# taz.de -- Beamtenstatus und Gesundheit: Emma darf nicht Beamtin werden | |
> Psychologische Behandlung oder Beamtenlaufbahn? Eine Frage, die Folgen | |
> hat, denn die Angst vor solch einer Absage haben viele. | |
Bild: Ungerechte Entscheidungen können die Zukunftsplanung verbauen | |
Emma wollte Beamtin werden. Sie ist 19 Jahre alt, als sie ihre Zusage für | |
ein duales Studium bekommt, zieht dafür extra nach Berlin. Doch dann | |
beendet eine amtsärztliche Untersuchung ihre Pläne: Weil sie vor einigen | |
Jahren in psychologischer Behandlung war, darf Emma nicht Beamtin werden. | |
Die Angst vor solch einer Absage haben viele. Aus Sorge, später keine | |
Chance auf den Beamtenstatus zu haben, verzichten Betroffene sogar auf | |
Unterstützung. Anstatt sie zu ermutigen, setzt das System ein fatales | |
Zeichen: Wer zu seinen Problemen steht und sich Hilfe sucht, wird bestraft. | |
Beamte sind Angestellte des Staates – und der hat ein Interesse daran, dass | |
sie langfristig arbeitsfähig bleiben. Daher müssen Bewerberinnen und | |
Bewerber vor ihrer Verbeamtung eine medizinische Untersuchung durchlaufen. | |
Dazu gehört meist ein Anamnesebogen, der frühere Erkrankungen abfragt. In | |
welchem Umfang psychologische Diagnosen oder andere Vorerkrankungen | |
offengelegt werden müssen, variiert je nach Bundesland. Zudem umfasst die | |
Untersuchung Gesundheitschecks wie die Messung des Body-Mass-Index. Laut | |
dem Berliner Bildungssenat kommt es nur in wenigen Fällen vor, dass eine | |
Verbeamtung aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt wird. | |
Aber Betroffene berichten, dass sie sich gar nicht erst um Hilfe bemühen – | |
aus Angst vor Konsequenzen. Oder sie suchen Alternativen: Angehende | |
Lehrkräfte haben die Möglichkeit der schulpsychologischen Unterstützung. | |
Andere Betroffene finanzieren aus eigener Kasse Hilfe, um Einträge in ihren | |
Gesundheitsdaten zu vermeiden – ein finanzielles Privileg, das sich nicht | |
jeder leisten kann. | |
## Sich scheuen, psychologische Hilfe zu suchen | |
Diplom-Psychologe Fredi Lang vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und | |
Psychologen rät davon ab, psychische Probleme gar nicht anzugehen. | |
Bewerberinnen und Bewerber bräuchten sich nicht zu rechtfertigen. Die | |
Amtsärzte müssten individuell nachweisen, dass potenzielle Beamte aufgrund | |
einer psychischen Erkrankung vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden würden. | |
Ein Ausschluss sei eher die Ausnahme. Im Gegenteil, wenn eine Behandlung | |
erfolgreich ist, wäre man hinterher widerstandsfähiger. | |
Doch solange es für die Bewerberinnen und Bewerber keine Transparenz gibt, | |
werden sich manche weiterhin scheuen, psychologische Hilfe zu suchen. | |
Emma ist in Berlin geblieben und hat sich in Start-ups hochgearbeitet. Ein | |
zweiter Versuch, Beamtin zu werden, kommt für sie nicht infrage – die Angst | |
vor einer erneuten Ablehnung ist zu groß. | |
25 Feb 2025 | |
## AUTOREN | |
Alina Henning | |
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