# taz.de -- Lösung nach Insolvenz in Flensburg: Werften unter neuer Flagge | |
> Für die insolventen Werften Nobiskrug und FSG haben sich Käufer gefunden. | |
> Nicht alle Beschäftigten können allerdings direkt wieder anfangen. | |
Bild: Hier soll es doch weitergehen: Die Werft Nobiskrug in Rendsburg | |
Flensburg/Rendsburg dpa | Für die insolventen Werften [1][Nobiskrug und | |
Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG)] von Investor Lars Windhorst sind | |
neue Betreiber gefunden worden. „Ich freue mich, dass Hendrik Gittermann | |
und ich heute mitteilen können, dass es an beiden Werftstandorten Lösungen | |
gibt, die Werftbetriebe zu erhalten“, sagte der vorläufige | |
Insolvenzverwalter Christoph Morgen am Freitag auf dem Gelände der FSG in | |
Flensburg. | |
So übernimmt der Bremer [2][Nobeljacht-Bauer Lürssen] die Werft Nobiskrug, | |
die auf Schiffbau und schweren Stahlbau spezialisierte | |
Heinrich-Rönner-Gruppe aus Bremerhaven die FSG. Bei der FSG tritt demnach | |
die australische Reederei SeaRoad als Kooperationspartner auf, bis ihre | |
dort in Bau befindliche Fähre fertiggestellt ist. Die Beschäftigten sollen | |
dort laut Morgen die Arbeit kurzfristig wieder aufnehmen. Allerdings seien | |
beide Werften zunächst nicht in einem Zustand, dass man einfach so wieder | |
anfangen könne. | |
## Zunächst Transfergesellschaft | |
Daher müssen die Beschäftigten zunächst in eine Transfergesellschaft | |
wechseln. Ziel ist es Morgen zufolge, dass bereits am Montag wieder erste | |
Arbeiter und Arbeiterinnen aus der Gesellschaft eingestellt werden, auch um | |
möglichst schnell mit dem Bau des Schiffes bei der FSG zu beginnen. Zuletzt | |
war bei beiden Werften von zusammen 494 Beschäftigten die Rede – ob alle | |
übernommen werden, ist noch unklar. | |
„Heute ist in der Tat ein Tag, wo endlich wieder Hoffnung und Zuversicht da | |
ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärte Schleswig-Holsteins | |
Ministerpräsident [3][Daniel Günther]. Zum 1. Februar solle allen Arbeitern | |
ermöglicht werden, in die Transfergesellschaft zu wechseln, die von den | |
Investoren getragen werden. | |
## Gute Nachricht für die Branche | |
Auch für Bundeswirtschaftsminister [4][Robert Habeck] ist der Erhalt der | |
beiden Werften eine gute Nachricht für den Werftbau. „Wir brauchen eine | |
starke maritime Industrie in Deutschland“, teilte der Grünen-Politiker mit. | |
Daher zeige der heutige Tag, dass der Werftenstandort eine Zukunft und die | |
Beschäftigten eine Perspektive haben. | |
„Wir planen hier in Flensburg die Werft wieder in alte Stärke | |
zurückzubringen“, erklärte Torsten Rönner von der Heinrich-Rönner-Gruppe, | |
die die Leitung der FSG übernommen hat. Viele hätten gesagt, dass die Werft | |
in keinem guten Zustand ist, er sei aber überzeugt, dass die Substanz noch | |
„gut genug“ sei. | |
„Das, was hier an Know-how in den letzten Wochen und Monaten verloren | |
gegangen ist, werden wir teilweise mit unserer Firmengruppe aufstocken“, | |
sagte Rönner. So würden bereits die ersten Arbeitsverträge vorbereitet, | |
damit die Werft in Flensburg bald wieder Schiffe bauen kann. | |
## Werften gehörten Windhorst | |
Beide Werften gehörten zur Tennor-Gruppe von Investor Lars Windhorst. Am | |
12. Dezember 2024 war bekanntgeworden, dass die Amtsgerichte Flensburg und | |
Neumünster für vier Gesellschaften der Werftengruppe | |
Insolvenzeröffnungsverfahren eingeleitet haben. Nobiskrug und die FSG | |
hatten bereits längere Zeit Probleme. | |
Der neue Besitzer der Rendsburger Werft Nobiskrug, die Bremer | |
Lürssen-Gruppe, hat bereits auf der anderen Kanalseite mit der Kröger-Werft | |
in Schacht-Audorf einen Standort. Sie ist auf große Jachten spezialisiert. | |
Nobiskrug hat seit ihrer Gründung 1905 weit mehr als 750 Schiffe gebaut. | |
Die Werft ist auf den Bau von Luxusjachten ab 60 Metern Länge | |
spezialisiert. Zu den bekanntesten Neubauten vergangener Jahre gehört die | |
Mega-Segeljacht „A“. Die knapp 143 Meter lange Jacht wurde aber in Kiel | |
gebaut. | |
## Immer wieder vor dem Aus | |
In der mehr als 150-jährigen Geschichte der FSG wurden viele verschiedene | |
[5][Schiffe gebaut]: Fracht-, Vieh- und Passagierdampfer, Drei-Mastschoner | |
und Offshore-Docks, Massengutfrachter, Flottendienstboote und | |
Forschungsschiffe. Die Werft stand bereits mehrfach vor dem Aus. Doch | |
bislang fand sich immer jemand, der sie vor dem Untergang bewahrte. | |
Die Heinrich-Rönner-Gruppe hatte im November 2021 bereits die | |
Stahlbauabteilung der Rendsburger Nobiskrug-Werft gekauft. Sie beschäftigt | |
den Angaben zufolge etwa 1.700 Mitarbeiter an 19 Betriebs- und | |
Produktionsstätten in Nord- und Ostdeutschland. | |
31 Jan 2025 | |
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