikane in der Maskenabteilung des BE, unter der insbesondere | |
Mütter massiv zu leiden hätten. Sechzehn betroffene, größtenteils bereits | |
ehemalige Mitarbeiterinnen äußerten sich dort zu den Vorwürfen, die unter | |
anderem ständige Verfügbarkeit, permanente Kontrolle, Bestrafung und | |
cholerisches Anschreien umfassen. | |
In einem Statement gibt sich das BE überrascht. Die Geschäftsführung (GF) | |
sei in Kenntnis der zuweilen problematischen Situation in der | |
Maskenabteilung gewesen, habe diese sehr ernst genommen und im vergangenen | |
Jahr schon Maßnahmen ergriffen: „Zuletzt hat es Ende 2024 ein Gespräch der | |
GF mit der gesamten Abteilung ‚Maske‘ gegeben, in dem sich die Beteiligten | |
positiv über die gegenwärtige Stimmung im Team und am Haus geäußert haben. | |
Weder in diesem Gespräch noch im Nachgang wurden der GF aktuelle Probleme | |
(auch nicht anonym) mitgeteilt.“ | |
[2][In einer Stellungnahme auf Instagram] äußerten sich nun auch Dröse und | |
De Demo zum Rückzug ihres Einpersonenstücks, das die Erschöpfung, | |
Veränderung und zuweilen gesellschaftlich prekäre Situation der | |
Mutterschaft in den Mittelpunkt stellt. „#motherfuckinghood“ sei ein sehr | |
persönlicher Abend, dessen Inhalte man ernst nehme, heißt es dort. Um in | |
der politischen Aussage des Stücks glaubhaft zu bleiben, setze man am BE | |
die Aufführung aus, bis die Anschuldigungen gegen das Theater aufgeklärt | |
seien, so Dröse und De Demo. | |
## BE-Intendant Oliver Reese gibt Statement ab | |
Vor dem Rückzug des Stücks skandierte am 8. März, dem feministischen | |
Kampftag, eine Protestgruppe namens BertiBrichtUltras nach der | |
ausverkauften Vorstellung von „It’s Britney Bitch“ von Sina Martens und | |
Lena Brasch Parolen von den Rängen und warf Flyer ins Publikum. In den | |
sozialen Medien schreibt die Gruppe dazu: „Immer noch klafft an Theatern | |
eine riesige Lücke zwischen nach außen vermarkteten Werten und tatsächlich | |
gelebter Realität hinter den Kulissen.“ | |
Die Vorwürfe treffen das Theater zu einem Zeitpunkt, an dem die von den | |
Haushaltskürzungen des Berliner Senats betroffene Theaterszene stark | |
verunsichert ist. Es sei ein schlechter Moment, um das Theater zu „bashen“, | |
äußerte sich eine Regisseurin, die namentlich nicht genannt werden möchte. | |
In einem aktuellen Statement gibt BE-Intendant Oliver Reese an, sich | |
„persönlich für eine vollständige Aufklärung aller Vorwürfe“ einzusetz… | |
Gemeinsam mit dem Betriebsrat und mit Unterstützung der Beratungsstelle | |
‚Diversity Arts Culture‘ arbeite man nach wie vor daran und werde im Zuge | |
dessen auch die Organisationsstruktur des Theaters überprüfen, um etwaige | |
Defizite ausgleichen zu können. Darüber hinaus habe man die Leiterin der | |
Maskenabteilung freigestellt. | |
14 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.spiegel.de/kultur/machtmissbrauchs-vorwuerfe-am-berliner-ensemb… | |
[2] https://www.instagram.com/p/DHEc1UaspNg/ | |
## AUTOREN | |
Hilka Dirks | |
## TAGS | |
Theater | |
Berliner Ensemble | |
Intendant | |
Machtmissbrauch | |
Mutterschaft | |
Mobbing | |
Theater | |
Ausgehen und Rumstehen | |
Theater | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Sci-Fi-Komödie über Mutterschaft: Die Faustin | |
Die Hybris hat in „Wollstonecraft“ Folgen. Auf der Bühne des Theaters | |
Freiburg entspringt ein künstlicher Mensch dem 3D-Drucker. | |
Mutterschaft in der Kultur: Care-Arbeit und Superkräfte | |
Sowohl auf Theaterbühnen als auch auf der diesjährigen Berlinale wird | |
Mutterschaft zum Thema. Bei unserer Autorin ist es noch (?) nicht so weit. | |
Mutterschaft auf der Bühne: Her mit dem modernen Mutterbild! | |
In Theatern in Berlin und Potsdam reflektieren Autorinnen und | |
Regisseurinnen: Warum ist der gesellschaftliche Umgang mit Müttern oft so | |
ungerecht? |