| # taz.de -- Krieg in Nahost: Mit „allen verfügbaren Mitteln“ gegen die Ham… | |
| > Vor den Gesprächen in Katar erhöht Israel den Druck: Die Stromversorgung | |
| > in Gaza wird gekappt. Den Verhandlungen hilft das wohl kaum. | |
| Bild: Die Entsalzungsanlage in Deir al-Balah (im Hintergrund) wurde mit Strom a… | |
| Jerusalem taz | Mit dem Eintreffen einer israelischen Delegation in Katar | |
| sollen am Montag formal die Verhandlungen über eine Fortsetzung der | |
| Waffenruhe im Gazastreifen wieder aufgenommen werden. Eine Hamas-Delegation | |
| war bereits am Sonntag eingetroffen. Die Gespräche finden jedoch unter | |
| unklaren Vorzeichen statt: Die USA nahmen zuletzt parallel direkte | |
| Gespräche mit der Hamas auf. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff wird laut | |
| einem Bericht der US-Nachrichtenseite Axios erst am Dienstagabend anreisen. | |
| Die israelische Regierung kündigte vor der Wiederaufnahme der Gespräche an, | |
| die Stromversorgung in den Gazastreifen zu unterbrechen. Der Schritt trifft | |
| laut Medienberichten zwei noch funktionierende | |
| Meerwasser-Entsalzungsanlagen. Energieminister Eli Cohen teilte mit, Israel | |
| werde „alle verfügbaren Mittel einsetzen“, um die Hamas aus Gaza zu | |
| vertreiben und die noch immer [1][dort verbliebenen israelischen Geiseln] | |
| zurückzuholen. | |
| Die meisten Menschen im Gazastreifen waren bereits zuvor auf Solaranlagen | |
| und Dieselgeneratoren angewiesen. Ein Mitglied des Politbüros der Hamas | |
| warf Israel „billige und inakzeptable Erpressung“ vor. | |
| Seit die sechswöchige erste Phase der Waffenruhe ohne eine Einigung auf | |
| eine Fortsetzung Anfang März zu Ende ging, erhöht Israel den Druck. Derzeit | |
| gelangen keinerlei Hilfslieferungen für die gut zwei Millionen Bewohner des | |
| Küstenstreifens mehr in das Gebiet. UN-Menschenrechtsexperten warfen Israel | |
| den Einsatz von „Hunger als Waffe“ vor. Berichte über Tote durch | |
| israelische Luft- und Artillerieangriffe sind wieder an der Tagesordnung. | |
| Die Armee unterrichtete Pressevertreter, dass Vorbereitungen zur | |
| Fortsetzung des Krieges laufen. | |
| ## USA „kein Handlanger Israels“ | |
| Die Verhandlungen waren zuletzt festgefahren: Israel verlangt für eine | |
| Verlängerung der Waffenruhe die Freilassung weiterer Geiseln, ohne sich auf | |
| ein Kriegsende und einen Abzug seiner Truppen festzulegen, wie von der | |
| Hamas gefordert. Deren Führung hat zwar Bereitschaft erkennen lassen, | |
| politische Macht in Gaza abzugeben, nicht aber ihrer Entwaffnung | |
| zugestimmt. | |
| Nun werden die Verhandlungen zudem durch die direkten Gespräche der USA mit | |
| der Hamas überschattet. Dabei soll es vor allem um die Freilassung von fünf | |
| Geiseln, die auch US-Bürger sind, gehen – von denen nur der US-Israeli Edan | |
| Alexander noch am Leben sein soll. Der US-Sonderbeauftragte für | |
| Geiselfragen, Adam Boehler, versuchte in einer Reihe von Interviews am | |
| Wochenende Kritik am US-Vorgehen zu zerstreuen – und sorgte dabei aber für | |
| neuen Unmut. So erklärte er am Sonntag, die USA seien „kein Handlanger | |
| Israels“. | |
| In Israel, wo von rechtsextremen Siedlern bis zu Angehörigen von Geiseln | |
| die Mehrheit der Bevölkerung [2][viel von US-Präsident Donald Trump | |
| erwartet], sorgen die Äußerungen für Verwunderung. Der Minister für | |
| strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, will von den direkten Gesprächen | |
| erst im Nachhinein erfahren haben. Boehler widersprach: Israel sei | |
| informiert gewesen. | |
| Dem israelischen Sender Kan sagte Boehler, die Hamas habe einen Fünf- bis | |
| Zehnjahresplan vorgeschlagen, während dessen sie ihre Waffen niederlegen | |
| würde und die USA und andere Staaten sicherstellen würden, dass die Gruppe | |
| keine politische Rolle mehr spielen könnte. Boehler nannte den Vorschlag | |
| „nicht schlecht für ein erstes Angebot“. | |
| ## Kein Durchbruch ohne die USA | |
| Ohne Druck aus Washington ist bei den Gesprächen in Doha jedoch kaum ein | |
| Durchbruch zu erwarten. Trotz jüngster Umfragen, denen zufolge mehr als 70 | |
| Prozent der befragten Israelis für einen Übergang zu Phase zwei sind, | |
| [3][zeigt die israelische Regierung wenig Kompromissbereitschaft.] | |
| Stattdessen werden die Befürworter von Verhandlungen in Israels Führung | |
| zunehmend weniger. | |
| Die Hamas positioniert sich vor diesem Hintergrund als verhandlungsbereit: | |
| Für ein Ende des Krieges sei sie bereit, alle Geiseln auf einmal | |
| freizulassen und politisch keine Rolle im Nachkriegs-Gaza zu spielen, ließ | |
| die Gruppe verlauten. Wie ernst es ihrer Führung damit ist, muss sie | |
| angesichts der israelischen Haltung nicht unter Beweis stellen. Für den | |
| Fall einer Fortsetzung des Krieges hingegen drohte die Gruppe mit der | |
| Tötung weiterer Geiseln. | |
| 10 Mar 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Felix Wellisch | |
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