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# taz.de -- TV-Duell zwischen Scholz und Merz: Krimi ums Kanzleramt
> Der wöchentliche Tatort-Film muss dem TV-Duell zwischen Scholz und Merz
> weichen. Doch ein Mord ist auch Ausgangspunkt dieses kriminellen
> Wahlkampfs.
Bild: Olaf vs. Friedrich, der Straßenfeger zur Primetime, wer löst den Fall u…
Es ist Sonntag, 20.15 Uhr, zwei TV-Moderatorinnen treten in ein Berliner
Fernsehstudio. Zwei Politiker kommen dazu und beantworten Fragen. Immer
wieder wird es an diesem Abend um einen Mord gehen. Ort des Verbrechens ist
[1][ein Kinderspielplatz in Aschaffenburg], der Mörder ist ein
ausreisepflichtiger und psychisch kranker Mann.
Am Ende wird einer den Sender als Verlierer verlassen. Der andere geht ins
Kanzleramt. Oder auch nicht. Wie so manches Mal in einem Sonntagabendkrimi
bleibt das Ende auch dieses Duells offen.
Die Folge „Scholz gegen Merz“, die die ARD anstelle des „Tatorts“ am
Sonntag ausstrahlt, wird wahrscheinlich [2][weniger kriminell als dröge].
Kriminell aber war der Wahlkampf in der vergangenen Woche. Ein gewiefter
„Tatort“-Schreiber könnte aus dieser einen Politthriller drehen, in dem ein
Mord Ausgangspunkt eines völlig aus dem Ruder laufenden Wahlkampfs wird.
Am Sonntag wird es aber mutmaßlich auch um Dinge gehen, die man durchaus
auch als kriminell bezeichnen kann: Warum wurden die hunderttausende
Wohnungen nicht gebaut, die dringend notwendig sind, um nicht massenhaft
Menschen in Armut, Obdachlosigkeit, Traumata und Kriminalität zu stürzen?
Wieso ist das Drama um die Erderwärmung und die Aussichten auf unabsehbare
Kosten durch Überschwemmungen, Dürre und Ernteausfälle nicht oberste
Chefsache?
## Keine Plottwists
Die Antworten auf diese Fragen, die die Moderatorinnen am Sonntag Olaf
Scholz und Friedrich Merz mutmaßlich stellen werden, dürften mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so ausfallen, dass darin nichts
Überraschendes, Konkretes oder Machbares enthalten sein wird.
Bereits letzte Woche hatte das ZDF eine Wahlkampfrunde gezeigt, in der sich
Spitzenpolitiker*innen von Lars Klingbeil bis Alice Weidel ins Wort
fallen durften, während zeitgleich auf der „Wand“ zugeschaltete
Wähler*innen per Emoji ihre Reaktion auf das Gesagte ausdrücken sollten.
Eine peinliche Kindergartenbespaßung, in der Alice Weidel sich bei der
Kindergärtnerin beschwerte: „Der hat mich grade Nazi genannt.“
Das einzige angemessene Duell, das sich mal jemand im Fernsehen trauen
sollte, wäre die Kanzler- und Ministerkandidat*innen in ein
Videospiel zu schicken, eine Runde Baller-, eine Runde Strategiespiel. Die
Aufmerksamkeit wäre höher, der Gewinn auch.
Für alle, die sich den Sonntagabend nicht durch Realpolitik verderben
lassen wollen, gibt es leider im ZDF keine Krimi-Alternative. Der Sender
sendet unverfroren den gleichen Mist wie die ARD. Wieso zeigt man da nicht
wenigstens das Duell der Oppositionsführer? [3][Heidi Reichinnek] gegen
Sahra Wagenknecht – das wäre ein echter Knaller.
Die einzig echte Alternative indessen präsentiert am Sonntag um 20.15 Uhr
Arte: „Der Krieg des Charlie Wilson“. Der Film, dessen Drehbuch von Aaron
Sorkin stammt, dem Mastermind hinter der Politserie „The West Wing“,
basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt von dem texanischen
Kongressabgeordneten, der eine geheime Mission startete, um afghanische
Kämpfer gegen die Sowjetunion zu unterstützen. Er manövriert dabei durch
Intrigen und Korruption mit bestem schwarzem Humor und dem schonungslosen
Blick auf fatale Konsequenzen politischer Entscheidungen.
„Der Krieg des Charlie Wilson“, So., 20.15 Uhr, Arte
„Das TV-Duell – Scholz gegen Merz“, So., 20.15 Uhr, ARD/ZDF
7 Feb 2025
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## AUTOREN
Doris Akrap
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