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# taz.de -- Ausbeutung in Textilindustrie: Fabrik in Thailand zahlt Näherinnen…
> Der Onlinehändler Otto weist Vorwürfe der Kampagne für Saubere Kleidung
> zurück. Es geht um Missstände aus Zeiten der Coronapandemie.
Bild: Protest einer Näherin in Thailand
Berlin taz | Die Kampagne für Saubere Kleidung hat beim Bundesamt für
Wirtschaft Beschwerde gegen den Onlinehändler Otto eingelegt. [1][Sie
bezichtigt ihn des Verstoßes gegen das Lieferkettengesetz.] Dieses legt
fest, dass hiesige Unternehmen sich um die Menschenrechte der Beschäftigten
bei ihren weltweiten Lieferanten kümmern müssen. Der zugrunde liegende Fall
trug sich Anfang 2020 zu, als 209 Arbeiterinnen der thailändischen
Zulieferfirma Royal Knitting, die zeitweise unter anderem für Otto
gearbeitet hatte, entlassen wurden.
[2][Wegen der Absatzschwierigkeiten im Zuge der Coronapandemie] fehlten der
Textilfabrik Aufträge. Die Arbeiterinnen, vorwiegend geflüchtete Frauen aus
dem benachbarten Myanmar, erhielten nach eigenem Bekunden mehrere Monate
keine Löhne für bereits geleistete Arbeit. Ein thailändisches Gericht
setzte später eine Entschädigung von umgerechnet knapp 900.000 Euro fest,
die nach Angaben der Geschädigten bislang aber nicht ausgezahlt wurde.
Die internationale Kampagne für Saubere Kleidung unterstützt die Frauen
nun. Aktivistin Gisela Burckhardt sagt, Otto solle Gespräche mit den
Arbeiterinnen aufnehmen und „ausloten, wie eine Entschädigung möglich sein
könnte“. Als ehemaliger Auftraggeber von Royal Knitting sei Otto
mitverantwortlich für die ausstehenden Zahlungen.
Ein Teil des Problems besteht darin, dass beide Seiten unterschiedliche
Informationen zum Status der thailändischen Fabrik in der Zulieferkette von
Otto nennen. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg erklärt, die
Zulieferbeziehung habe bereits 2017 geendet. Deswegen sei man nicht
zuständig für die Kündigungen drei Jahre später, und schon gar nicht für
deren Folgen bis heute.
## Behörde muss Vorwürfe prüfen
Die Kampagne für Saubere Kleidung argumentiert dagegen, die Textilfabrik
habe wohl bis zur Coronapandemie für Otto gearbeitet. Als Beleg wird unter
anderem angeführt, die Arbeiterinnen hätten bis 2020 Etiketten von
Otto-Marken in Kleidungsstücke eingenäht. Dafür lägen eidesstattliche
Erklärungen vor. Auch Packlisten und Produktionsanweisungen von Royal
Knitting aus dieser Zeit würden die damalige Produktion für Otto
bestätigen. Die Textilproduktion dort sei von einer anderen Firma, Yamaken
Apparel, weitergeführt worden, bei der Otto noch 2020 Aufträge platzierte.
Dass das Hamburger Unternehmen mit Yamaken Apparel bis 2020
zusammenarbeitete, geht aus einem Otto-Schreiben an das Informationszentrum
für Wirtschaft und Menschenrechte hervor. In einer Mail an die taz betont
die Firma jedoch, dass sie zu diesem Zeitpunkt „bereits seit drei Jahren
keine Ware mehr“ bei Royal Knitting produzieren ließ. Bei den „vorgelegten
Kopien von Etiketten und Datenblättern handelt es sich um unkontrollierbare
Dokumente, die überall auftauchen und insbesondere auch aus Resten älterer
Aufträge stammen können“.
Aus den Unterlagen von Otto gehe hervor, „dass die Waren, auf die sich die
Belege beziehen, in einer anderen Fabrik hergestellt wurden“. Trotz
unterschiedlicher Auffassungen wolle man aber „mit allen beteiligten
Parteien zusammenarbeiten, um zur Klärung der Situation beizutragen“.
Nun muss sich das Bundesamt für Wirtschaft mit dem Fall beschäftigen. Dabei
wird eine Rolle spielen, ob Vorkommnisse von 2020 überhaupt unter das
Lieferkettengesetz fallen, das erst 2023 in Kraft trat.
21 Feb 2025
## LINKS
[1] /Berichtspflichten-fuer-Unternehmen/!6045548
[2] /Bekleidungsindustrie-leidet-unter-Corona/!5674792
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
Arbeit
Textilindustrie
Soziale Gerechtigkeit
Lieferketten
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Los Angeles
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