# taz.de -- Neue Bürgerschaft nach der Hamburg-Wahl: Hallo! Und tschüss! | |
> Ins Hamburger Parlament haben es einige Kandidat:innen überraschend | |
> geschafft. Andere Politkarrieren enden anders als erwartet nun abrupt. | |
Bild: Viel Platz haben die Abgeordneten hier nicht: Plenarsaal der Hamburgische… | |
Hamburg taz | Das Kräfteverhältnis in der neuen Hamburgischen Bürgerschaft | |
war am Sonntagabend zügig klar – SPD und Grüne können mit ihren Fraktionen | |
weiter koalieren. Doch mit welchen Abgeordneten? Das muss durch das etwas | |
kompliziertere Hamburger Wahlrecht detailliert ausgezählt werden und | |
braucht einen Tag Arbeit, da die Listenaufstellungen der Parteien für die | |
Wähler:innen nicht bindend sind. Nun steht weitgehend fest, wer es ins | |
Parlament geschafft hat – und wer überraschend nicht. | |
Ohne allzu häufigen Zwist arbeiteten SPD und Grüne in der vergangenen | |
Legislatur zusammen. Nur einmal wackelte für einige Tage die Koalition im | |
Frühjahr 2023 dann doch beträchtlich: Als die Grünen-Abgeordnete Miriam | |
Block den Linken-Antrag für die Einsetzung eines parlamentarischen | |
NSU-Untersuchungsausschusses unterstützte, platzte der SPD-Spitze kollektiv | |
der Kragen und zwang die Grünenspitze zum Eingreifen. | |
Aber die grüne Fraktionsspitze war ohnehin sauer, entzog Block die | |
Fraktionsaufgaben. Für die kommende Bürgerschaft hat Block nun jedoch | |
wieder ein Mandat errungen – trotz schlechter Listenplatzierung erhielt sie | |
sogar deutlich mehr Direktstimmen als [1][etwa Ko-Fraktionschef Dominik | |
Lorenzen.] | |
Dagegen geht den Grünen mit Farid Müller ein Abgeordneter verloren, der | |
erstmals in die Bürgerschaft einzog, als die jüngste Grünen-Abgeordnete | |
Rosa Domm noch nicht mal geboren war: Seit 1997 saß Müller in der | |
Bürgerschaft. Lange Zeit war er ihr Sprecher für Queerpolitik, stieß 1999 | |
die sogenannte Hamburger Ehe an, mit der erstmals in Deutschland | |
homosexuelle Paare ihre Partnerschaft beim Standesamt eintragen lassen | |
konnten. Hätte er den Wiedereinzug geschafft, wäre er dienstältester | |
Abgeordneter geworden. Jetzt ist es der CDU-Abgeordnete Ralf Niedmers. | |
## Linken-Politikerin Özdemir: Hamburg oder Berlin? | |
Mit 15 Abgeordneten, so viele wie nie zuvor, [2][wird die Linke wieder in | |
die Bürgerschaft einziehen.] Wer genau es wird, ist zu einem kleinen Teil | |
noch offen: Da die bisherige Fraktionschefin Cansu Özdemir völlig | |
überraschend vor zwei Wochen auch ein Bundestagsmandat gewann, könnte sie | |
nach 14 Jahren aus der Bürgerschaft scheiden – dann würde Stephan Jersch, | |
bislang umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, es doch wieder ins | |
Parlament schaffen. Noch hat sich Özdemir aber nicht entschieden. | |
Während im Januar vergangenen Jahres noch rund 180.000 Menschen seinem | |
Aufruf folgten – und an einer der bundesweit größten Demonstrationen gegen | |
Rechtsextremismus teilnahmen -, stimmten bei der Hamburg-Wahl nicht | |
genügend Wähler:innen für den SPD-Politiker Kazim Abaci. Nach drei | |
Wahlperioden ist für ihn nun ziemlich überraschend Schluss. „Es war mir | |
eine Ehre, 14 Jahre lang für die Menschen dieser Stadt Politik zu machen“, | |
teilte er zum Abschied mit. | |
Und mit Markus Schreiber zieht ein weiterer, in öffentlichen Diskussionen | |
durchaus einflussreicher Sozialdemokrat nicht wieder in die Bürgerschaft. | |
Der gehörte er die vergangenen zehn Jahre an; stellte sich in der Zeit auch | |
immer mal wieder quer zur Parteilinie – war aber lange Zeit auch als der | |
Mann bekannt, der sich vor seiner Bürgerschaftszeit als Bezirksamtsleiter | |
von Hamburg-Mitte für die Vertreibung von Obdachlosen aus St. Pauli massiv | |
einsetzte. | |
Bei der CDU ist ein früherer Senator wieder in die Bürgerschaft eingezogen. | |
Dietrich Wersich war bereits Abgeordneter von 1994 bis 2004 sowie von 2011 | |
bis 2020. Von 2008 bis 2011 war er Senator für Gesundheit und Soziales, | |
führte anschließend die Fraktion an und wollte 2015 für die CDU Hamburger | |
Bürgermeister werden. | |
Mit [3][Peter Tschentscher], Melanie Leonhard, Andreas Dressel und Ksenija | |
Bekeris auf Seiten der SPD und Katharina Fegebank, Anjes Tjarks und Anna | |
Gallina bei den Grünen sind auch der amtierende Bürgermeister und einige | |
Senator:innen ins Parlament eingezogen. Sollten Sie auf ihre | |
angestammten Posten im Senat ernannt werden, müssen sie ihr Mandat abgeben. | |
Einige Nachrücker:innen dürfen aktuell also noch auf einen verspäteten | |
Einzug in die Bürgerschaft hoffen. Bis in den Frühsommer hinein könnte es | |
aber noch dauern. | |
4 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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