# taz.de -- Gerichtsurteil zu „Innerstädtischer Tod“: Kunstfreiheit wiegt … | |
> Der Roman „Innerstädtischer Tod“ von Christoph Peters wird nicht | |
> verboten. Geklagt hatte ein bekannter Berliner Galerist. | |
Bild: Der Autor Christoph Peters bei einer Lesung im September 2021 im Bürgerh… | |
Berlin taz | Der Roman „Innerstädtischer Tod“ von [1][Christoph Peters] | |
wird nicht verboten. Der Berliner Galerist Johann König, der sich in einer | |
Figur des Romans wiedererkannt haben will, hatte darauf geklagt. Die | |
Pressekammer des Landgerichts Hamburg hat mit Beschluss vom heutigen Tag | |
den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung ohne mündliche | |
Verhandlung zurückgewiesen. | |
Damit bleibt der Roman frei verkäuflich. Gegen diese Entscheidung kann | |
allerdings noch sofortige Beschwerde eingelegt werden. Ob die Kläger es tun | |
werden, blieb vorerst unklar. | |
Der Fall hat die Feuilletons in den vergangenen Tagen [2][ausgiebig | |
beschäftigt.] Eine der Figuren des Romans ist der fiktive Galerist Konrad | |
Raspe, gegen den in dem Buch MeToo-Vorwürfe erhoben werden. | |
Das Gericht geht, Beobachtern des Prozesses zufolge, zwar davon aus, dass | |
Johann und Lena König aufgrund der Übereinstimmungen zwischen ihnen und den | |
fiktiven Romanfiguren Konrad und Eva-Kristin Raspe jedenfalls für einen | |
Teil des Leserkreises erkennbar sind. Allein dies, so die Hamburger | |
Juristen, reiche indes für die Annahme einer | |
Persönlichkeitsrechtsverletzung nicht aus. Das Gericht musste eine Abwägung | |
zwischen den Persönlichkeitsrechten der Antragsteller und der | |
grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit vornehmen. Sie fiel zugunsten der | |
Kunstfreiheit aus. | |
Im Hintergrund der Entscheidung steht, dass der Roman zwar auf reale | |
Vorbilder rekurriert, dies dann aber als Grundlage für eine fiktionale | |
Darstellung besonderer gesellschaftlicher Problemfragen nutze. | |
Tatsächlich ist Konrad Raspe in dem Roman nur eine Figur von vielen. | |
Konzeptionell wichtiger ist, dass Christoph Peters das Personal und | |
teilweise auch die Handlung aus Wolfgang Koeppens Roman „Tod in Rom“ mit | |
der Berliner Gegenwart zusammenbringt. So gibt es die Figur eines alterndes | |
AfD-Funktionärs, der Preußens Klassizismus nachtrauert. Überzeugend tippt | |
Christoph Peters dabei neorechte Narrative an. | |
Ein Verbot des Romans hätte schwerwiegende Folgen für das Schreiben | |
aktueller politischer Romane insgesamt gehabt. Jede Anspielung auf reale | |
Hintergründe hätte möglicherweise Verbotsprozesse durch Personen, die sich | |
ungünstig porträtiert wähnen, nach sich gezogen. Insofern ist die | |
Entscheidung des Gerichts sehr zu begrüßen. | |
25 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Dirk Knipphals | |
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