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# taz.de -- Proteste in Argentinien: Eskalation bei Demo gegen niedrige Renten
> Schon lange protestieren Rentner gegen die Sparpolitik von Präsident
> Javier Milei. Jetzt mischten Fußballfans mit. Es gab Festnahmen und
> Verletzte.
Bild: Polizei gegen Rentner*innen in Buenos Aires
Buenos Aires taz | Brennende Autos und Müllcontainer, ein Hagel aus
Tränengasgranaten und Gummigeschossen, Steinen und Flaschen. Ein
lebensgefährlich verletzter Fotograf, mehr als hundert verletzte
Protestierende, uniformierte Einsatzkräfte. Und über 120 vorläufige
Festnahmen. Das ist die aktuelle Bilanz der gewalttätigen
Auseinandersetzungen am Mittwoch zwischen Polizei und Protestierenden rund
um das Kongressgebäude in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires.
Während im Gebäude die Abgeordneten [1][über einen möglichen
Untersuchungsausschuss zum Kryptoskandal] von Präsident Javier Milei
tagten, demonstrierten vor dem Kongress Argentiniens Rentner*innen. Schon
lange gehen sie jeden Mittwoch um 17 Uhr aufgrund ihre mickrigen Renten auf
die Straße. Und seit die Regierung des libertären Präsidenten Javier Milei
den freien Straßenverkehr auch während politischer Demonstrationen
garantiert, kam es immer wieder zu kleineren Rangeleien.
Für diese Woche nun hatten aber neben Gewerkschaften und Parteien auch
Fußballanhänger verschiedener Klubs ihre Unterstützung angekündigt.
Darunter auch die jeweiligen „Barra Bravas“, gewaltbereite
Fangruppierungen.
## Szenen eskalierender Gewalt
Wer schließlich angefangen hat, ist unklar. Kaum war der Durchgangsverkehr
vor dem Kongressgebäude blockiert, gingen die uniformierten Einsatzkräfte
mit großer Härte gegen die Protestierenden vor, egal ob Rentner*innen
oder Barra Bravas.
Es gab hässliche Szenen: Eine über 80-jährige Frau wurde von einem
Polizisten bewusstlos geschlagen. Ein Fotograf mutmaßlich von einer
Tränengasgranate lebensgefährlich getroffen. Vorrückende Wasserwerfer, um
sich schießende Polizisten auf Motorrädern gegen Steine werfende
Protestierende bestimmten für Stunden die Lage. Nachdem Nachrichtensender
live darüber berichtet hatten, kam es in vielen Stadtteilen zu spontanen
Straßendemos und cacerolazos, den lautstarken Kochtopfkonzerten.
Überraschen können die gewaltsamen Auseinandersetzungen niemand, gerade
nachdem die Teilnahme der Barra Bravas an dem Protest bekannt wurde.
Bereits am Vortag hatte Sicherheitsministerin Patricia Bullrich davor
gewarnt, dass die Demonstrierenden daran gehindert werden, die Straßen zu
blockieren oder Gewalt anzuwenden. „Unsere Kräfte sind im Einsatz, um das
Sicherheitsprotokoll durchzusetzen: Der Verkehr wird nicht unterbrochen und
die Barra Bravas laufen auf dem Bürgersteig“, sagte Bullrich.
## Renten sind am stärksten von Sparpolitik betroffen
Über die prekäre Lage der Rentner*innen herrscht ein breiter und
überparteilicher Konsens. Viele sind auf die Unterstützung durch Kinder und
Enkel angewiesen. Um nachhaltige Verbesserungen hat sich keine von all den
Regierungen der vergangenen Jahre gekümmert. Im Gegenteil: Unter Javier
Milei hat sich die Situation verschärft. Da Renten und Pensionen den
größten Posten im Staatshaushalt ausmachen, sind sie mit am meisten von der
Sparpolitik der Regierung betroffen.
Zuletzt wurde die Rückerstattung von 100 Prozent für bestimmte Medikamente
durch die allgemeine Krankenkasse PAMI abgeschafft. Ob die gestrige
Demonstration mehr als die Bilder von Verletzten und Verhafteten sowie
brennenden Fahrzeugen, von verschossenen Tränengasgranaten und
herumliegenden Steinbrocken hinterlässt, ist eher zweifelhaft.
Der Startschuss für anhaltende Proteste gegen die Politik von Javier Milei
ist sie nicht. Nach wie vor steht die Unterstützung von Mileis Politik auf
einer breiten gesellschaftlichen Basis. Auch wenn [2][Erinnerungen an den
Gewaltausbruch im Dezember 2017] gegen eine damals im Kongress beratene
Rentenreform wach wurden, der kein sozialer Aufstand folgte.
13 Mar 2025
## LINKS
[1] /Absturz-der-Kryptowaehrung-LIBRA/!6069851
[2] /Rentenreform-in-Argentinien/!5471435
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Argentinien
Buenos Aires
Javier Milei
Rentenpolitik
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